Siedlung Johanneskirchen wird 70 Jahre alt: Bewohner feiern am Samstag

Idyll aus dem Nichts

     Aus dem Nichts entstand vor 70 Jahren die Siedlung Johanneskirchen.

Aus dem Nichts entstand vor 70 Jahren die Siedlung Johanneskirchen.

Damals wie heute, der Kampf gegen das gleiche Problem: Wasser im Keller.

Auch im vergangenen Jahr war wieder alles in der Siedlung überflutet. »Das kommt vom hohen Grundwasserstand im Münchner Nordosten«, erklärt Hans Lommer, 1. Vorsitzender der »Interessengemeinschaft der Siedlung München-Johanneskirchen« und einer der 500 Bewohner.

Dieses Jahr wird die Alte Siedlung 70 Jahre alt. Kommendes Wochenende wird deshalb kräftig gefeiert zwischen Flensburger, Glücksburger, Düppeler und Apenrader Straße. Am Samstag, 28. Juni versprechen die Anwohner ein »Fest der Superlative«, zu der natürlich auch alle Nicht-Bewohner eingeladen sind.

Ab 14 Uhr sorgen verschiedene Musikgruppen wie eine Percussiongruppe, der Posauenchor der Immanuelkirche und Rock- und Popbands für Feierlaune. Die Ausstellung »Siedlung – gestern und heute« erzählt von 70 Jahre »turbulenter Siedlungsgeschichte«. Und das ist sie in der Tat. Hier spiegeln sich die massiven Veränderungen des damals »vollständig brachliegenden Nordostens«, so Lommer, wieder.

Damals boten die 1930 eingemeindeten Dörfer günstiges Bauland, allerorten entstanden Siedlungen. Auch in Johanneskirchen, so die Idee von einem Dr. Dr. Franz Zahnbrecher. Der wollte 1932 eine Siedlung in Verbindung mit einer »Ein- und Verkaufsgenossenschaft gründen. Die Genossenschaft, bei der jeder Bewohner Mitglied sein musste, wollte Siedlerbedarf günstig einkaufen. Wegen des hohen Grundwasserstands wollte die Stadt München das Projekt erst nicht genehmigen. Doch Zahnbrecher bekam die Baugenehmigung.

Am 1. Mai 1933 war der erste Spatenstich für die Doppelhäuser mit einer Wohnfläche von 70 Quadratmetern mit Wohnküche, Wohnzimmer, Schlafzimmer und gar mit einer verzinkten Badewanne im Keller. Dazu gehörte ein Grundstück mit 1100 bis 1200 qm. Mehrere Male kam der Bau allerdings wegen Geldmangels ins Stocken.

Doch schon im Winter 1933 zogen die ersten Besitzer ein. Sie bildeten eine »fast autonome Gemeinschaft«, so Lommer. Es herrschte das Prinzip der Selbstversorgung. Im Garten wuchs Gemüse, und es tummelten sich Hühner und Schafe. Auch heute zeichnet sich die Siedlung durch ihren »dörflichen Gemeinschaftssinn« aus: Neben Nachbarschaftshilfe gibt es regelmäßige Feste und Ausflüge, berichtet Lommer, der hier seit seiner Heirat 1970 mit Kind, Kegel und Katze lebt.

Besonders schätzt der 59-Jährige die Mischung aus »dörflichem Charme und Großstadtattitüde« – und »dass Anonymität hier ein Fremdwort ist.« ms

Artikel vom 25.06.2003
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