Amerikahaus zeigt Ausstellung über Zeitungscomics

Maxvorstadt · Lustige Zeitzeugen

Die "Katzenjammer Kids" des Einwanderers Rudoph Dirks waren die deutsche Antwort auf den ersten modernen Comic, "The Yellow Kid", Ende des 19. Jahrhunderts. Hier zu sehen ein Blatt von 1898.  Bild: ©Rudolph Dirks

Die "Katzenjammer Kids" des Einwanderers Rudoph Dirks waren die deutsche Antwort auf den ersten modernen Comic, "The Yellow Kid", Ende des 19. Jahrhunderts. Hier zu sehen ein Blatt von 1898. Bild: ©Rudolph Dirks

Maxvorstadt · Jeder kennt sie, jeder hat sie in seiner Kindheit gelesen und liest sie in Tages- und Wochenzeitungen oder im Internet auch heute noch gerne – Comics. Durch das Massenmedium Zeitung wurden sie Ende des 19. Jahrhunderts in den USA populär.

Damals verhalfen die Bildgeschichten Einwanderern beim Erlernen der englischen Sprache und dieses Publikum trug maßgeblich zum Erfolg der Zeitungscomics bei. Heute gelten Comics längst als Kunstform und über ihre Geschichte sind ganze Bücher geschrieben worden.

Freches Kind spricht mit Nachthemd zum Leser

Im Gegensatz zu Karikaturen, die sich mit der Welt der Politik und den Mächtigen befassen, geht es in Comics um Themen des alltäglichen Lebens. Den Anfang machte 'The Yellow Kid'. Es gilt als erste Serien-Comicfigur und prägte der Legende nach den Begriff "Yellow Press". Erstmals erschien das freche Kind im gelben Nachthemd 1895 in der Zeitung New York World. Seine Äußerungen tauchten damals noch nicht in Sprechblasen auf, sondern waren auf seinem Nachthemd zu lesen. Mit ihm und seinen Versuchen, dem Elend zu entkommen, konnten sich die Unterprivilegierten der amerikanischen Gesellschaft identifizieren. Das Yellow Kid machte Comic-Strips in US-Zeitungen so populär, dass viele Verlage nach Zeichnern Ausschau hielten, denn ohne Comic-Beilage am Sonntag konnten sich Zeitungen kaum noch am Markt halten. Mit der Ausweitung der Strips auf längere Geschichten und ganze Seiten war der moderne Zeitungscomic geboren.

Hohe Auflagen machten Autoren zu reichen Männern

Weitere knallbunte und im Riesenformat abgedruckte Serien wie Little Nemo oder Krazy Kat erfreuten die Leserschaft, sorgten für hohe Auflagen und machten ihre Schöpfer zu sehr reichen Männern. Auch deutschstämmige Zeichner wie der Bauhaus-Künstler Lyonel Feininger und der aus Schleswig-Holstein stammende Rudolph Dirks mit seinen von Max und Moritz inspirierten Katzenjammer Kids waren sehr beliebt. Hierzulande kaum bekannt, waren letztere in den USA ein Riesenerfolg – der Comic erschien dort ununterbrochen von 1897 bis 2006. Dirks schuf eine neue, prägende Bildsprache: Bewegungen wurden mit Linien und Staubwolken, Schmerzen mit Sternen dargestellt, Gedanken und Äußerungen der Figuren erschienen in Blasen über den Köpfen der Figuren.

Deutscher erfindet die Sprechblase

Die Sprechblase war geboren, setzte sich nur wenige Jahre später bei den Comics durch und prägt bis heute das Genre. Dirks Figuren sprachen ein von deutschen Wörtern durchsetztes Englisch – laut Zeichner inspiriert vom alltäglichen Deutsch-Englisch, das in seiner Familie gesprochen wurde.

Tolle Ausstellung feiert auch Hägars 50.

Nun lädt das Amreikahaus am Karolinenplatz 3 in Kooperation mit dem Comicfestival München zu einer Reise durch die faszinierende Welt der Zeitungscomics ein. Von Samstag, 9., bis Samstag, 30. September, ist die Ausstellung "Yes, we Käng! Zeitungscomics von 'Yellow Kid' über 'Hägar' bis zu 'Känguru-Comics'" zu sehen. Der Eintritt ist frei. Geöffnet ist montags bis donnerstags von 10 bis 17 Uhr, freitags von 14 bis 20 Uhr und samstags von 10 bis 18 Uhr. Die Ausstellungsräume sind für Rollstuhlfahrer bestens geeignet, alle Informationen zur Barrierefreiheit findet man unter www.amerikahaus.de/ueber-uns/barrierefreiheit
Die Ausstellung ist gefördert durch das Auswärtige Amt.

Gezeigt werden historische Zeitungsseiten, Original-Zeichnungen und seltene Sammlerstücke von Klassikern wie Flash Gordon, Tarzan, Blondie, Pogo, Prinz Eisenherz, Peanuts, Zits und vielen anderen und auch der 50. Geburtstag von Dik Brownes Hägar wird gefeiert.

Mit dabei sind auch deutsche Zeitungscomics mit aktuellem Zeitbezug, so STRIZZ von Volker Reiche und die Känguru-Comics von Marc-Uwe Kling und Bernd Kissel, in denen zwei US-amerikanische Milliardäre namens Elon und Jeff Gastauftritte absolvieren und sich in einer Raumstation auf den Keks gehen.

Original des letzten Mickey-Maus Comics ausgestellt

Als besonderes Highlight ist in der Ausstellung neben Garfield-Originalen auch der letzte Mickey-Maus-Comic im Original von Zeichnerlegende Floyd Gottfredson zu sehen. Gottfredson hat die Maus 45 Jahre lang gezeichnet. Und auch ein spektakuläres Ölgemälde von Volker Reiche wartet auf die Besucher.

Artikel vom 05.09.2023
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