Ungewöhnliche Ausstellung im Architekturmuseum

Individuell, spontan, witzig

Maxvorstadt · »Dinner for Architects – Serviettenskizzen für das Architekturmuseum« heißt eine neue, interessante Ausstellung in der Pinakothek der Moderne, Barer Str. 29, die bis Sonntag, 18. Mai zu sehen ist.

Anlässlich der Eröffnung der Pinakothek der Moderne lud das Architekturmuseum der Technischen Universität München berühmte Architekten aus aller Welt zu einem imaginären Dinner ein und bat sie eine Skizze auf einer Serviette als »Stellvertreter« zu schicken.

Architekten ist der Hintergrund zu dieser Idee geläufig, die spontane Skizze, die zu jeder Gelegenheit, an jedem Ort und auf beliebigen Material angefertigt wird, ist fast so etwas wie das Kenn- und Markenzeichen der Kreativität von Architekten. Um die Entstehung berühmter Entwürfe, die beim Essen auf die Tischdecke, auf die Zigarettenschachtel oder eben auf eine Serviette skizziert wurden, ranken sich viele Geschichten, die mit Namen wie Le Corbusier, Carlo Scapa oder Alvar Aalto verbunden werden.

Die Idee dieser Ausstellung hat somit einen konkreten Hintergrund. Dabei ging es allerdings nicht um Entwurfseinsendungen, sondern um eine spielerische Hommage an die Kreativität und das Können des Berufsstands. Die Namensliste der Architekten, die aus den renommiertesten Büros zwischen Tokio und New York an der Aktion teilnahmen, liest sich wie ein Who’s Who der Architekur: Tadao Ando/Osaka, Mario Botta/Lugano, Sauerbruch Hutton/Berlin oder Peter Wilson/Münster, um nur einige zu nennen.

Die phantasievollen und originellen Skizzen sind Zeugnisse von enormer Kreativität und Ideenreichtum. Geschichten werden erzählt, ganze Werkverzeichnisse dargestellt, Utopien, Collagen und Phantasiegebilde sind zu sehen. Individuell, spontan, witzig, aber auch wohlüberlegt zeigen die Skizzen das ganze Spektrum der Architekturzeichnung. Die grafischen Mittel der Darstellung reichen von Blei-, Bunt- und Filzstift über Tusche, Druck- und Aquarelltechniken bis, ja richtig: zum Lippenstift.

Im Zeitalter des Computers gewinnen architektonische Skizzen einen neuen Stellenwert. Häufig sollen sie als Beweis der schöpferischen Unabhängigkeit von der Maschine dienen und werden dementsprechend stilisiert.

Inzwischen ermöglicht innovative Software direkt in den Computer zu skizzieren. Demnächst gehören wohl auch die Handskizzen der Vergangenheit an, so wie von Hand gezeichnete Pläne heute praktisch nicht mehr gefertigt werden. In Zukunft erhalten sich vielleicht nur noch die Skizzen, die der Architekt beim Essen schnell auf eine Serviette gezeichnet hat, als eigenhändiges Zeugnis einer Idee.

Führungen durch die Ausstellung jeweils um 17.30 Uhr, am 8. Mai und 15. Mai.

Artikel vom 17.04.2003
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...