Ersatzgeschwächte Löwen unterliegen SSV Jahn

»Stellen uns einfach zu naiv an«

Auf Augenhöhe: Sechzig gegen Regensburg. Foto: Anne Wild

Auf Augenhöhe: Sechzig gegen Regensburg. Foto: Anne Wild

München/Giesing · Ohne seinen gesperrten Trainer Maurizio Jacobacci, der die Partie abgeschottet in einer Kabine über der Haupttribüne beobachtete, unterlag der TSV 1860 München vor ausverkauftem Haus im Grünwalder Stadion dem Spitzenteam SSV Jahn Regensburg durch einen Treffer in der Nachspielzeit mit 0:1. Eine unverdiente Niederlage für die von Co-Trainer Stefan Reisinger betreuten Löwen, denn über weite Strecken waren sie den Oberpfälzern durchaus ebenbürtig. Nicht die bessere, sondern die glücklichere Mannschaft habe gewonnen, resümierte der enttäuschte Jacobacci nach Schlusspfiff.

Das letzte Aufeinandertreffen beider Klubs mündete 2017 im Abstieg des TSV 1860 München aus der Zweiten Liga. In der vergangenen Spielzeit rutschten die Donaustädter in die Drittklassigkeit. Beide Klubs haben zu Saisonbeginn einen weitgehend neuen Kader auf die Beine gestellt. Den Giesingern war es kurz vor Transferschluss sogar gelungen, den holländischen Mittelstürmer Joël Zwarts aus Regensburg loszueisen. Gegen seinen früheren Arbeitgeber fehlte der 24-Jährige wegen einer Vertragsklausel, die seinen Einsatz irrational teuer gemacht hätte. In Medienberichten war von 50.000 Euro die Rede. Offiziell verpasste Zwarts die Begegnung wegen einer Bauchmuskelzerrung.

Ebenso nicht mit von der Partie waren die etablierten Münchner Stammkräfte Morris Schröter (Gelb-Rot-Sperre), Leroy Kwadwo (Rot-Sperre) und Niklas Lang (fünfte Gelbe Karte). Verletzungsbedingt nicht mitwirken konnten bei den Gastgebern zudem Julian Guttau (Muskelfaserriss) sowie kurzfristig nach dem Aufwärmen auch noch Niklas Tarnat wegen Muskelproblemen. Für ihn rutschte der junge Österreicher Michael Glück (20) in die Startelf. Sein drei Jahre älterer Mannschaftskollege Fabian Greilinger feierte im Match gegen den Jahn seinen 100. Drittliga-Einsatz im Trikot des TSV 1860 München.

Die Gäste, die von 1.500 Anhängern begleitet worden waren, machten ihren siebten Sieg in Serie durch einen Treffer des nur Minuten zuvor eingewechselten Tobias Eisenhuth in der Nachspielzeit perfekt. Bei einer aus dem Halbfeld weit geschlagenen Flanke des ebenfalls neu ins Spiel gekommenen Noel Eichinger verschätzte sich Sechzigs Außenverteidiger Kahn Kurt, er verfehlte den Ball beim Kopfballversuch deutlich. Der hinter ihm lauernde Eisenhuth nahm das Leder mit der Brust an und traf per Dropkick über den Innenpfosten ins Tor (90. Min.+ 2). Nur kurz zuvor hatten auf der anderen Seite die Löwen eine dreifache Chance ungenutzt liegen gelassen, als sowohl Albion Vrenezi wie auch Marlon Frey bei ihren Schussversuchen in letzter Sekunde geblockt wurden und Tim Rieder an Regensburgs Schlussmann Felix Gebhardt scheiterte.

»Wir waren die bessere Mannschaft und hätten das Spiel gewinnen müssen«, erklärten nach Spielschluss die Münchner Greilinger und Glück unisono. Regensburgs Trainer Joe Enochs begründete den späten Erfolg mit dem derzeitigen sportlichen Lauf seiner Truppe. Die Mannschaft glaube an sich, sei zudem körperlich topfit und könne bis in die Nachspielzeit marschieren. Jacobacci kritisierte den Gegentreffer als vermeidbar: »Da stellen wir uns einfach zu naiv an.«

Am kommenden Samstag ist der TSV 1860 München um 14 Uhr beim bislang in der Liga ebenfalls enttäuschenden Konkurrenten 1. FC Saarbrücken im Ludwigsparkstadion zu Gast, ehe eine Woche später der Aufsteiger SpVgg Unterhaching nach Giesing kommt. Zwei richtungsweisende Partien, um das Ruder herumzureißen. Andernfalls muss man sich in Giesing realistischerweise mit dem Abstiegskampf beschäftigen.

(as)

Artikel vom 05.11.2023
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