Rainer Volkmann diskutierte mit Marianne Schieder

Grundrecht Bildung

Das Hasenbergl zu einem Ort der Forschung zu machen und in die Förderung der Kinder kräftig zu investieren: dies war ein Wunsch von Lehrern und Schulleitern des Stadtviertels an Marianne Schieder, SPD-Abgeordnete im Bayerischen Landtag und hier seit kurzem Vorsitzende des Ausschusses für Bildung, Jugend und Sport.

Möglich wurde der Gedankenaustausch bei einem Fachgespräch, zu dem Rainer Volkmann, Mitglied der SPD-Landtagsfraktion, in Zusammenarbeit mit Dr. Reinhard Bauer, Sprecher der SPD-Fraktion im Bezirksausschuss des 24. Stadtbezirks, geladen hatte.

Marianne Schieder, 40-jährige Juristin, unüberhörbar Oberpfälzerin, ist es in ihrem neuen Amt besonders wichtig, die Probleme vor Ort zu kennen. Gemeinsam mit Rainer Volkmann, wohnungspolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion und somit aus dieser Sicht immer wieder mit dem Hasenbergl befasst, hatte sie bereits vor dem Fachgespräch im Pfarrer-Steiner-Zentrum Schulen im Stadtteil besucht und sich über die Besonderheiten im Münchner Norden informiert.

Auch an diesem Abend bekamen die Politiker viel Stoff für ihre Aufgabe. Das Thema vor allem: In die Förderung von Kindern frühzeitig und intensiv zu investieren.

Es gibt Behinderungen, die sind sichtbar, und es gibt solche, die man nicht auf den ersten Blick erkennt und die allgemein als (womöglich auch noch selbst verschuldeter) Makel gelten: Sprachstörungen, Lernschwierigkeiten, sozial-emotionale Probleme.

Übrigens kein Thema nur bei ausländischen Kindern, wussten die Schulexperten. Denn ein sprachloses Milieu hat etwas mit der sozialen Situation zu tun. Und das soziale Milieu – seit der Pisa-Studie ist dies bekannt – wird zu einem entscheidenden Faktor des späteren Berufswegs. Auf Handicaps, so die einhellige Meinung der Teilnehmer des Fachgesprächs, sollte deshalb frühzeitig untersucht werden.

Realität sei, dass oftmals erst in der 5. Klasse entdeckt wird, wenn ein Kind nicht schreiben kann. Realität sei, dass erst bei einem 12-Jährigen die Diagnose »Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom« (»Zappelphilipp«) gestellt wird. »Es ist ein ungeheures Drama, wenn Kinder nicht mitkommen und keiner merkt es«, führte Heimo Liebig, schulpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Münchner Stadtrat, vor Augen.

Und die Erfahrung von Dr. Edith Wölfl, im Hasenbergl Schulleiterin der Wichern-Schule zur Erziehungshilfe: »Es wird vermieden herauszufinden, wie viele Behinderte es überhaupt gibt!« Viel zu stark werde auf Integration gesetzt – die aber die Grundschulen ohne Hilfe nicht oder nur schwer leisten können. Man könne nicht alle Kinder und alle Schulen über einen Kamm scheren – Regionalisierung und Differenzierung seien dringend notwendig. Zudem wurde der Wunsch artikuliert, das Hasenbergl zu einem Projekt zu machen, dem besondere Aufmerksamkeit zukommt. In den USA habe man festgestellt, dass sich hohe finanzielle Investitionen in die Förderung von Kindern aus einem schwierigen sozialen Milieu lohnen: bis die Kinder 25 Jahre alt wurden, habe sich die Summe bereits sieben Mal bezahlt gemacht.

Das Hasenbergl biete sich hervorragend für einen Forschungsschwerpunkt an: Es gibt hier gute Hilfsangebote, der Stolz der Bewohner und ihre Verwurzelung im Stadtviertel sind groß, die Schul- und Jugendhilfe-Konferenz hat umfangreiche Vorarbeit geleistet. Bei den Politikern aus dem Landtag und dem Bezirksausschuss traf das Anliegen auf großes Verständnis, sie werden z.B. prüfen, in wie weit es in das Projekt »Soziale Stadt« eingebunden werden kann.

Artikel vom 07.08.2002
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