Das Kinder- und Jugendtheater am Elisabethplatz wird 50 Jahre alt

Ein Hauch von Anarchie

Das Theater der Jugend in der Schauburg überrascht mit ungewöhnlichen Inszenierungen.

Das Theater der Jugend in der Schauburg überrascht mit ungewöhnlichen Inszenierungen.

Früher ein Kino, heute eines der ungewöhnlichsten Theater Deutschlands: Die Schauburg am Elisabethplatz ist mittlerweile seit 1976 Spielstätte des Münchner Theaters der Jugend, das jetzt 50-jähriges Bestehen feiert.

Am 3. Juni 1953 begann eine neue Theater-Ära in München. Was fast ein bisschen größenwahnsinnig klingt, kann in diesem Fall getrost als zutreffend bezeichnet werden. Mit der Premiere des Stückes »Pechvogel und Glückskind« eröffnete der Sänger und Schauspieler Sigfrid Jobst die »Münchner Märchenbühne«, die er dann später in »Theater der Jugend« umbenannte.

Damals wie heute ein ungeheures Wagnis, schließlich bezahlte Jobst alles mit privaten Mitteln. Theaterstätten ausschließlich für Kinder waren und sind rar gesät in Deutschland. Doch allen Unkenrufen zum Trotz – das Theater der Jugend in Schwabing entwickelte sich zu einer Erfolgsgeschichte.

Das Publikum stürmte förmlich die Aufführungen in der damaligen Spielstätte in der Reitmoorstraße, ein Jahr nach der Gründung erkannte auch die Landeshauptstadt München, dass das Theater eine beliebte kulturelle Einrichtung ist, die man mit Zuschüssen unterstützen wollte.

1969 folgte dann die endgültige Anerkennung des Theaters der Jugend durch das kulturschaffende Volk – die Stadt übernahm die Trägerschaft und gliederte das Jugendtheater den weltbekannten Kammerspielen an und nach einer turbulenten Phase konnte 1977 endlich der heutige Sitz in der Schauburg bezogen werden.

Heute gehört die Schauburg zu den bekanntesten Theaterstätten für junge Menschen mit teilweise hochklassig besetzten Produktionen. Das Besondere: Das Theater arbeitet künstlerisch und wirtschaftlich völlig selbstständig und nutzt nur in Ausnahmefällen die Werkstätten und Verwaltung der Kammerspiele mit. Die Regisseure und Bühnenbildner arbeiten als Gäste in der Schauburg – für jede Produktion wird ein anderes Team engagiert.

Ein klein wenig anarchischer als anderswo geht es zu in der Schauburg – das gehört hier zur Tradition. Man geht einfach andere Wege, weil man Jugendliche und Kinder zum Nachdenken anregen will. So stand über zwei Jahre das essayistische Theaterstück »Mein Vater Che Guevara« auf dem Programm.

Am Samstag, 12. Juli, werden Oberbürgermeister Christian Ude und die Kulturreferentin Lydia Hartl die neueste Schauburg-Produktion »Attacken des Herzens« mit einem Festakt eröffnen. Nach der Aufführung findet eine Feier mit Zuschauern, Journalisten, Politikern und natürlich dem Ensemble statt – auf die nächsten 50 Jahre. Filippo Cataldo

Artikel vom 10.07.2003
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