Egal ob Transrapid oder Express-S-Bahn: Es wird laut im Münchner Norden

Das kleinere Übel

München-Nord · Im Münchner Stadtrat ist der Transrapid unerwünscht, doch auch mit den Planungen der Express-S-Bahn ist man nicht zufrieden, denn: Mit der Express-S-Bahn kommt noch mehr Lärm in den Münchner Norden.

»Die Lärmbelastung durch die Express-S-Bahn ist auf jeden Fall größer als durch den Transrapid«, sagt Stefan Schell, Sprecher im bayerischen Verkehrsministerium.

Sein Chef, Verkehrsminister Otto Wiesheu (CSU), ist ein Verfechter des Transrapids, der – sollte er kommen – auf der Westtrasse zum Flughafen fahren soll. Genau dieselbe Trassenführung ist nun bei der Express-S-Bahn vorgesehen.

Sie soll bei der Olympia-Pressestadt an die Oberfläche kommen und auf dem stillgelegten S-Bahn-Gleis nach Norden durch die Siedlung Lerchenauer See fahren. In diesen betroffenen Gebieten Moosachs und in Feldmoching-Hasenbergl ist der Transrapid immer lautstark abgelehnt worden.

Hauptargument war dabei die Lärmbelastung. Im Stadtbezirk 24 (Feldmoching-Hasenbergl) bezieht der BA bereits Stellung zur Trassenführung der Express-S-Bahn, die deutlich weniger Haltepunkte anfahren und daher schneller am Flughafen sein soll als die S1 oder die S8. »Der Bezirksausschuss lehnt diese Express-S-Bahn mit großer Mehrheit ab«, erklärt Rudolph Kühnel, stellvertretender Vorsitzender des BA.

Besonders betroffen ist die Siedlung Lerchenauer See, die bei Realisierung der Westtrasse – egal, welcher Zug dann dort fährt – in einem Gleisdreieck vom Gütergleis im Süden und der Verbindung München-Freising im Westen eingeschlossen ist. »Es ist unvorstellbar, was den Leuten zugemutet wird«, so Kühnel fassungslos.

Er vermutet jedoch keine Taktik der Transrapidbefürworter, die Magnetbahn bei den Bürgern attraktiv zu machen, indem die Express- S-Bahn als besonders nachteilig dargestellt wird. Anders sieht es Stadträtin Constanze Lindner-Schädlich (SPD).

Als Befürworterin der Express-S-Bahn betont sie gegenüber der Münchener Nord-Rundschau: »Ich habe zunehmend den Eindruck, dass hier nicht mehr inhaltlich diskutiert, sondern nur noch ein Popanz aufgebaut wird, um den Transrapid am Leben zu halten und die Express-S-Bahn zu diskreditieren.«

Dass der Transrapid für die Anwohner generell attraktiv gemacht werden soll, bestreitet auch Ministeriumssprecher Schell nicht. Wenn es auf eine Entscheidung für das kleinere Übel hinauslaufen sollte, hat Kühnel schon jetzt angekündigt: »Wir stehen auf der Seite der Bürger.« Damit verknüpft werden Forderungen nach einem wirksamen Schallschutz sein, was für die »Insulaner« am Lerchenauer See aber nur ein schwacher Trost sein dürfte. cr

Artikel vom 20.11.2002
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