Schüler gestalten ihr Schulhaus Stück für Stück

Goldene Waschbecken im Michaeli!

Berg am Laim · Montagnachmittag, im Kunstsaal des Michaeli-Gymnasiums. Die Tische sind zur Seite geschoben, Farbtöpfe, Paletten und Pinsel liegen bereit, Musik dringt aus dem CD-Player.

Erst bei genauerem Hinsehen lassen sich die leuchtenden Farbflächen als Körperformen identifizieren. Sechs Mädchen und Jungen der Klasse 6 a stapfen auf der Suche nach einer Farbe für den Hintergrund in Strümpfen auf dem Bild herum und legen Farbproben aus. »Was haltet ihr von diesem Rot?«, fragt Annika.

»Viel zu knallig, außerdem siehst du dann Vronis gemalten Arm gar nicht mehr!« Abgelehnt – eine andere Farbe muss her. Blau vielleicht? Anna, 11. Klasse, die gerade an einem Entwurf für ein Treppenhaus-Bild arbeitet, kann den Jüngeren Tipps geben…

Seit einigen Jahren exisitiert am Michaeli-Gymnasium die Arbeitsgemeinschaft Schulhausgestaltung, Schülerinnen und Schüler unterschiedlicher Jahrgangsstufen gestalten in ihrer freien Zeit Bilder und Objekte, die das ansonsten eher nüchterne und schmucklose Schulhaus beleben.

Die Ideen für die Bilder kommen überwiegend von den Schülern, gemeinsam mit ihrer Lehrerin Petra May werden diese Ideen konkretisiert und durchgeführt.

So entstehen Jahr für Jahr sehr unterschiedliche Arbeiten: großformatige Bilder für das Klassenzimmer, bemalte Wandflächen und Säulen im Schulhaus und sogar ein Waschraum, vom Boden bis zur Decke als Unterwasserwelt gestaltet, inklusive farbiger Beleuchtung und goldener Waschbecken. Es geht dabei nicht um Perfektion, sondern um einen lebendigen, aktiv gestaltenden Umgang mit der unmittelbaren Umgebung. Gefördert wird dabei auch die Identifikation und der sorgsame Umgang der Schüler mit ihrem Schulhaus: Keines dieser Schülerkunstwerke wurde je zerstört. Aus dem grauem Beton der Wände des schlichten 70er-Jahre-Baus wird so ein farbenfrohes Schulhaus, in dem sich die Schüler wohl fühlen können.

Zwei Wochen später, wieder im Kunstsaal. Die Schüler betrachten ihr »Riesenbild«, an dem sie über einen Zeitraum von drei Monaten gearbeitet haben. Letzte Überlegungen zum Aufhängen des Werkes in ihrem Klassenzimmer werden angestellt. Welches Werkzeug brauchen wir? Wer besorgt was? Machen wir eine kleine Vernissage? Aber sicher! Und schon tauchen neue Ideen auf: Wollen wir den öden Fahrradkeller mit Schattenfiguren bemalen – oder verwandeln wir den Treppenaufgang beim Lehrerzimmer in einen Farbgang?

Jedes Projekt ist eine neue Herausforderung und ein kleines Wagnis. Bleibt zu hoffen, dass die Arbeit so weitergehen wird, nicht zuletzt dank der Unterstützung der Schulleitung, die so ein kreatives Treiben (wild)wuchern lässt, und des Elternbeirates, der finanziell unter die Arme greift. Die AG Schulhausgestaltung trifft sich alle zwei Wochen am Montagnachmittag und ist offen für Interessenten. Führungen werden nach tel. Vereinbarung von Frau May-Schäfer angeboten. Michaeli-Gymnasium München, Hachinger-Bach-Straße 25, Tel. 45 05 63-0.

Artikel vom 02.04.2003
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