Nicht nur für Touris: Gr.-orth. Allerheiligenkirche mit neuer Innenbemalung

Ein echtes Schmuckstück

»Blick ins Paradies« das Deckengemälde der Allerheiligenkirche & (kl. Bild Mitte, v.l.n.r.) Pfarrer Martin Petzold, Weihbischof Chrysostomos von Pamphilos und Pfarrer Apostolos Malamoussis.

»Blick ins Paradies« das Deckengemälde der Allerheiligenkirche & (kl. Bild Mitte, v.l.n.r.) Pfarrer Martin Petzold, Weihbischof Chrysostomos von Pamphilos und Pfarrer Apostolos Malamoussis.

Schwabing-Freimann · Sonntagmorgen, 8.30 Uhr: In der griechisch-orthodoxen Allerheiligenkirche an der Ungererstraße herrscht Hochbetrieb.

Unzählige Menschen drängen sich in den Kirchenraum, jeder möchte einen Platz mit möglichst guter Sicht ergattern. – Nicht so sehr zum Altarraum, denn der ist in orthodoxen Kirchen stets durch eine Trennwand vor den Blicken der Besucher verborgen. Nein, heute sind alle Augen nach oben gerichtet: zur Decke des Mittelschiffs.

Denn dort eröffnet sich eine Art »Blick ins Paradies«: Das gesamte Deckengewölbe leuchtet in einem warmen, sonnigen Goldton. Dazu entfaltet sich eine Fülle von Bildern, die Szenen und Personen aus der Heiligen Schrift darstellen. – Ein atemberaubend schönes Kunstwerk, das in seiner vollen Pracht heute zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorgestellt wird.

Anlass für die offizielle »Enthüllung« ist das sogenannte »Patrozinium«, das orthodoxe Fest zu Ehren »aller Heiligen«, nach denen die Kirche benannt ist. »Wir feiern dieses Fest nicht am 1. November, sondern gleich nach dem griechischen Pfingstfest«, erklärt Pfarrer Malamoussis. »Denn wir glauben, dass an Pfingsten alle Menschen mit Heiligem Geist erfüllt wurden – nicht nur die 12 Apostel.«

Den Ikonenmaler Hristofanis Voutsinas scheint der Heilige Geist ganz besonders inspiriert zu haben. Sieben Jahre arbeitet der aus Thessaloniki stammende Künstler bereits an der Ausmalung des Innenraums der Kirche. Nun ist das gesamte Hauptschiff fertig. »Er hat die Szenen zuerst in seiner Werkstatt in Griechenland auf Spezialstoffe aufgemalt und dann hierher gebracht«, erklärt Pfarrer Malamoussis. »Mit Hilfe eines besonderen Verputzes ließ sich der Stoff an der Kirchendecke befestigen. Dann wurden die Darstellungen nachgezeichnet, verfeinert und mit Blattgold überzogen.«

Das überwältigende Ergebnis präsentiert Pfarrer Malamoussis heute auch dem griechisch-orthodoxen Weihbischof Chrysostomos von Pamphilos. Zum Patroziniumsfest ist er eigens aus Hannover angereist. Kein Wunder, dass die Decke so herrlich golden leuchte, deutet er in Anspielung auf das wechselhafte Münchner Wetter an: Sie müsse ja auch die griechische Sonne ersetzen.

Dieser »Sonnen-Ersatz« kommt die Allerheiligen-Gemeinde allerdings nicht ganz billig. »Abgesehen von einem Zuschuss des Freistaats müssen wir alles selbst aufbringen, denn es gibt in der griechisch-orthodoxen Kirche keine Kirchensteuer«, erläutert Pfarrer Malamoussis.

Stolz registriert er jedoch, dass seine Kirche inzwischen als echtes »Münchner Schmuckstück« gilt und auf viele Besucher und Bewohner der Stadt eine große Faszination ausübt. Nach Anmeldung im Pfarrbüro (Tel. 361 57 88) seien kostenlose Führungen jederzeit möglich, verkündet er strahlend. Text und Fotos: rme

Artikel vom 11.07.2002
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...