Theaterprojekt der Wilhelmschule begeistert Kinder, Eltern und Lehrer

Kleine Schauspieler

Kleine Schauspieler, große Augen – beim Theaterprojekt an der Wilhelmschule haben die Abc-Schützen ganz neue Seiten an sich entdeckt.	Foto: aw

Kleine Schauspieler, große Augen – beim Theaterprojekt an der Wilhelmschule haben die Abc-Schützen ganz neue Seiten an sich entdeckt. Foto: aw

Schwabing · Wie kann man die kindliche Kreativität und soziale Kompetenz fördern? Wie kann man unter 29 Schülern eine Gemeinschaft herstellen? Diese Fragen stellten sich vor über einem Jahr Isabell Mahlo, Gerlinde Scheringer und Margit Sigl, drei Mütter der damaligen Klasse 1a der Grundschule an der Wilhelmstraße.

Als Antwort wurde das Theaterprojekt »1a« ins Leben gerufen. »Wir haben damals gemerkt, dass das Musisch-Kreative im Grundschulunterricht nur spärlich vorhanden ist«, erzählt Mahlo. Hinzu kam, dass der Ausländeranteil innerhalb der Klasse bei 38 Prozent lag. »Es gab bei der Einschulung Kinder, die nur schlecht Deutsch sprachen, andere hingegen konnten bereits lesen«, erklärt die Initiatorin.

Ein wesentliches Ziel war deshalb »die Integration von ausländischen Schülern zu unterstützen und Aggressionen, entstanden durch Leistungsfrust, aufzulösen«.

Ende des letzten Schuljahres standen die 29 Abc-Schützen beim Sommerfest der Wilhelmschule zum ersten Mal auf der Bühne. »Das Stück war ganz einfach, nicht textlastig. Die Kinder haben sich hauptsächlich nach Musik vom Band bewegt«. Die Begeisterung bei den Erstklässlern und ihren Eltern war jedoch so groß, dass man sich entschloss auch im zweiten Schuljahr ein Stück einzustudieren. »Die Kinder lieben das Theaterspielen, die Resonanz der Eltern war super und auch die Lehrer sind absolut begeistert«, freut sich Isabell Mahlo.

Deshalb wurde nun am 1. April im Turnsaal der Schule das neue Stück der Klasse 2a aufgeführt: »Ali Blabla und der Raub des Märchenbuches«. Geprobt wurde während des Unterrichts: Die Kinder konnten ihre Rollen frei wählen, die Texte und die Musik selbst erarbeiten und, mit Hilfe der Eltern, das Bühnenbild und die Requisiten selbst basteln und nähen: »Kein Kind wurde in eine Rolle gepresst, alle konnten ihrer Kreativität freien Lauf lassen und ihre Ideen einbringen«, so Mahlo.

Der Erfolg der Arbeit ist offensichtlich: Die kleine Kubanerin Sol sprach bei ihrer Einschulung kein Deutsch. Jetzt stand sie ohne Scheu auf der Bühne und spielte die Prinzessin aus 1001 Nacht. Auch Klassenlehrer Norbert Rinck ist begeistert: »Das Echo bei den Aufführungen hat das Selbstbewusstsein der Kinder sichtlich gestärkt.

Im schulischen Alltag wenig auffallende Kinder haben zum Teil enorme Fähigkeiten und Talent beim Spiel gezeigt. Dies ist auch den Mitschülern aufgefallen. So konnten einige Kinder eine ganz neue Rolle im Klassengefüge finden.« Grund genug, um dieses Projekt weiter fortzusetzen. aw

Artikel vom 10.04.2003
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