Die wilden Gesellen bringen Glück und Geselligkeit

Hachinger Tal · Perchten unterwegs

Unheimlich anzusehen sind d` Boch Peachtn, aber keine Angst, die wilden Gesellen sind echte Glücksbringer. Sie sind wieder im Hachinger Tal unterwegs. Foto: VA

Unheimlich anzusehen sind d` Boch Peachtn, aber keine Angst, die wilden Gesellen sind echte Glücksbringer. Sie sind wieder im Hachinger Tal unterwegs. Foto: VA

Hachinger Tal · Die Angst vor dem Winter und vor der Dunkelheit hat den Menschen in früheren Jahrhunderten überall unheimliche Gestalten vorgegaukelt. Der Brauch des Perchtenlaufens ist als Gegenbewegung entstanden, um die dämonischen Mächte mit wildem Getöse und furchteinflößenden Masken zu vertreiben.

Beim Perchtenlauf überträgt der Percht mit Stock, Goaßfuß oder Rosshaar das Glück auf die berührten Personen. Neben dem Ziel, das Böse zu vertreiben, spielte in der Zeit der Wintersonnenwende auch eine Verbindung zu Fruchtbarkeits- und Wachstumsgeistern eine Rolle. In früheren Zeiten lebten die Menschen in ständiger Abhängigkeit vom Wetter, welches oft Aussaat und Ernte bedrohte. Besonders im Bergland bangten die Leute um ein beständiges Klima.

Belege für den Perchtenbrauch sind daher überall im Alpenraum zu finden. Noch bis heute hat sich der Brauch der Perchtenläufe in vielerlei Formen in und um die Alpen durch das Wirken so mancher Perchtenpass erhalten. Hier im Münchener Süden sind es seit dem Jahr 2008 »D`Boch Peachtn« aus dem Hachinger Tal, die die Leute im Ort weg vom Fernsehsessel, hin auf die Straße locken und mitten im Winter einen willkommenen Anlass zu einem Treff, Ratsch und gemeinsamen Rätselraten bieten, wer sich wohl hinter diesen grausam-schönen Masken verbergen könnte.

»Als wir 2007 mit diesem Brauch angefangen haben, waren wir gerade einmal fünf Leute. Mittlerweile sind wir auf 15 Personen angewachsen, wer sich aber hinter den Masken verbirgt, bleibt unser Geheimnis«, erklärt im Interview einer der Peachtn. Das Ziel der Gruppe war es weniger böse Geister zu vertreiben, als vielmehr die Leute auf die Straße zu locken.

»Gerade im Winter sitzen viele abends einfach nur noch vor dem Fernseher, wir wollten ein Gegengewicht dazu schaffen, die Leute ins Freie locken und miteinander ins Gespräch bringen«, verrät der Peachtn. Das ist ihnen auf jeden Fall gelungen, denn jedes Jahr werden es mehr Zuschauer, die sich das schaurig-schöne Vergnügen nicht entgehen lassen wollen. Die Kostüme haben sie allesamt selber finanziert, überhaupt verfolgen d‘ Boch Peachtn keinerlei finanzielle Interessen. Bevor es losgeht treffen sich die Mitglieder, um gemeinsam bereits bekannte Tänze einzustudieren oder neue Kreationen auszuprobieren. Wie es sich für echte Peachtn gehört, ist ihr Auftritt mit viel Geschepper und Getöse begleitet, denn mit Kettenrasseln, Glocke schwingen und wilden Gesängen sollen schließlich die bösen Geister vertrieben werden. Angst muss man indes vor den gruselig aussehenden Kameraden nicht haben. Die Sage sagt übrigens, dass die Berührung der Rute, die aus Pferdehaar besteht, Glück bringen soll.

»Das können wir natürlich nicht garantieren, aber wir wünschen das natürlich allen unseren Besuchern«, betont er. Zu folgenden Terminen kann man d'Boch-Peachtn im Hachinger Tal bewundern:

Am Mittwoch, 27. Dezember, sind sie um 18.00 Uhr in Unterhaching unterwegs: Ihr Weg führt sie zunächst über die Südstraße, Hauptstraße, Bürgermeister-Prenn-Straße, das Kriegerdenkmal, die Durachsiedlung, den Glonnerweg zum Glonner Hofladen. Dort bieten sie eine kleine Tanzdarbietung und es wird die Möglichkeit heiße Getränke zu kaufen geben. Danach setzen sie ihren Weg auf folgender Route fort: Ortsparksee, Haupteingang Wohnstift am Parksee, Rathausstraße, Stiftsweg, Bahnhofsweg und auf den Rathausplatz.

Am Freitag, 29. Dezember, sind sie um 17.30 Uhr in Taufkirchen zu Gast. Dort sind sie bei folgenden Stationen unterwegs: Münchener Straße, Ritter-Hilprand-Straße, Rathausstraße, Rathausplatz mit kleiner Tanzdarbietung, Köglweg, Münchener Straße. Anschließend führt sie ihr Weg wieder nach Unterhaching, wo sie um 18.30 Uhr vor Pflanzen Kölle am Grünwalder Weg auftreten werden.

Am Freitag, 5. Januar, sind sie um 17.30 Uhr in Deisenhofen zu Gast. Ihr Weg führt sie vom Bahnhofplatz, Bahnhofstraße, Tisinstraße zum Hubertusplatz mit kleiner Tanzdarbietung. Danach werden sie in der Siedlung zwischen Alpenstraße und Abt-Petto-Straße ihr vergnügliches Unwesen treiben.

»Wir können die Zeiten nie ganz genau sagen, da wir auf unserem Weg niemals wissen, wie viele Menschen uns in den jeweiligen Straßen erwarten. Manchmal biegt man um die Ecke, und der Platz ist voller Menschen, ein anderes Mal ist kaum jemand da, und wir sind mit unserem Tanz schneller am Ende. Wer ganz sicher sein will, uns auf keinen Fall zu verpassen, geht uns am besten entgegen oder kommt zu den jeweiligen Rathausplätzen«.

Heike Woschée

Artikel vom 12.12.2023
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