Die »Zukunft (er)finden«: Zweites Quartiersforum »Zukunft München 2030«

Für alle Fälle gewappnet

»Wir sind die Stadt!«: Annette Müller, Leiterin der Stadtbibliothek Maxvorstadt, und Michael Clemens von »Zukunft München 2030« präsentieren ihre Vision von der Stadt München im Jahr 2030.	Foto: rme

»Wir sind die Stadt!«: Annette Müller, Leiterin der Stadtbibliothek Maxvorstadt, und Michael Clemens von »Zukunft München 2030« präsentieren ihre Vision von der Stadt München im Jahr 2030. Foto: rme

Maxvorstadt · »Wir sind die Stadt!«, steht auf einem gelben Karton zu lesen. Es ist das Motto, unter das der Workshop »Kreativität« seine Zukunftspläne für die Stadt München im Jahr 2030 gestellt hat.

»Wir begreifen Stadt oft als etwas Fremdes, Autoritäres, das über die Bürger bestimmt«, erklärt Workshop-Sprecher Michael Clemens. »Dabei sind wir selber die Akteure!«

Er bekommt eifrige Zustimmung aus dem Plenum, das sich in der Aula der Grundschule an der Dachauer Straße versammelt hat. Clemens spricht den Teilnehmern am 2. Quartiersforum »Zukunft München 2030« in der Maxvorstadt (die als einer von drei Münchner Stadtbezirken exemplarisch für das Projekt ausgewählt wurde) offensichtlich aus der Seele.

Mehr Eigeninitiative, mehr Freiräume für bürgerschaftliches Engagement, mehr kleinteilige, überschaubare Strukturen, mehr Befugnisse für lokale Instanzen wie die Bezirksausschüsse, mehr Flexibilität und Kreativität in der Bewältigung der anstehenden Aufgaben – das sind die Forderungen, die hier immer wieder laut werden. »Wenn sich die Bürger stärker einbringen, sind wir für alle Zukunftsszenarien gewappnet – egal ob Wachstum, Stagnation oder Rezession«.

Zu dieser Erkenntnis ist Annette Müller, Leiterin der Stadtteilbibliothek Maxvorstadt, im Laufe des Forums gelangt.

Sie sei »ziemlich verzweifelt« hierher gekommen, gesteht sie, weil in der nächsten Woche vermutlich schwerwiegende Entscheidungen für ihre Bibliothek getroffen würden. Doch jetzt habe sie wieder Hoffnung geschöpft, habe erkannt, dass es in jeder Lebenslage Spielräume gebe. »Not macht erfinderisch«, so drückt es Michael Clemens aus und fügt lächelnd hinzu: »Nicht alles Gute kommt von oben!«

Mit derartigen Ergebnissen ist Projektleiter Andreas Romero vom Institut für Medienforschung und Urbanistik sehr zufrieden: »Ich hatte nie zu hoffen gewagt, dass wir einen solchen Grad von Abstraktion erreichen.« Während es beim ersten Forum im Februar mehr um konkrete Probleme im Stadtviertel ging, sollten die Teilnehmer diesmal Zukunftsperspektiven für die gesamte Stadt, ja sogar die Region München entwickeln. – Allerdings ohne dabei ihre Identität als »Maxvorstädter« außer Acht zu lassen.

Die Ergebnisse beider Foren sollen in eine Studie einfließen, die Anfang 2003 der Stadt München vorgelegt wird. »Wir sind sehr zuversichtlich, was die praktische Umsetzung durch die Stadtverwaltung angeht«, beteuert Projektleiter Romero.

Er kann bereits auf eine »Umsetzung in Eigeninitiative« verweisen: Der junge Architekt Stefan Giers hat die auf dem ersten Forum entwickelte Idee eines mobilen Glascontainers als Info-Box für Münchner Bürger bereits planerisch umgesetzt. »Dort könnte zum Beispiel auch eine Kreativitäts-Beratung stattfinden«, erklärt Giers, dessen Modell bereits die Unterstützung des Bezirksausschuss Maxvorstadt gefunden hat. Nun fehlt nur noch ein unabhängiger Träger und Finanzier, dem die (nahe und ferne) Zukunft Münchens am Herzen liegt... rme

Artikel vom 17.10.2002
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