Drogenladen bleibt vorerst in der Emanuelstraße

Was passiert 2003?

Unterschiedliche Ziele: Wolfgang Eichinger vom Kontaktladen »Limit« und BA 4-Vorsitzender Dr. Walter Klein.	Fotos: Archiv

Unterschiedliche Ziele: Wolfgang Eichinger vom Kontaktladen »Limit« und BA 4-Vorsitzender Dr. Walter Klein. Fotos: Archiv

Schwabing · Im »Limit« in der Emanuelstraße 16 ist Hochbetrieb: rund 40 Leute sitzen in dem großen Raum und essen. Die meisten von ihnen wirken etwas »exotisch«, wie Sozialpädagoge Wolfgang Eichinger zugibt. Sie sind tätowiert, die Kleidung teilweise vernachlässigt. Außerdem haben Sie alle ein Problem, sie sind Junkies.

Das »Limit« ist ein sogenannter Kontaktladen. Hier gibt es neue Nadeln, etwas zu essen und Rat von den Betreuern. Unter den zahlreichen Drogensüchtigen sitzt, wie selbstverständlich, ein alter Herr. »Das ist ein Nachbar, der am Anfang sehr gegen uns war. Jetzt kommt er öfters und isst mit uns«, erzählt Eichinger. Deshalb versteht er die Aufregung um das »Limit« auch nicht.

Seit der Eröffnung der Einrichtung im Mai 2000 gibt es immer wieder Beschwerden von Seiten der Anwohner. Bei der letzten Bürgerversammlung am 1. Oktober 2002 war von leeren Schnapsflaschen und benutzten Spritzen die Rede, die ständig in der Umgebung zu finden seien. Ein Nachbar beklagte sich sogar, wie berichtet, dass durch das geöffnete Fenster seiner Erdgeschosswohnung eine leere Bierflasche geworfen wurde.

Deshalb forderte der Bezirksausschuss 4 Schwabing-West immer wieder von der Stadt, den Kontaktladen zu schließen. Schließlich einigte man sich darauf, das »Limit« spätestens im Oktober 2002 zu verlegen, wenn in unmittelbarer Nähe, in der Fallmerayerstraße 2, der neue Jugendtreff »MOP« eröffnet werde, versicherte der Vorsitzende des BA 4, Dr. Walter Klein, SPD. Doch bisher hat sich nichts getan.

»Momentan besteht ein Stadtratsbeschluss, dass wir hierbleiben können, bis ein anderer geeigneter Standort gefunden wird« erzählt Eichinger. Für ihn ist die Emanuelstraße jedoch optimal: »Wir wollen die Leute wieder in die Gesellschaft eingliedern, deshalb möchten wir auch nicht in ein abgeriegeltes Gebiet. Wir sind durch die günstige Verkehrsanbindung leicht zugänglich und auch nicht soweit vom Szeneort entfernt.«

Die Vorwürfe der Anwohner empfindet er als »wischiwaschi«. »Die Menschen die zu uns kommen sind doch ganz normale Leute, die aber viele Probleme haben, darunter ist eines das Drogenproblem«.

Gewalttätige bekämen Hausverbot versichert Eichinger. »Wir versuchen uns von Leuten zu trennen, die unser Angebot nicht annehmen, sondern randalieren, wir wollen uns schließlich in kein schlechtes Licht rücken lassen«.

Überrascht ist Eichinger vor allem, dass er persönlich »relativ selten« mit Beschwerden konfrontiert wird und betont: »Wer Beschwerden hat, soll direkt zu uns kommen«. So harmlos wie Eichinger sieht Walter Klein die Situation allerdings nicht. »Ich habe selbst mal beobachtet, wie Drogensüchtige sich am U-Bahnhof Hohenzollernplatz verhalten haben. Die mussten sich gegenseitig festhalten und waren nicht einmal in der Lage in die U-Bahn zu steigen. Irgendwo zwischen dem Laden und der U-Bahn müssen sie sich einen Schuß gesetzt haben«. Dass es in München momentan keine geeigneten Räume für die Einrichtung gäbe, hält er für ein »vorgeschobenes Argument« der Stadt. »Die müssen sich was anderes suchen, es war schließlich ausgemacht, dass sie rausgehen, wenn das Jugendzentrum eröffnet wird«, betont Klein und will »weiterhin Druck machen«. aw

Artikel vom 02.01.2003
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