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Was für den Olympiapark einst alles geplant war
Olympiadorf · Orange auf Schwimmhalle
So oder so ähnlich könnte Andy Warhols Plan, die Rückwand der Olympia-Schwimmhalle zu verschönern, vielleicht ausgesehen haben. Foto: red, mha
Olympiadorf · Der Olympiapark ist nun bereits seit mehr als fünf Jahrzehnten ein weltberühmtes Wahrzeichen Münchens – einzigartig in Architektur und Landschaft. Dabei hätte die Anlage heute ein ganz anderes Erscheinungsbild, wenn einige kühne Pläne und bizarre Visionen einst realisiert worden wären.
Zu den schillerndsten Ideen für die Gestaltung des Parks zählt zweifelsohne die Errichtung einer riesigen Erdskulptur auf dem Olympiaberg durch den amerikanischen Künstler Walter de Maria. Auch andere namhafte internationale Künstler hatten bei der Planung des Olympiaparks große Visionen. Andy Warhol zum Beispiel wollte die Rückseite der Schwimmhalle mit einem Orangenmotiv verzieren, Gerhard Richter, ein deutscher Künstler, dessen Werke heute zu den teuersten der Welt zählen, dachte dort an eine Collage mit Landschafts- und Wolkenbildern. Und Dan Flavin, berühmt für seine Lichtinstallationen, kam mit einem eigenen Beleuchtungskonzept des Weges. Das passte nach Meinung der Planer und Architekten aber alles nicht ins Gesamtbild des Parks. Walter de Maria hatte dabei lange Zeit die größten Chancen auf eine Umsetzung seiner Idee mit der Erdskulptur: Ein 120 Meter tiefer Bohrschacht sollte senkrecht vom Gipfel durch den Olympiaberg bis weit in den Kies der Münchner Schotterebene führen und oben mit einer begehbaren Bronzeplatte verschlossen sein.
Olympic Earthen Project sorgt für hitzige Diskussionen
Der Plan führte zu hitzigen Debatten. Einer der überzeugten Befürworter des " Olympic Earthen Project" war Günter Behnisch, der 1972 die weltberühmte Dachlandschaft der Olympiabauten maßgeblich mitkonzipiert hat und zu den wichtigsten Vertretern der modernen Architektur in Deutschland zählt. Noch im Herbst 1971 erklärte Benisch: "Die Arbeit de Marias wird als bisher überzeugendster Kunstbeitrag im Zusammenhang mit dem olympischen Konzept der Architekten bewertet." Der Olympische Bauausschuss der Stadt München hingegen sah das anders. Er lehnte Marias Entwurf ab – mit der amüsanten Begründung, es sei "eine Arbeit von so hohem geistigen Rang", dass sie auch ohne Ausführung als "ein Bestandteil der Konzeptkunst in die Kunstgeschichte eingehen" würde. Basta.
"Vertikaler Erdkilometer" wurde verwirklicht
Fünf Jahre später konnte de Maria seine Schachtbohrung übrigens doch noch umsetzten. Der "Vertikale Erdkilometer" wurde sogar zu einer großen Attraktion. Allerdings nicht in München, sondern auf der Documenta in Kassel, der weltweit bedeutendsten Ausstellung zeitgenössischer Kunst. Auf dem Friedrichsplatz der hessischen Groß- und Kulturstadt durfte der amerikanische Künstler den kilometerlangen Messingstab vertikal in Richtung Erdmittelpunkt versenken. Seit 1977 befindet sich das "Kunstwerk von radikaler 'Unanschaulichkeit'" (Zitat ©Stadt Kassel) nun auf dem Kasseler Friedrichsplatz. "Auf Platzniveau ist nur das obere Ende – die Kreisfläche des Stabdurchmessers – sichtbar, eingebettet in eine quadratische Sandsteinplatte. Das Werk ist somit der Wahrnehmung entzogen und in die Vorstellung des Publikums verlagert. Der verborgene Stab soll Anlass bieten, über die Erde und ihren Ort im Universum nachzudenken. Zugleich kann er als symbolischer Akt der Rückgabe des hochwertigen Metalls an die ausgebeutete Erde gedeutet werden," so die Stadt Kassel weiter (Zitat ©Stadt Kassel). Wahrlich Kunst, die in die Tiefe geht!
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