Architektenwettbewerb zur Funkkaserne: BA 12 favorisiert 2. statt 1. Platz

Aus 2 mach 1!

2 statt 1 – ganz klar! Lars Mentrup (li.) und Martin Herler diskutieren die beiden Entwürfe.

2 statt 1 – ganz klar! Lars Mentrup (li.) und Martin Herler diskutieren die beiden Entwürfe.

Mehr Wohnraum muss her in München, soviel steht fest.

Daher ist es auch keine Frage, dass auf dem Gelände der ehemaligen Funkkaserne an der Domagkstraße eine große, neue Wohnanlage entstehen muss.

Aber wie soll die aussehen? Die Jury des Architektenwettbewerbs war sich da vollkommen einig: Sie kürte einen Entwurf zum Sieger, der auf klare Strukturen setzt: auf schematisch in zwei Reihen angeordnete Häuserblöcke mit einer einzigen, großen Parkfläche dazwischen. Der BA 12 ist mit dieser Entscheidung jedoch alles andere als einverstanden.

Einstimmig verabschiedete das Stadtteilgremium in der vergangenen Woche einen Antrag, der vorsieht, der weiteren Planung den Gewinnerentwurf des zweiten statt des ersten Preises zugrunde zu legen.

Dieser sieht kleinteiligere, differenzierte Wohneinheiten vor, mit mehreren kleineren Parks und Läden dazwischen. »Damit wird dieser Entwurf den Forderungen der Auslobung nach unterschiedlichen Gebäudetypen, nach urbaner Stimmung, nach attraktivem Wohnen und Arbeiten sehr viel besser gerecht«, meint BA-Chef Werner Lederer-Piloty.

»Bei dem anderen Entwurf ist die Isolation der Bewohner bereits vorprogrammiert. Der Sozialreferent kann seine Streetworker schon mal warmlaufen lassen!« Ganz ähnlich sehen das auch die Mitglieder der seit fast 10 Jahren an der Domagkstraße ansässigen Künstlerkolonie.

Ihr Verbleib auf dem Kasernengelände hatte zu den wesentlichen Vorgaben des Wettbewerbs gehört – vom BA und den Künstlern hart erkämpft. Zwar hält sich auch der mit dem 1. Preis ausgezeichnete Entwurf an diese Bedingung, doch er siedelt die Künstler in einer Art »Ghetto« an der Ostseite des Geländes an.

»Mir riecht das ein bisschen nach Gnadenfrist«, argwöhnt Martin Herler. Vor sieben Jahren hat er sich sein Maleratelier an der Domagkstraße eingerichtet und fühlt sich bislang sehr wohl hier. »Aber ich habe mir auch schon überlegt, nach Berlin zu gehen, wenn wir hier tatsächlich ausgegrenzt werden«, gesteht er.

Rund 200 Künstler arbeiten zur Zeit auf dem Kasernengelände: Maler, Grafiker, Bildhauer, Musiker. Einige von ihnen sind mittlerweile weit über die Münchner Grenzen hinaus bekannt, wie Andreas Störer, Irene Fastner, Barbara Bernrieder oder das Team Friederike und Uwe, das auch schon den Förderpreis der Stadt München für Bildende Kunst erhalten hat.

Sie alle brauchen den Kontakt zur Bevölkerung, wollen nicht in einen »Elfenbeinturm« abgeschoben werden. »Die Künstler steigern doch auch die Wohnqualität«, beteuert Lars Mentrup, der Sprecher der Künstlervereine.

»So können beide Seiten voneinander profitieren.« Die Chancen, doch noch den zweiten Preis realisiert zu sehen, schätzen Künstler und BA als »recht gut« ein.

Denn, so betont Lars Mentrup: »Letztlich hat der Stadtrat zu entscheiden, welcher Entwurf das Rennen macht.« rme

Artikel vom 08.08.2002
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