Die Weihnachtsbotschaft von Pfarrer Arkadiusz Czempik

Trudering/Riem · Gottes Liebe kommt

Pfarrer Arkadiusz Czempik hat in diesem Jahr die Weihnachtsbotschaft für den Südost-Kurier verfasst. Foto: privat

Pfarrer Arkadiusz Czempik hat in diesem Jahr die Weihnachtsbotschaft für den Südost-Kurier verfasst. Foto: privat

Trudering/Riem · An Weihnachten feiern wir den unermesslich großen Gott, der aus sich einen ganz kleinen Menschen macht. Dieses Kind ist voll Vertrauen, dass der himmlische Gott Vater sich um ihn kümmert, auch durch die Menschen, denen Er anvertraut wird.

Er macht sich klein, im Vertrauen, dass er nicht alles selbst machen muss, dass er sich nicht durchsetzen muss, sondern alles von der Liebe (= Gott) erwartet und deshalb kann er diese Liebe leben und weitergeben. Obwohl selbst sehr klein, beschenkt er durch seine Gegenwart und Art auf eine entzückende Art ganz viele. Da er sich gewaltlos, ja selbst bedürftig zeigt und ausliefert, macht er auch den anderen keine Angst, so dass sie auch einfach so wie sie sind vor ihn treten können und miteinander Gemeinschaft haben können. Ich denke, dass es das weihnachtliche Geheimnis vom Frieden ist. Natürlich bedeutet es nicht, sich alles gefallen zu lassen, sich nicht selbst und andere zu verteidigen. Das wäre weder mutig, was die Liebe auch ist, noch richtig, denn es würde nicht dem Leben dienen.

Auch Jesus, um auf Weihnachten zurückzukommen, ist vor Herodes nach Ägypten geflohen, auch er hat dem Mainstream entgegen gefragt: Was habt Ihr aus dem Haus meines Vaters gemacht? Was mit diesem Kleinsein gemeint ist – und das erlebt man viel zu wenig – dass man aus dem Vertrauen leben kann, dass man geliebt wird, auch wenn nicht gerade hier und jetzt und von denen man es sich wünschen würde, doch letztendlich ist JEMAND da, der mich nicht ganz fallen lässt. Es bedeutet gleichzeitig auch, dass auch ich mich nicht fallen lasse, und zwar in meiner Würde und dem Respekt vor der Würde der anderen Menschen, dass ich nicht den tierischen Überlebensinstinkten allein folge – ohne den Tieren Unrecht zu tun, denn sie sind oft viel einfühlsamer als man denkt – sondern, dass ich in der Liebe bleibe. Denn nur diese Liebe kann das Böse besiegen, wenn ich auch böse werde, dann hat diese vernichtende Gewalt mehr Raum bekommen und breitet sich aus, obwohl ich es nicht wollte.

Albert Camus sagt: „Nicht geliebt zu werden, ist nur ein Missgeschick, nicht zu lieben, aber ein Unglück“. Das Glück ist das, was uns das Christkind vormacht – und seinem Beispiel dürfen wir folgen und somit die Liebe und die Freude verbreiten. Da gibt es viele Möglichkeiten im Alltag: die Tür aufhalten, die Spülmaschine ausräumen, die Vorfahrt gewähren, jemand anlächeln... Das geht oft Hand in Hand mit einem Verzicht, was aber tatsächlich zu einem Geschenk für andere werden kann, was wir in dieser Zeit besonders gern machen.

Gottes Liebe kann durch jeden kommen: Camus, die Hirten, die drei Weisen... Das zeigt: Sie ist in jedem von uns eingeschrieben, aber wir dürfen zu ihr "Ja" sagen und sie so zur Entfaltung bringen, dass sie leuchtet, dann nicht nur in uns, sondern durch uns auch für andere.

Ich wünsche allen ein frohes Weihnachtsfest
und ein gesegnetes neues Jahr 2024!

Pfarrer Arkadiusz Czempik

Artikel vom 25.12.2023
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