Bei der Bürgerversammlung des 12. Stadtbezirks ging es hoch her

»Krawalle« in Schwabing

»Wie eine LKW-Tankstelle«: Die neue Münchner Freiheit war Thema der Bürgerversammlung.	Foto: OX2

»Wie eine LKW-Tankstelle«: Die neue Münchner Freiheit war Thema der Bürgerversammlung. Foto: OX2

Schwabing · Die Stimmung war aufgeheizt, was aber nur zu einem gewissen Teil an den schweißtreibenden Temperaturen am Dienstagabend gelegen haben mag. Das bekam gleich zu Anfang auch Hep Monatzeder zu spüren, bei der diesjährigen Bürgerversammlung für den Stadtteil Schwabing.

Empörtes Raunen brandete Münchens 3. Bürgermeister entgegen, als er leichtfertig in die restlos gefüllte Turnhalle des Maximiliansgymnasiums meinte: »Wir hätten nicht gedacht, dass so viele kommen würden.« Die Stimmzettel waren nämlich schon vor Beginn der Veranstaltung ausgegangen. 35 Bürgeranträge hatte niemand erwartet.

Vor allem ein Thema brannte den etwa 280 anwesenden Schwabingern unter den Nägeln: Die Tram, und zwar vor allem als Anbindung an die entstehende Parkstadt Schwabing oder korrekt »Parkstadt Alte Heide«.

Sie sei laut, 40 Pappeln müssten dafür weichen und ob ausreichend Anwohner auf die Straßenbahn umsteigen würden, sei fraglich. Das durch den Verzicht auf die neue Tramlinie zur Erschließung der Parkstadt eingesparte Geld solle doch lieber in Busse gesteckt werden, befand einer. »Die einen mögen sie, für die anderen ist sie ein Greuel«, meinte Werner Lederer-Piloty (SPD). »Publikumsfreundlich und wirtschaftlich«, lobte der Vorsitzende des Bezirksausschusses 12, Schwabing-Freimann, das Verkehrsmittel, was dementsprechend lautstarke »Buhs« hagelte. »Das ist eine Entscheidung aus dem vorigen Jahrtausend und so sehen die Dinger auch aus«, polterte Götz Kockelkorn und konnte begeisterte Beifallsstürme erringen. »Sie sind wohl schon lange nicht mehr Tram gefahren«, entfuhr es Hep Monatzeder.

Viele beschwerten sich auch über die ihrer Ansicht zu kurzfristige Information über die Trambahn-Pläne und forderten allgemein mehr Transparenz in Sachen zukünftiger Stadtentwicklung, etwa auf Litfasssäulen. »Wir wurden vom Stadtrat für unsere Informationspolitik gelobt«, entgegnete MVG-Vertreter Wolfgang Pfützner, was mit dem Zuruf »Technokratenschmarrn« bedacht wurde. Auch die Umgestaltung der Münchner Freiheit, unter anderem nötig durch eine Tram-Wendeschleife, fand wenig Anhänger.

Das Areal sei ein kommunikatives Zentrum für Familien und das ganze Viertel, meinte Gerhardt Beisenherz. Er wandte sich gegen jeden Eingriff in das »stimmungsvolle und gewachsene Ensemble«, etwa durch das dort geplante Sozialbürgerhaus, ein »5-geschossiger, 100 Meter langer Riegel«, so ein Schwabinger. Lederer-Piloty sprach sich neben einer Beteiligung der Anwohner am stattfindenden Workshop zur Umgestaltung auch für den »Blick von außen« von Experten aus. Worauf es irgendwo aus der Menge hallte: »Verschont uns!« ms

Artikel vom 24.07.2003
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