Till Eulenspiegel als deutsch-indisches Figurentheater umgesetzt

Altstadt · Tolles Puppenspiel für Erwachsene

"Sesam/ Til" ist eine gelungene Fusion von Figuren- und Maskentheater aus Deutschland und Indien. Das Stück ist in München nur ein einziges Mal zu sehen. Foto: Michael Vogel

Altstadt · Am Samstag, 23. September, beginnt mit einem internationalen Highlight die neue Figurentheater-Spielzeit. Denn dann gastiert die brandneue Co-Produktion "Sesam / Til" von Ranga Shankara aus Bangalore in Indien und dem Figurentheater Wilde & Vogel aus Leipzig im Saal des Münchner Stadtmuseums (St.-Jakobs-Platz 1). Nach der Premiere in Bangalore ist die Gruppe nun in Deutschland unterwegs, und zeigt Stück an einigen wenigen ausgewählten Spielstätten.

Es dauert 60 Minuten und ist für Erwachsene und junge Leute ab 10 Jahren gedacht. Da es auf Englisch aufgeführt wird, geht eine kurze Einführung auf Deutsch voraus. Der Zugang zum Saal ist barrierefrei möglich. Rollstuhlplätze möchten bitte unter der Telefonnummer 089/233-22347 oder per E-Mail an kontakt@figurentheater-gfp.de reserviert werden. Der Eintrittspreis beträgt für Erwachsene 16 Euro (ermäßigt 10 Euro). Die Karten können im Vorverkauf über www.muenchenticket.de erworben werden.

Furchtloser Provokatuer führt alle hinters Licht

Das Stück handelt von einem jungen Trickbetrüger namens Tila, der glaubt, er sei schlauer als andere. Dabei bedient es sich des magischen Realismus und zeigt eine Reihe von witzigen und humorvollen Episoden aus Tilas Leben. "Sesam/ Til" ist eine indisch-deutsche Auseinandersetzung mit dem Narren Till Eulenspiegel, die mit Figuren, Masken und Live-Musik umgesetzt wird. Till Eulenspiegel, der listig-derbe Anarchist aus dem alten deutschen Volksbuch, und ihm verwandte Narren und Trickster aus Asien stehen im Zentrum der Inszenierung. Angesichts gesellschaftlicher Spaltungen, internationaler Konflikte und Nachwirkungen der Pandemie, sozialer Ungleichheit und politischer Radikalisierung ist die Figur des furchtlosen Provokateurs, der schonungslos Wahrheiten aufdeckt, ungemein reizvoll. Arm und Reich, Bauern und Könige, Handwerker und Priester werden von Till gleichermaßen hinters Licht geführt, ihre Schwächen werden aufgedeckt oder sie werden vom fahrenden Straßenkünstler einfach mit Gaukelei verwirrt. Während er sich über seine Mitmenschen lustig macht, hält er der Welt einen Spiegel vor.

Till oder ein Quäntchen Sesam

Rückübersetzt heißt Till oder Til "Sesam". Ein Korn, das schon vor tausenden von Jahren in Indien angebaut wurde und besonders kostbar ist für die Ölgewinnung. Sesam spielt eine Rolle bei Hindu-Festen und -Bräuchen und wird als Synonym verwendet für eine Winzigkeit, ein Kleinwenig, ein Quäntchen.

Frage im Vordergrung: 'Was sagt der Narr dazu?'

Aus einer flüchtigen Begegnung eines Mitarbeiters vom Theater Ranga Shankara mit Wilde & Vogel bei einem Figurentheater-Festival entstand der Wunsch, gemeinsam eine Inszenierung zu erarbeiten. Nach den Jahren der Isolation während der Pandemie bot sich nun die Möglichkeit, sich – unterstützt durch das Goethe Institut – erstmals im indischen Bengaluru zu treffen. Nun stürzen sich die Akteure auf und vor der Bühne in ein gemeinsames Abenteuer, immer entlang an Sprachverwirrung, unterschiedlichen kulturellen Prägungen, verschiedenen Generationen und einer Fülle von Geschichten – die entscheidende Frage dabei stets klar vor Augen: 'Was sagt der Narr dazu?' Neben einer gelungenen internationalen Fusion von Figuren- und Maskentheater-Stilen aus Deutschland und Indien, zeigt die Produktion nicht zuletzt, wie sehr sich indische und deutsche Märchen und Erzählungen in ihrem Kern gleichen können.

Tagestipp:

Im Stadtmuseum München gibt es zurzeit dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr die Ausstellung "(K)ein Puppenheim" zu sehen. Sie ist hauptsächlich für Erwachsene zu empfehlen. Wer sich einen interessanten Kunst- und Unterhaltungstag gönnen möchte, kann sie am 23. September besuchen und den Tag dann mit dem Puppenspiel "Sesam/ Til" ausklingen lassen.

Artikel vom 18.08.2023
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