Fußgängertunnel am U-Bahnhof Marienplatz wird bald umgestaltet

Neues im alten Gewand

Altstadt · Wer kennt sie nicht, die orangefarbenen Wandfliesen im Siebziger-Jahre-Look, die einem im zweiten Untergeschoss des U-Bahnhofs Marienplatz fröhlich entgegenleuchten?

Wenn sich auch über Geschmäcker streiten lässt: Diese Fließen sind zweifellos das Markenzeichen des Bahnhofs. Und weil sie so »erfrischend charakteristisch« sind, sollen diese Fliesen jetzt auch in den Erweiterungstunnels für Fußgänger zum Einsatz kommen, die parallel zu den bisherigen Bahnsteigen entstehen.

Die Stadt München greift bei der Ausgestaltung der neuen Tunnels – sie sollen bis zur Fußball-WM 2006 betriebsbereit sein – also auf Altbewährtes zurück. Bei den Fliesen ebenso wie bei der Wahl ihres »architektonischen Beraters«: Alexander Freiherr von Branca – der Mann, der vor über 30 Jahren den gesamten Innenraum des U-Bahnhofs Marienplatz gestaltete – ist vom Baureferat nun erneut für die Planung zu Rate gezogen worden. »Es ist natürlich auch eine Kostenfrage, ob man das ganze Untergeschoss neu gestaltet oder das Vorhandene weiterführt«, erklärte von Branca bei der Präsentation des architektonischen Konzepts vor dem Bezirksausschuss Altstadt-Lehel (BA 1).

Die mächtigen Stützsäulen, die sich zwischen den bisherigen Bahnsteigen und den neuen Tunnels befinden, will er mit dunklem Naturstein verkleiden und durch spiegelnde Edelstahlflächen optisch in zwei Segmente teilen. »Das vermittelt den Eindruck von Leichtigkeit, schafft einen zusätzlichen optischen Akzent und regt die Fußgänger dazu an, auch die zweite Röhre zu benutzen«, so der Architekt.

Denn schließlich dient die Erweiterung einzig und allein dazu, den Fahrgastströmen der Linien U 3/ U 6 beim Passieren des »Nadelöhrs« Marienplatz mehr Bewegungsfreiheit zu verschaffen. Allerdings: Durch die Säulen werden die Sitzplätze am Bahnsteig etwa um die Hälfte reduziert. »Wir halten es für wenig sinnvoll, Plätze an der Wand des Erweiterungstunnels einzurichten«, so Paul Kramer, der Leiter der Abteilung U-Bahn-Bau im Baureferat. Für die dort sitzenden Fahrgäste würden die Säulen die Sicht auf die Gleise versperren. So bestünde die Gefahr, den Zug zu verpassen.

Statt dessen möchte von Branca den stehenden Fahrgästen die Wartezeit durch »Kunst am Bau« versüßen. »Die gefliesten Wände sind dazu optimal geeignet«, bekräftigte er. Bisher werden sie jedoch als Werbefläche genutzt und bringen der Stadt jährlich 35.000 Euro ein.

Ob die Stadt jedoch bereit ist, künftig auf die gesamten Werbeeinnahmen zu verzichten, bleibt abzuwarten. Der BA 1 hingegen traf in der letzten Woche eine klare Entscheidung: Einstimmig sprach sich das Gremium für die »Kunst am Bau« aus. rme

Artikel vom 24.07.2003
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