Schrannenhalle oder Altenheim – wohin mit dem Müll vom Viktualienmarkt?

»Abfuhr« für den Abfall

Es geht ihm ähnlich wie dem »schwarzen Peter«: Auch der heilige Sankt Florian wird immer dann zitiert, wenn von unangenehmen Dingen, von Egoismus und Engstirnigkeit die Rede ist.

So auch im Falle des Abfalls vom Viktualienmarkt – eine wahrhaft unangenehme, weil oft übel riechende, Ungeziefer anziehende Angelegenheit. Kein Wunder, dass niemand diesen Müll direkt vor Augen und Nase haben möchte – weder der Investor, die Architektin der Schrannenhalle, die späteren Besucher, noch die Bewohner des Altenheims der Werner-Friedmann-Stiftung an der Westenriederstraße.

Genau dort wäre jedoch ein geeigneter Standort für eine neue Entsorgungsstation des Marktes, meint Herbert Erharter, der Leiter der Großmarkthalle. Denn dort könnten die Müllfahrzeuge leicht anfahren. Das jedoch ist nicht der Grund dafür, dass das bisherige Müllhäusl an der Prälat-Zistl-Straße aufgegeben werden soll.

Nein, es geht – einmal mehr – um die Schrannenhalle: Sobald der Bau beginnt, muss das farblich dezente, aber sperrige grüne Häuschen verschwinden. Nicht nur kurzfristig, während der Bauarbeiten, sondern für immer. Die Architektin und der Investor haben dem Müll eine »Abfuhr« erteilt, denn an der Freibank, Richtung Prälat-Zistl-Straße, soll eine der Terrassen der Schrannenhalle entstehen.

Es sei »durchaus verständlich«, so Erharter, dass man das Müllhäusl dort nicht mehr haben möchte. Die CSU-Stadträte Richard Quaas und Helmut Pfundstein sehen das allerdings anders: »Sind die Anliegen des Schrannenhallen-investors, der die Stadt fortlaufend im Regen stehen lässt, höher zu bewerten als die Anliegen der anderen Viktualienmarktanwohner?«, wollen sie nun in einer Anfrage an den OB wissen. Gegenüber dem Münchner Zentrum betonte Quaas: »Schließlich waren zuerst der Markt und das Wohnheim da, und dann die Schranne«.

Er plädiert dafür, dass das bereits vorliegende Konzept für eine neue Entsorgungsanlage am jetzigen Standort verwirklicht wird: eine sehr viel kleiner dimensionierte, weiß lackierte Station mit seitlich angedocktem Container. Die würde auch an der Westenriederstraße kaum auffallen, versichert Erharter und fügt hinzu: »Bei uns sind auch noch keinerlei Beschwerden seitens des Altenheims eingegangen«. – Ebenso wenig übrigens wie bei den Stadträten Quaas und Pfundstein, die angeben, nur durch die Medien von diesen Klagen erfahren zu haben. Aus dem Altenheim selbst war keine Stellungnahme zu diesem Thema zu erhalten. Es drängt sich die Frage auf, ob Sankt Florian da im Geheimen seine Fäden spinnt?

Fakt ist, dass der neue Stand-ort für das Müllhäusl noch gar nicht beschlossene Sache ist. »Alternativen gibt´s immer«, räumt Erharter ein. »Aber sicherlich keine, die so gut geeignet sind und in gleicher Weise von den Händlern akzeptiert werden«. Sankt Florian mag´s richten – oder vielleicht auch Sankt Nimmerlein. Denn wer weiß, wann die Schrannenhalle tatsächlich Realität wird...

Artikel vom 05.09.2002
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...