Chorkonzert mit Uraufführung: »Collegium Vocale« schafft Klangerlebnisse

Musikalische Passion

Mit »Passion« bei der Sache: die Mitglieder des »Collegium Vocale« von St. Wolfgang – weit mehr als nur ein Kirchenchor.	Foto: rme

Mit »Passion« bei der Sache: die Mitglieder des »Collegium Vocale« von St. Wolfgang – weit mehr als nur ein Kirchenchor. Foto: rme

Haidhausen · Ein Chor, der einen eigenen Komponisten in seinen Reihen hat – so etwas findet man nicht alle Tage.

Noch dazu einen Komponisten, der seinem Chor ein Stück »auf den Mund zuschneidet«, es genau auf dessen spezielle Vorlieben und Stärken abstimmt! Der Kammerchor der Pfarrei St. Wolfgang befindet sich in dieser glücklichen Lage: Bei einem großen Konzert am vergangenen Sonntag konnte das »Collegium Vocale« die Uraufführung eines Werkes von Manfred Taitsch präsentieren, der selbst im Chor mitsang. »Seht nur an die zwei Herzen«, so hieß das klangvolle Stück. Es bezieht sich textlich auf die Kreuzigungsszene, melodisch basiert es auf einer Melodie von Fritz Rothschuh, dem langjährigen Leiter der Münchner Chorbuben.

Zu den Chorbuben hat das »Collegium Vocale« überhaupt eine sehr enge Beziehung. Denn Stefan Ludwig, seit gut zwei Jahren Kirchenmusiker in St. Wolfgang, war zuvor Stimmbildner bei diesem wohl berühmtesten Münchner Knabenchor. »Von dort habe ich viele Männerstimmen für das Collegium Vocale gewonnen«, erzählt er.

Schon 1994 hat Ludwig den Kammerchor als freies Konzertensemble gegründet, viele Sänger sind ihm nach St. Wolfgang gefolgt. Gerne nehmen sie mindestens einmal pro Woche den Weg von Freising, Planegg oder Germering bis nach Haidhausen in Kauf, um weiter in diesem Chor singen zu können.

»Inzwischen sind aber auch Leute aus Haidhausen zu uns gestoßen«, freut sich Altistin Helga Hanke. – Etwa die Hälfte der Sänger komme mittlerweile aus dem näheren Umfeld von St. Wolfgang, ergänzt Stefan Ludwig. Aber da er – wie sich das für einen echten Kammerchor gehört – die Gesamtzahl von 18 Sängern nicht überschreiten will und zudem eine »Aufnahmeprüfung« für alle Neuzugänge abhält, verändert sich die Zusammensetzung des Chores nur langsam.

Was die Mitglieder so besonders an diesem Ensemble begeistert? »Wir singen nicht das Übliche, das man überall hört«, erklären Wolfgang Hiendl und Elke Loibl übereinstimmend. Sie lieben die englischsprachigen Chorwerke der Spätromantik, auf die sich das »Collegium Vocale« spezialisiert hat: eine klangselige, weit ausschwingende und spannungsgeladene Musik. Der Kammerchor von St. Wolfgang sei in München der einzige, der diese hierzulande wenig bekannte Chorliteratur pflege, so Ludwig.

Das Konzert am letzten Sonntag stand thematisch im Zeichen der vorösterlichen Passion, also der Leidensgeschichte Christi. Aber »Passion« im Sinne von sängerischer Leidenschaft war auch aus jedem der einfühlsam dargebotenen Stücke herauszuhören. rme

Artikel vom 02.04.2003
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