Am Samstag, 2. März, ist der Tag der Archive

München · Wie war das damals?

Diese Handschrift mit gefärbten Garn- und Stoffproben von 1729 bewahrt die Bibliothek des Deutschen Museums auf. Foto: Deutsches Museum, München, Archiv, CD65418

Diese Handschrift mit gefärbten Garn- und Stoffproben von 1729 bewahrt die Bibliothek des Deutschen Museums auf. Foto: Deutsches Museum, München, Archiv, CD65418

München · Archive sind die spannendsten Orte, die man sich vorstellen kann: In ihnen schlummern unerwartete Entdeckungen, in ihnen schlägt die Geburtsstunde für so manches Forschungsprojekt. Mit Neugier und Spürsinn kann man in ihren Beständen echte Schätze aufspüren, Zusammenhänge verstehen und nachvollziehen, wie der Alltag für die Menschen in vergangenen Zeiten aussah.

Alle zwei Jahre lenkt der Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e.V. mit dem bundesweiten Tag der Archive die öffentliche Aufmerksamkeit ganz besonders auf die vielfältigen gesellschaftlichen Funktionen dieser Einrichtungen - heuer am kommenden Wochenende. Viele hundert Archive unterschiedlicher Sparten öffnen für die Bürgerinnen und Bürger ihre Türen und präsentieren sich mit interessanten Programmen als moderne Dienstleister.

Lesen aus Ermittlungsakten

Zu den 26 Einrichtungen, die in und um München beim Tag der Archive mitmachen, zählt das Bayerische Hauptstaatsarchiv (Schönfeldstraße 5). Mit fast 20 Millionen Archivalien aus 1.200 Jahren bayerischer Geschichte und dem Staatsarchiv München nebenan sind es die größten Archive in München.

Am Samstag öffnen beide von 10 bis 17 Uhr ihre Türen. Unter dem Motto "Tödliche Liebe" liest Winfried Frey aus den Ermittlungsakten zu drei alles andere als alltäglichen Fällen aus den 1950er bis 1970er Jahren: ein alternder Heiratsschwindler ermordet aus Eifersucht seine rund 20-jährige Geliebte; eine Ehefrau mit ihrem Geliebten will ihren Ehemann vergiften, es trifft allerdings einen Außenstehenden; ein Gräfin sticht mitten in Schwabing ihren Geliebten nieder, doch das Opfer geht nicht zur Polizei.

Ein Bücherflohmarkt bietet die Möglichkeit, Literatur nicht nur zu historischen Themen zu erwerben. Der Stenographen-Zentralverein Gabelsberger e.V. unterstützt Besucher beim Entziffern und Interpretieren alter schriftlicher Unterlagen aus Privatbesitz - alte Shriften kann heute nicht mehr jeder selbst lesen. Die Restaurierungswerkstatt zeigt, wie Papier-, Urkunden- und Siegelrestaurierung funktioniert. In den Fotowerkstätten wird erklärt, wie Kulturgut für den Katastrophenfall gesichert wird..

Wie sich die Lebenswelt veränderte

Das Bayerische Wirtschaftsarchiv (BWA, IHK-Campus, Orleansstr. 10-12) zeigt eine Auswahl seiner eindrucksvollsten Original-Exemplare von Firmenansichten, u.a. der Löwenbrauerei an der Nymphenburger Straße von 1913. Es ist ein Blick in die Zeit der im 19. Jahrhundert verstärkt einsetzenden Industrialisierung, die die Lebenswelt der Münchner tiefgreifend und dauerhaft umgestaltete und bis heute Teile des Stadtbilds prägt.

Parallel veranstaltet das BWA laufend Führungen durch seine sonst streng verschlossenen Magazine und ermöglicht damit einen seltenen Blick hinter die Kulissen. Mit eigenen Ausstellungen sind auf dem IHK-Campus die Archive des Historischen Vereins der bayerischen Genossenschaften und der UniCredit Bank GmbH Corporate History präsent.

Die Welt ist bunt

Mit Originaldokumenten zur "Technik- und Wissenschaftsgeschichte in Farbe" zeigt das Deutsche Museum (Bibliotheksgebäude auf der Musuemsinsel), wie eng Farben mit der menschlichen Kultur verknüpft sind - sei es in wertvollen kolorierten Buchhandschriften, im handkolorierten Sonnenspektrum Joseph von Fraunhofers von 1814 oder in BASF-Forschungsarbeiten zu synthetischen Farbstoffen. Zudem zeigt das Museum den Kultfilm "Spiel in Farben" von 1961.

Kurioses und Geschichten

Geschichten und Kurioses rund um den Stadionbau in Fröttmaning (heute Allianz-Arena) zeigt das Freimanner Stadtteilarchiv (Mohr-Villa, Situlistr. 73). Damit erinnert es an die damaligen Kontroversen und zeigt die langfristige Bedeutung des Bauprojekts für den Stadtteil.

Schätze, Stimmen, Spiele
Archiv und Bibliothek des Erzbistums (Kapellenstr. 4) zeigt und erläutert am Samstag, 2. März, Dokumente von Mittelalter bis ins 20. Jh. Führungen von 10 bis 16 Uhr immer zur vollen Stunde.

Das Architekturmuseum der TUM (Thierschbau, Luisenstr.) bietet Archivführungen zum Architekten Hans Döllgast an (Samstag, 2. März, 11, 14 und 16 Uhr, Anmeldung über archiv@architekturmuseum.de).

Das Archiv der LMU und das **Archiv des Herzoglichen Georgianums** zeigen nicht genehmigte Plakate und Werbeprospekt-Ausschnitte (Samstag, 2. März, 10-17 Uhr, Bibliothek des Deutschen Museums, Museumsinsel).

Im Stadtarchiv (Winzererstr. 68) wird am Samstag, 2. März, um 11 und 13 Uhr aus Briefen und Reiseberichten von Thomas Mann u.a. gelesen. Um15 Uhr sind Mitschnitte von Kammerspiel-Inszenierungen (u.a. mit den Stimmen von Therese Giehse und Heinz Rühmann) zu hören.

Die Monacensia (Maria-Theresia-Str. 23) widmet sich mit Werkstattgesprächen und Führungen am Samstag, 2. März, von 10 bis 17 Uhr den "Lücken im literarischen Gedächtnis der Stadt".

Das Archiv Geiger (Muttenthalerstr. 26) skizziert am Samstag, 2. März, zwischen 10 und 17 Uhr seine bisher gezeigten Präsentationen.

Das Bayerische Spiele-Archiv Haar (Casinostr. 10) öffnet am Sonntag, 3. März, von 11 bis 16 Uhr seine Tore und erlaubt Besuchern einen einzigartigen Einblick. Rund 20.000 Gesellschaftsspiele und 4.500 Bücher beinhaltet die Sammlung aktuell und wächst jährlich um Hunderte Exponate.

Johannes Beetz

Artikel vom 23.02.2024
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