Vor kurzem gründeten Bürger den »Verein für Stadtteilkultur im Münchner Osten«

Im Land der Ziegeleien

»Dörfer auf dem Ziegelland« zeigt Bilder längst vergangener Tage.              Fotos: Buchendorfer Verlag, Verein

»Dörfer auf dem Ziegelland« zeigt Bilder längst vergangener Tage. Fotos: Buchendorfer Verlag, Verein

Englschalking · »Es gibt einfach Ecken, die etwas stiefmütterlich behandelt werden«, findet Robert Krack, »München besteht doch nicht nur aus zwei Fußballklubs in der ersten Liga oder dem Viktualienmarkt!«.

Seit zwei Jahren arbeitet der Johanneskirchner dehalb mit anderen Bürgern gegen diese »Vernachlässigung«: Gemeinsam sind sie der eigenen Stadtteilgeschichte auf der Spur. Auf Initiative von Dr. Willibald Karl, Leiter der VHS-Ost und ein »alter Hase«, was die Erforschung Münchner Stadtviertel angeht, haben sie in Archiven recherchiert, Material gesammelt und viele Zeitzeugen befragt.

Das Ergebnis dieser Arbeit ist derzeit im Ökologischen Bildungszentrum zu begutachten. »Nicht zuletzt wegen des Berichts im Bogenhausener Anzeiger über den Arbeitskreis im letzten März haben sich an die 50 Leute mit Fotos und Geschichten gemeldet«, berichtet Krack. Nun ist die Ausstellung ein sehenswertes »Abfallprodukt«, so Krack, des gerade erschienenen Buches über die »Dörfer auf dem Ziegelland« und zeigt anschaulich, wie es einmal war in diesem besonderen Fleckchen im ›wilden‹ Osten Münchens.

Zwischen den alten Siedlungskernen im Münchner Nordosten erstreckte sich im 19. Jahrhundert ein »Land der Ziegeleien«, geprägt durch Lehmgruben, Brennöfen und Scharen jährlich wiederkehrender Wanderarbeiter aus Italien. Daraus wurden Flächen für Kiesgruben, Schafweiden, Schweinezucht oder Kleintierzuchtbetriebe, liebevoll »Hasenstall-Siedlungen« genannt.

Vor sieben Jahrzehnten kamen die Ortschaften zu München und brachten Schrebergärten, Schwarzbauten und eine gelegentlich eigenwilligen Bevölkerung mit.

Doch der Arbeitskreis will nicht bei der Vergangenheit stehenbleiben, sondern sich nun auch in der Gegenwart für Stadtteilkultur engagieren, denn es gibt noch viel zu tun im Münchner Osten. »Im alten Daglfing gibt es keinen einzigen Brunnen oder ein Denkmal von der Stadt«, erzählt Krack, obwohl der Ort doch schon 70 Jahre eingemeindet sei. Um richtig aktiv werden zu können, wurde nun kurz vor Weihnachten der Arbeitskreis umgewandelt, in den »Verein für Stadtteilgeschichte im Münchner Nordosten« mit bisher 30 Mitgliedern.

Vorstandsmitglied Krack hat schon einige Ideen, z. B. könne man eine Kulturwoche organisieren. »Breit angelegt« möchte er den neuen Verein verstanden wissen, mit gestärkter Wahrnehmung für das hiesige Lokalkolorit (Kontakt zu R. Krack, Telefon 95 70 13 6).

»Dörfer auf dem Ziegelland« ist bis 19. Januar im ÖBZ, Englschalkinger Straße 166, montags bis donnerstags, 9 bis 17 Uhr, und freitags, 9 bis 13 Uhr, zu sehen. ms

Artikel vom 22.01.2003
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