Der neue Zita-Zehner-Platz ­ Erinnerung an eine menschliche Gesellschaft

Eine Frau mit Bekennermut

Der Bezirksausschuss 5 (Au-Haidhausen) hat sich einstimmig dafür entschieden, den Platz an der Ecke, Auerfeld-, Aurbacher-, Drächselstraße, nach Zita Zehner zu benennen.

Mit ihr soll eine Frau und eine herausragende Persönlichkeit geehrt werden, die in Haidhausen gelebt hat. Sie wohnte in der Rosenheimer Straße 25, ihr Geschäft ­ ein Lebensmittelgroßhandel war in der Pariser Straße 23.

Zita Zehner war ihr ganzes Leben für andere Menschen da und zeigt uns heute, was man unter Zivilgesellschaft versteht. »Zivilgesellschaft« ist ein abstrakter soziologischer Begriff, aber Zita Zehner und Genoveva Schauer ­ nach der man den neuen Platz in der Steinstraße benannt hat ­ haben uns in ihrem Leben vorgemacht, was darunter zu verstehen ist.

Beide haben in schwierigsten Zeiten und gegen große Widerstände ihr Frauenleben alleine gemeistert, warren privat als Kleinunternehmerinnen erfolgreich und haben Zeit ihre Lebens ihre Kraft auch noch für andere Menschen eingesetzt. Ihr praktischer Sinn, ihr Gerechtigkeitsempfinden und ihre soziale Einstellung gaben ihrem Handeln und in der Politik die Richtschnur.

Zita Zehner wurde am 8. November 1900 als 8. Kind in einem Bauernhof in Franken geboren. Während des Ersten Weltkrieges versorgte sie das elterliche bäuerliche Anwesen. Nach Kriegsende erfolgte ihre Ausbildung zur Hauswirtschaftslehrerin. 1927 stellte sie sich dem Katholischen Frauenbund zur Verfügung und organisierte Weiterbildungstagungen für die Land- und Hausfrauen sowie für die Landjugend.

Schon vor 1933 politisch tätig, verlor sie im Dritten Reich ihre Existenz, musste einige Zeit hinter Gittern verbringen und baute sich schließlich aus kleinsten Anfängen eine neue Existenz in Form eines Lebensmittelgroßhandels mit Teigwarenfabrikation auf. Der Besitz dieses Geschäfts ermöglichte ihr, in den Kriegsjahren Hunger und Not vieler Menschen zu lindern.

1945 wurde Zita Zehner von der Militärregierung in den Stadtrat von München berufen und über die CSU-Liste 1946 in den Stadtrat und den Landtag gewählt.

Im Stadtrat war sie die erste Stadträtin. Die SZ berichtete 1946: »Die Hausfrau im Rathaus, Münchens erster weiblicher Stadtrat«, sie kümmerte sich um die städtischen Speiseanstalten, saß im Wohlfahrts- und Schulausschuss und half mit beim Wiederaufbau gesunder und erschwinglicher Familienwohnungen.

Ab 1947 ist sie ausschließlich im Landtag tätig, nachdem die 3-fache Belastung als Stadträtin und Geschäftsfrau rein zeitlich nicht mehr möglich war. »Das starke Gefühl, hier mitarbeiten zu müssen, ließ mich alle persönlichen Interressen zurückstellen« Zita Zehner. Ihr Privatleben wurde fortan verschlungen von der überwältigenden Arbeit für ihre Mitbürger(innen).

Mit ihrem 70. Geburtstag am 10. November 1970 ist sie nach 24-Jähriger Zugehörigkeit zum Bayerischen Landtag aus dem Parlament ausgeschieden, aber ihre Arbeit für die Zivilgesellschaft hat sie noch fortgeführt bis sie am 10. September 1978 gestorben ist. Sie wurde im Friedhof Bogenhausen begraben.

Adelheid Dietz Will, Stadträtin und Vorsitzende des BA Au-Haidhausen: »Solche herausragenden Persönlicheiten sollen für uns unvergessen bleiben. Deshalb soll dieser Platz in Zukunft ihren Namen tragen und wir hoffen, dass ihr Leben für viele von uns ein Beispiel sein wird, uns aktiv für das menschliche Gesicht unserer zukünftigen Gesellschaft einzusetzen.

Allen Bürgerinnen und Bürgern Haidhausens, die sich unter diesen Bäumen erholen, soll sie mit der Platzbenennung in Erinnerung bleiben.« N.F.

Artikel vom 25.10.2000
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