Garchinger Studenten entwickeln Spiel für Astronauten / ESA interessiert

Völlig schwerelos...

Frédéric Gai (ESA), Edurne Carpintero, Andreas Baumann, Vitalij Laubach und Michele Velenderic (v.li.) vor dem Grundgestell, in dem »Space Balls« gespielt wird.	Foto: Privat

Frédéric Gai (ESA), Edurne Carpintero, Andreas Baumann, Vitalij Laubach und Michele Velenderic (v.li.) vor dem Grundgestell, in dem »Space Balls« gespielt wird. Foto: Privat

Unterschleißheim/Garching · Der Weltraum – unendliche Weiten... unendlich langweilig?

Sicher, das All ist faszinierend, aber wenn man erstmal oben ist, was lässt sich mit der Freizeit schon anfangen. Vier Garchinger Studenten haben deshalb einen Zeitvertreib für Astronauten entwickelt: »Space Balls«.

Jetzt dürfen sie ihn auch ausprobieren. Am 29., 30. und 31. Juli werden sie ihr Spiel in einem Airbus A300 der Europäischen Raumfahrtagentur ESA testen. Wenn der Düsenjet über dem Atlantik in den Sturzflug geht, herrscht an Bord für etwa 30 Sekunden Schwerelosigkeit. Dann wird sich zeigen, ob »Space Balls« funktioniert.

»Es handelt sich dabei um eine Art dreidimensionales Billard-Kicker-Kegel-Spiel mit Luftpumpe«, erklärt Vitalij Laubach, einer der Entwickler. Der Unterschleißheimer, der in Jelisowo (Russland) geboren wurde, hat von 1993 bis 1997 Zivilluftfahrt an der Staatlichen Sibirischen Universität für Luft- und Raumfahrt in Krasnojarsk studiert.

Nach seiner Übersiedlung 1997 hat er sein Studium an der Technischen Universität in Garching fortgesetzt und steht nun kurz vor dem Abschluss der Diplomarbeit. Zusammen mit Andreas Baumann, Michele Velenderic und Edurne Carpintero hat Laubach »Space Balls« entwickelt. Das Spielfeld besteht aus einem transparenten Kasten, in dem Bälle von bestimmtem Gewicht umherfliegen. Die Spieler müssen mit Hilfe innen angebrachter Düsen die Bälle ins gegnerische Tor pusten. »Ganz einfach«, meint Laubach. Als sein Professor Eduard Igenbergs davon hörte, war er auf Anhieb begeistert und versprach, die Studenten zu unterstützen. Also haben sie sich bei der ESA um einen Platz bei einem Parabelflug des Airbus beworben. Dabei zieht das Flugzeug steil in den Himmel und drückt dann die Nase in einer weiten Kurve wieder nach unten. Bei einem Testflug absolviert der Airbus 30 solcher Kurven, was an Bord nicht selten den Einsatz von kleinen Tüten erforderlich macht. Oder wie Andreas Baumann sagt: »Zwanzig Prozent kotzen.«

Üblicherweise werden in dem Flieger physikalische Phänomene getestet. Braucht man denn überhaupt ein Spiel im All? Für Langzeitmissionen sei dies durchaus vorstellbar, habe die ESA den Studenten mitgeteilt und denkt gar an eine bemannte Marsmission. Der deutsche Astronaut Ulrich Walter, der vor zehn Jahren an einer Langzeitmission teilgenommen hat, zeigte sich angetan und will sich mit den Studenten treffen. »Die Menschen brauchen Spiele und Vergnügen«, meinen Vitalij Laubach und seine Kommilitonen. »Das gilt wohl auch für Wissenschaftler.« cr

Artikel vom 23.07.2003
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