Ruhe vor dem Sturm? Bürgerversammlung im 3. Bezirk

Leere Kassen! – was tun?

Maxvorstadt · Wem kann man heute noch trauen? – Der Einladung der Stadt München zur Bürgerversammlung des dritten Stadtbezirks offenbar nicht.

Falsche, missverständliche und unterlassene Angaben lieferten BA-Chef Klaus Bäu mler (CSU) eine Steilvorlage für seinen kritisch-nachdenklichen Jahresbericht. In der Statistik zur Maxvorstadt, die zusammen mit der Einladung verschickt wurde, ist zum Beispiel von 11 Kinos die Rede.

»Das war noch vor dem großen Kino-Sterben in der Maxvorstadt!«, kommentierte Bäumler trocken. Dagegen sei in der Aufstellung nur ein Theater angeführt, obwohl sich gerade der dritte Stadtbezirk mit seinen zahlreichen kleinen Bühnen durch eine enorme kulturelle Dichte auszeichne.

Besonderes Augenmerk richtete Bäumler dann auf die in der Aufstellung angeführte Rubrik »Bürgerhaus«. »Da steht weder ja noch nein«, bemerkte er. »Aber bei ›Sozialbürgerhaus‹ und ›Alten- und Servicezentrum‹ steht ein klares Nein!« Damit war der BA-Chef beim Thema des Abends: beim seit langem geplanten »Haus der Generationen«, dessen Realisierung angesichts der desolaten städtischen Finanzlage erneut gefährdet scheint. »Leere Kassen – was ist zu tun, was kann noch getan werden?«, lautete daher das Motto, das Bäumler der diesjährigen Bürgerversammlung voranstellte.

»Es wird in Zukunft ungleich schwerer sein, etwas durchzusetzen. Denn das Argument ›Es ist kein Geld da‹ wiegt schwer«, betonte Bäumler im Hinblick auf den Handlungsspielraum der BAs. Die vom BA-Chef hervorgehobenen Problemfelder spielten auch in den Anträgen aus der Versammlung eine zentrale Rolle.

Wichtigstes Anliegen der Bürger: das gefährdete Haus der Generationen. In drei einstimmig verabschiedeten Anträgen wurden die Stadt und der Oberbürgermeister dringend aufgefordert, »in dieser Angelegenheit endlich zu handeln«, wie es Ilse Kober aus der Türkenstraße ausdrückte. Gegen städtische Sparmaßnahmen »an der falschen Stelle« wandte sich auch Edeltraud Viaplana. Sie forderte den Erhalt des von der Schließung bedrohten Musischen Zentrums in der Georgenstraße.

Mehrere Anträge bezogen sich ferner auf Verkehrsprobleme in der Maxvorstadt, vor allem auf die schlechte Parkplatzsituation. Die Vertreter der Stadt sollten einmal selbst durch den Stadtbezirk fahren, um sich vor Ort ein Bild zu machen, forderte Eduard Ringler aus der Steinmetzstraße – und zwar nicht im Dienstwagen, sondern auf dem Fahrrad! Der Antrag fand allgemeine Zustimmung und sorgte für Erheiterung im Saal.

Überhaupt ging es in der Versammlung auffallend ruhig, friedlich und humorvoll zu. Aber wer weiß: Vielleicht war das ja nur die Ruhe vor dem Sturm? Die leeren Kassen der Stadt und die daraus resultierenden Kürzungen in allen Bereichen werden sicherlich auch die nächste Bürgerversammlung beschäftigen... rme

Artikel vom 14.11.2002
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