Ausstellung über Historienmaler Piloty

Hauptsache Helden

Fast vergessen, die Werke des Münchner Historienmalers Carl Theodor von Piloty. 	Foto: Veranstalter

Fast vergessen, die Werke des Münchner Historienmalers Carl Theodor von Piloty. Foto: Veranstalter

Maxvorstadt · Carl Theodor von Piloty (1826 bis 1886) gehörte zu den berühmtesten Historienmalern seiner Zeit. Heute ist er weitgehend in Vergessenheit geraten und findet in der kunsthistorischen Literatur unserer Zeit kaum noch Erwähnung.

Im Jahr ihres 150-jährigen Bestehens widmet die Neue Pinakothek dem Künstler, Lehrer und Direktor der Münchner Akademie erstmals eine größere Ausstellung.

Titel: »Großer Auftritt – Piloty und die Historienmalerei«, zu sehen bis 27. Juli in der Neuen Pinakothek.

Pilotys Ruhm gründete auf dem Gemälde »Seni vor der Leiche Wallensteins«, das unmittelbar nach seiner Vollendung im Jahr 1855 von König Ludwig I. von Bayern für die Neue Pinakothek erworben wurde. Sein für die damaligen Sehgewohnheiten revolutionär anmutender Malstil, der sich an französischen und belgischen Vorbildern orientierte, erregte allgemeines Aufsehen. Mit seiner brillanten Farbigkeit und seiner theatralischen Lichtführung setzte Piloty sich deutlich vom körperlosen, betont zeichnerischen Idealismus in der Art eines Peter Cornelius und der romantisch verträumten Malerei Moritz von Schwinds ab, die bis dahin die Münchner Kunst dominiert hatten.

Pilotys atmosphärisch dichte Kompositionen zeichnen sich durch einen besonderen Reichtum an Details in Kostüm und Interieur aus: Elemente einer Inszenierung, mit denen der Maler die historische Wahrhaftigkeit des Geschehens anschaulich machen wollte.

Neue Wege in der deutschen Malerei beschritt Piloty jedoch nicht nur in der Wahl seiner Stilmittel. Piloty zeigt seine Helden, die mit vitaler Präsenz dem Betrachter entgegentreten, in außergewöhnlichen, dramatisch zugespitzten Momenten ihres Lebens. Die Titel seiner Hauptwerke, einstmals berühmt und gefeiert, sprechen für sich: Heinrich VIII. wirbt um Anna Boleyn, Nero auf den Trümmern Roms, Der Morgen vor der Schlacht am Weißen Berg, Die Ermordung Cäsars.

Die Ausstellung zeigt eine eindrucksvolle Reihe seiner monumentalen Hauptwerke und rückt die Historienmalerei Pilotys in den Mittelpunkt. Die beiden großformatigen Gemälde aus dem Münchner Maximilianeum, »Die Gründung der katholischen Liga« und der »Eroberung Jerusalems durch Gottfried von Bouillon«, können nach Abschluss einer aufwendigen Restaurierung erstmals der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Den Ausstellungsmachern ist es ferner gelungen, einige seit langem nicht mehr öffentlich gezeigte Werke nach München zu holen. So kommt etwa »Wallensteins Zug nach Eger« aus einer amerikanischen Privatsammlung in die Ausstellung. Die heute noch nachweisbaren Historienbilder des Künstlers sind in der Ausstellung fast vollständig vereint.

Außerdem werden Zeichnungen und Ölskizzen gezeigt, die auf eindrucksvolle Weise die Entstehung der großformatigen Kompositionen von der ersten flüchtigen Skizze bis zum ausgeführten Werk dokumentieren.

Artikel vom 17.04.2003
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