Tolles Angebot & Sommerfest für und von Gehörlosen

»Sehen statt hören«

Oberföhring · Am vergangenen Samstag feierte der Gehörlosenverband und Umland e.V. (GMU e.V.) ein fröhliches Sommerfest in dem Gehörlosenzentrum in der Lohengrinstraße 11 in Oberföhring.

Eingeladen waren Jung und Alt, Gehörlose und natürlich auch Hörende. Strahlender Sonnenschein und gute Laune begleiteten den bunten Nachmittag von etwa 14 Uhr bis 21 Uhr. Mit Grillspezialitäten, kühlen Getränken, Kaffee und Kuchen, wurde für das leibliche Wohl gesorgt.

Die Kleinen erfreuten sich an diversen Spielen und einer Hüpfburg. Die Besucher saßen oder standen gestikulierend beieinander, lachten, hatten ihren Spaß. Für einen Hörenden sieht die Gebärdensprache aus, wie eine Geheimsprache. Die Gehörlosen verständigen sich visuell, über die Mimik und Körpersprache. Für gängige Wörter gibt es feste Zeichen, alles andere wird über das Fingeralphabet abgewickelt.

Eine Begegnungsstätte zwischen Hörenden und Gehörlosen ist das Gehörlosenzentrum in der Lohengrinstraße 11.

Vor etwa einem Jahr, am 29. Juni 2001, wurde die Einweihung des neuen Gehörlosenzentrums gefeiert. Aber bis dahin war es ein langer Kampf. Es mussten mehrere Anträge an den Stadtrat gestellt werden, bis der städtische Finanzierungsanteil endlich in das Mehrjahresinvestitionsprogramm aufgenommen wurde. Begonnen hat das Ganze mit einem 1977 gegründeten Dachverband der Gehörlosen.

Mittlerweile ist das Gehörlosenzentrum zu einer Anlaufstelle für Jung und Alt geworden. Es gibt jede Menge Angebote, von »Mutter-Kind-Gruppen«, dem »Frauenclub«, einem »Seniorenclub« über ein »Kommunikationsforum«, einem seit fünf Jahren bestehenden »Medienclub« bis hin zu einem »Kulturzirkel« und der Theatergruppe »TOW« (Theater ohne Worte). Die erweiterten Angebote gibt es schon seit etwa 20 Jahren.

Das Gehörlosenzentrum ist nicht nur eine Stätte der Beratung, Fortbildung und Medienarbeit, sondern auch ein Zentrum der Begegnung von Hörenden und Gehörlosen. Rudi Sailer, Geschäftsführer des Gehörlosenzentrums betont: »Die Angstbarrieren zwischen den Gehörlosen und den Hörenden müssen abgebaut werden. Oft halten Hörende uns für Taubstumme, oder sind der Meinung uns müsste medizinisch geholfen werden. Um an der Gesellschaft teilhaben zu können, müssen wir noch ‘lauter’ werden.«

Durch Cornelia von Pappenheim, Pressereferentin des GMU e.V., soll der Auftritt in der Öffentlichkeit vorangetrieben werden und alle möglichen Kanäle der Mitteilung genutzt werden. Seit dem 1. Mai 2002 hat die Gebärdensprache ihren Platz, durch das Bundesgleichstellungsgesetz im Sozialgesetzbuch. In Zukunft soll es viele weitere Projekte geben, die Gehörlose und Hörende gleichermaßen besuchen können. dk

Artikel vom 24.07.2002
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...