Betreuung für den »Notfall«: das Eltern-Kind-Zentrum

Auch trinken will gelernt sein

Trinken will gelernt sein – und Corinna ist noch mitten drin – im Lernen. 	Foto: rme

Trinken will gelernt sein – und Corinna ist noch mitten drin – im Lernen. Foto: rme

Maxvorstadt/Schwabing · Platsch! Da liegt er nun, der große Plastikbecher, und die kleine Corinna patscht begeistert mit ihren Händchen in der Orangensaft-Pfütze herum.

Brigitte Schnock und Sabine Roth werfen sich einen kurzen, bedauernden Blick zu, dann machen sie sich lächelnd daran, die gelb-orangene Brühe aufzuwischen. So etwas kann vorkommen. – Schließlich geht es hier ja um »Kinderbetreuung für den Notfall«, auch wenn die beiden Betreuerinnen im Eltern-Kind-Zentrum Schwabing/ Maxvorstadt e.V. unter »Notfall« eigentlich etwas anderes verstehen: »Ein Arzttermin, ein Einkauf oder einfach das dringende Bedürfnis, einmal wieder ‘rauszukommen‘ – für solche Fälle bieten wir unsere Notfall-Betreuung an«, erklärt Brigitte Schnock. Sie ist die Hauptinitiatorin und zweite Vorsitzende des Eltern-Kind-Zentrums in der Schraudolphstraße 10, das im November letzten Jahres seine Pforten geöffnet hat.

Zusätzlich zu den sogenannten »offenen Treffs« für Eltern mit Kindern, die Montag bis Donnerstag von 15 bis 18 Uhr stattfinden (die Schwabinger Seiten berichteten) gibt es hier seit zwei Wochen auch die »Notfallbetreuung«: Jeden Mittwoch zwischen 9 und 12 Uhr steht die »Feuerwehr« (sprich: zwei Betreuerinnen) für Kinder ab 20 Monaten zur Verfügung.

Ermöglicht wurde dieses Pilotprojekt – es gibt in München nur ganz wenige derartige Angebote! – durch eine Anschubfinanzierung des Bezirksausschuss Maxvorstadt. 2045 Euro Zuschuss gewährte das Stadtteilgremium dem Eltern-Kind-Zentrum zur anfänglichen Deckung der Betreuungskosten und zur Ausstattung der Räume. Matratzen wurden von dem Geld bereits gekauft, als nächstes will Brigitte Schnock Montessori-Spielzeug aus Holz anschaffen. – »Pädagogisch sinnvolle, hochwertige Spielsachen, als Alternativprogramm zur Barbie-Puppe«, wie sie betont.

Das Pilotprojekt »Notfallbetreuung« ist zunächst auf 4 Monate befristet, danach soll es sich selbst tragen – durch die Gebühr von 6 Euro, die für einen betreuten Vormittag zu entrichten ist. »Am Anfang dürfen die Mamas und Papas natürlich auch mitkommen«, versichert »Notfall-Betreuerin« Sabine Roth, »damit sich das Kind besser an die neue Umgebung gewöhnt.«

Und im übrigen, so ergänzt Brigitte Schnock, die selbst Mutter eines zweijährigen Mädchens ist, seien die Eltern natürlich auch jederzeit zur Mitarbeit im Zentrum eingeladen: »Gerade Mütter, die nicht mehr berufstätig sind, können bei uns ihre Qualifikationen sinnvoll einbringen, soziale Kontakte zu anderen Eltern knüpfen und wissen gleichzeitig, dass ihre Kinder gut betreut sind«, schildert sie die Vorzüge dieser Tätigkeit. Es sei »heutzutage illusorisch, dass man sich in der Großstadt auf dem Spielplatz kennenlernt.«

Buchhaltungskenntnisse und pädagogische Ausbildung seien im Eltern-Kind-Zentrum besonders gefragt, betont die Initiatorin, die schon viele kreative Zukunftspläne geschmiedet hat: Ausländische Frauen könnten zum Beispiel »Kleinkinder-Sprachkurse« anbieten, auch kunst- und musikpädagogische Kurse soll es geben. Weit fortgeschritten sind die Planungen bereits für ein Projekt mit dem Titel »Air and Craft« – Basteln auf Englisch, mit Kindern ab eineinhalb Jahre.

Glücklich die Eltern, deren Kinder in diesem Alter schon basteln und alleine ihren Orangensaft trinken können, mag es Sabine Roth durch den Kopf gehen, als Tochter Corinna zum zweiten Mal den Becher umstößt. Erneute Überschwemmung auf dem Hochstuhl und ein ziemlich feuchtes und klebriges, aber strahlendes Kind! »Wie gut, dass ich zweimal Kleider dabei habe«, seufzt Sabine Roth.

Nähere Info unter Telefon 27 81 89 74 oder direkt in der Schraudolphstr. 10. rme

Artikel vom 06.02.2003
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