Das Deutsche Museum feiert 100jähriges Jubiläum

Naturwissenschaft spannend & populär

München · 1903 von dem Ingenieur Oskar von Miller gegründet, ist das Deutsche Museum in München heute eines der weltweit bedeutendsten naturwissenschaftlich-technischen Museen.

Mit über 50.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche und einem umfangreichen Bestand an wertvollen technischen und naturwissenschaftlichen Originalexponaten ist es aber nicht nur eines der größten Museen der Welt, sondern mit 1,3 Millionen Besuchern jährlich auch eines der erfolgreichsten. Es vermittelt auf spannende und populäre Weise die technisch-naturwissenschaftlichen Errungenschaften der letzten 100 Jahre und den damit verbundenen gesellschaftlichen Wandel.

Viel zu feiern also: Die heutige Museumsinsel war bis etwa 1900 unter dem Namen Kohleninsel bekannt, da auf ihr seit dem Mittelalter Holz und Holzkohle gelagert wurden. An der Wende zum 20. Jahrhundert fand die Insel und ihre zentrale Innenstadtlage zunehmende Aufmerksamkeit. 1898 nutzte man sie für die Zweite Kraft- und Arbeitsmaschinenausstellung. Auch die Stadtplaner interessierten sich nun für die Insel.

Der Ingenieur Theodor Lechner plante einen Inselbahnhof, der einflussreiche Architekt Theodor Fischer wiederum wollte sie mit einer kleinen mittelalterlichen Stadt bebauen. Der Vorschlag, auf der Insel ein nationales technisches Museum zu errichten, verknüpfte eine sinnvolle Nutzung mit einem erheblichen Prestigegewinn für die Stadt. Dieser überraschende Vorstoß kam von Oskar von Miller (1855–1934). Sein Vater Ferdinand war einer der weltweit führenden Erzgießer.

Die Löwen auf dem Siegestor, die Bavaria auf der Theresienhöhe oder das Bronzeportal an der Ostseite des Kapitols in Washington sind Beispiele für seine Kunstfertigkeit. Oskar von Miller selbst hatte ein Bauingenieurstudium absolviert, sich dann aber autodidaktisch der Elektrotechnik zugewandt. Anfangs als Technischer Direktor der Deutschen Edison-Gesellschaft (später AEG), dann ab 1890 als Leiter eines eigenen Beratungsbüros für Energiefragen wurde Miller zu einem der Vorreiter der Elektrotechnik in Europa.

Miller baute europaweit zahlreiche kommunale Kraftwerke und betrieb sie teilweise in Eigenregie. Während der Jahrestagung des Vereins Deutscher Ingenieure wurde am 28. Juni 1903 die Gründung eines Museums von Meisterwerken der Wissenschaft und der Technik beschlossen, das schon bald den Namen Deutsches Museum erhielt. Millers weltweite Beziehungen, sein ausgeprägtes Talent als Fundraiser und ein geschicktes System der Museumsorganisation waren beim Aufbau äußerst hilfreich. In kurzer Zeit gelang es, weite Kreise der Industrie und Wissenschaft, der Politik und der deutschen Regierungen, aber auch zahlreiche Einzelpersonen für diese Idee zu begeistern und sie zu tatkräftiger finanzieller Unterstützung und für die Stiftung von historischen wie aktuellen Objekten zu gewinnen. So hatte das Museum bis 1910 schon über 27.000 Exponate eingeworben.

Noch 1906 erfolgte in Anwesenheit Kaiser Wilhelms II. die Grundsteinlegung für das Museumsgebäude auf der Isarinsel. Krieg und Inflation verzögerten die Eröffnung bis 1925. Dann aber wurde es mit einer für Miller typischen Feier und einem aufwändigen Festzug eingeweiht. Vielfach wird diese Feier als das letzte Fest der Weimarer Republik bezeichnet. Bald zogen die dunklen Wolken der Weltwirtschaftskrise, des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges auf.

Das Tausendjährige Reich brachte für das Museum erhebliche Einschränkungen und Konfrontationen. Zeitweise wollten die Nationalsozialisten das Deutsche Museum mit einem gigantischen Haus der deutschen Technik, das direkt gegenüber dem Museum gebaut werden sollte, übertrumpfen. Kaum bekannt ist, dass sich unter den Museumsmitarbeitern eine kleine Widerstandsgruppe gegen das Regime bildete. Sie flog aber auf, mehrere Mitglieder starben in der KZ-Haft oder an deren Folgen. Der Zweite Weltkrieg mit den Bombardierungen Münchens hatte für das Museum schwerste Auswirkungen. Mehr als 5.000 Spreng- und Brandbomben trafen die Gebäude.

Rund 20.000 Objekte wurden vernichtet oder unbrauchbar. Nach dem Krieg begann der erneute Aufbau. Ziel war, das Museum ganz im Stil der Gründungsväter herzurichten. Erst allmählich fanden neue Technikbereiche, wie Atom- und Weltraumtechnik, Mikroelektronik oder Informatik, ihren Platz im Museum.

Insgesamt ist nach dem Krieg eine deutliche Verwissenschaftlichung des Museums feststellbar. Die enge Zusammenarbeit mit den Münchner Universitäten führte erstmals 1963 zu einem gemeinsamen Forschungsinstitut. In dem 1997 neu gegründeten Münchner Zentrum für Wissenschafts- und Technikgeschichte wurde die lose Zusammenarbeit institutionalisiert.

Auch die Bildungsarbeit, die traditionell im Deutschen Museum eine herausragende Rolle spielt, erfuhr durch die Gründung des Kerschensteiner Kollegs 1976 eine dauerhafte Organisation.

Das letzte Viertel des vergangenen Jahrhunderts brachte dem Museum mit dem Bau der Luftfahrthalle 1978–1984 eine erneute räumliche Ausdehnung. Damit waren allerdings die Raumkapazitäten auf der Insel erschöpft. Seit den 1990er Jahren ergriff das Museum die Chance zum Aufbau von Filialen, zuerst im nahe gelegenen Oberschleißheim (1992), dann im Wissenschaftszentrum Bonn (1995) und im Jubiläumsjahr 2003 mit der Eröffnung des Verkehrszentrums auf der Theresienhöhe.

Höhepunkt des Jubiläumsjahres auf der Museumsinsel ist nun der offizielle Festakt am 10. Mai, mit der Eröffnung der Ausstellung »Geschichte des Deutschen Museums« und »Wissenschaftliche Instrumente der Bayerischen Akademie der Wissenschaften«. Beide reflektieren Gründung und hundertjährige Tradition.

Im Mittelpunkt der Feierlichkeiten für die Öffentlichkeit steht die Eröffnung des Verkehrszentrums am 11. Mai. In den drei historischen, denkmalgeschützten Hallen auf dem ehemaligen Messegelände Theresienhöhe entsteht ein richtungsweisendes Zentrum für Verkehr, ein fester Ort für den Dialog über die Zukunft der Mobilität. Die einzigartige Sammlung Landverkehr des Deutschen Museums wird in völlig neuem Kontext präsentiert.

Mit der Halle III »Mobilität und Technik« wird die erste Ausbaustufe eröffnet. Ein großer Festzug mit historischen Fahrzeugen und Verkehrsmitteln aus verschiedenen Epochen führt am 11. Mai um 11 Uhr von der Museumsinsel durch die Münchner Innenstadt zur Theresienhöhe; gefeiert wird dort mit einem großen Volksfest für alle.

Artikel vom 07.05.2003
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