Fahrgastverband Pro Bahn spricht von Preistreiberei

MVV-Preiserhöhung von 5,3 %

»Die von der Deutschen Bahn ins Spiel gebrachte Fahrpreiserhöhung von 5,3 Prozent ist vollkommen überzogen und angesichts der aktuellen Probleme bei der S-Bahn unverschämt« kritisiert Andreas Barth, Sprecher des Regionalverbandes Oberbayern des bundesweiten Fahrgastverbandes Pro Bahn.

Bereits im Juni dieses Jahres ist der Preis mit »6 Prozent deutlich stärker als die Inflationsrate gestiegen« so der Pro Bahn-Sprecher und weist darauf hin, dass München »früher im Mittelfeld der Fahrpreise lag und mittlerweile zu den bundesweit teuersten Verbünden gehört«.

Selbst eine Verteuerung auf Höhe des Inflationsausgleichs kann von den Fahrgästen nicht akzeptiert werden, solange in Teilbereichen des MVV völlig unzureichende Leistungen er- bracht werden.

Die Deutsche Bahn AG hat nach Ansicht von Pro Bahn das Recht auf eine Preiserhöhung unter anderem dadurch verwirkt, dass sie nicht in der Lage war, die vom Freistaat Bayern zur Verfügung gestellten 520 Millionen Mark auch nur annähernd zeitgerecht in ein schon lange beschlossenes Verbesserungsprogramm für die S-Bahn umzusetzen. Es kann nicht sein, dass stattdessen Planungen für Tarifverteuerungen mit präziser Regelmäßigkeit durchgezogen werden.

»Wenn die Deutsche Bahn mehr Geld möchte, muss sie erstmal eine passende Leistung bieten« betont der Pro Bahn-Sprecher. Bei der derzeitigen Verspätungslage der S-Bahn »müsste die Deutsche Bahn eigentlich die Fahrpreise senken und nicht erhöhen«. Zudem weist Barth darauf hin, dass die Deutsche Bahn bei ihrem eigenen Regionalverkehr keine Preiserhöhung plant. Es entsteht der Eindruck, dass die Fahrgäste der Verkehrsverbünde geschröpft werden sollen, weil die politische Durchsetzbarkeit höherer Preise gegenüber Kommunalpolitikern als einfacher eingeschätzt wird als gegenüber Landes- und Bundespolitikern.

Auch der Hinweis auf die Belastungen durch die Ökosteuer ist für Pro Bahn »irreführend«. Denn schließlich bewirkt die Ökosteuer zugleich »eine Entlastung bei den Personalkosten, und der größte Kostenblock bei den Öffentlichen Verkehrsmitteln sind Personalkosten« betont Barth. Somit sollte die Ökosteuer eigentlich zu sinkenden Fahrpreisen führen. Überdies betreibt die Deutsche Bahn AG innerhalb des Verkehrsverbunds überwiegend Verkehrsmittel, die elektrisch angetrieben werden.

Im Gegensatz zu den Dieselpreisen sind die Marktpreise für elektrischen Strom aber trotz Ökosteuer gesunken statt gestiegen. Gleichzeitig fordert der Fahrgastvertreter, dass bei einer Tariferhöhung entstehende Mehrerlöse direkt in die Verbesserung des Verkehrsnetzes gesteckt werden. Dringende Verbesserungen seien beispielsweise im Abendverkehr erforderlich.

»All diese Verbesserungen führen auch wieder zu Mehrerlösen, die dann weitere Verbesserungen finanzieren können« so Andreas Barth und fordert, dass »von Fahrgästen aufgebrachte Gelder nicht einfach im allgemeinen Haushalt verschwinden oder für längst beschlossene und damit auch finanzierte Prestigeprojekte verwendet werden.«

Artikel vom 25.10.2000
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