Evangelische Kirchengemeinden schließen sich zusammen

München-Nord · Gemeinsame Zukunft

Pfarrerin S. Schuster, Pfarrer U. Leser-von Kietzell, Pfarrerin Dr. E. Hanke und Dekan F. Reuter (v.l.) freuen sich auf eine engere Zusammenarbeit. Foto: df

Pfarrerin S. Schuster, Pfarrer U. Leser-von Kietzell, Pfarrerin Dr. E. Hanke und Dekan F. Reuter (v.l.) freuen sich auf eine engere Zusammenarbeit. Foto: df

München-Nord · Die evangelische Kapernaum-Gemeinde mit der Kapernaumkirche am Lerchenauer See und der Bethanienkirche in Feldmoching wollen künftig mit der Evangliumskirche im Hasenbergl noch enger zusammenarbeiten als bisher. Daher haben die Kirchenvorstände der Gemeinden kürzlich beim Prodekanat den Antrag auf Vereinigung gestellt.

Damit beginnt der verwaltungsrechtliche Prozess, der bis zum Jahreswechsel abgeschlossen sein soll. Zum Jahresbeginn 2024 wird die neue Gemeinde dann aus der Taufe gehoben, unter dem gemeinsamen Namen evangelische Kirchengemeinde Feldmoching-Hasenbergl. Die Zusammenarbeit der Gemeinden hat bereits vor über zwei Jahren begonnen. Ende 2020 begann der Umbau der Evangliumskirche und ihrer Gemeinderäume. Die Diakonie Hasenbergl, die zuvor dort untergebracht war, bezog übergangsweise das Pfarrhaus und die Gemeinderäume von Bethanien.

„Wir haben aus der Not eine Tugend gemacht“, sagt der Pfarrer von Kapernaum, Ulrich Leser - von Kietzell. So entstand die Idee, gemeinsam Gottesdienste zu feiern. Daraus entwickelten wir dann Schritt für Schritt ein gemeinsames Gottesdienstkonzept mit festen Terminen für bestimmte Schwerpunkte. Auch ein erster gemeinsamer Gemeindebrief wurde inzwischen auf den Weg gebracht. Er trägt den Titel „Evangelisch im Münchner Norden“. „Der Name macht deutlich, dass wir zusammen gehören“, sagt die Pfarrerin der Evangeliumskirche, Sophie Schuster. „Es ist toll, dass wir – Kirchenvorstände und Gemeinden – uns immer besser kennenlernen, miteinander feiern und gemeinsam an unserer Zusammenarbeit bauen.“

Inzwischen ist die Evangeliumskirche wiedereröffnet worden. Beim Umbau wurde der Gottesdienstraum verkleinert, dafür entstanden neue, barrierefreie Veranstaltungsräume. Die Diakonie Hasenbergl hat ihre Geschäftsstelle im sanierten Grüß-Gott-Haus, direkt neben der Evangeliumskirche bezogen. „Durch die gemeinsame Nutzung von Kirche und Diakonie entsteht ein neuer Begegnungsort im Münchner Norden“, freut sich Dekan Felix Reuter.

Die Zusammenarbeit der Gemeinden hat von Anfang an gut geklappt“, sagt Bethanien-Pfarrerin Dr. Eva Hanke, die im vergangenen Jahr fast zeitgleich mit ihrer Evangliums-Kollegin Sophie Schuster ihr Amt antrat. Die beiden Frauen haben ganz ähnliche Vorstellungen von Kirche und Gemeindearbeit. „Wir ziehen da an einem Strang“, so Hanke. „Jeder hat seine Stärken, nicht jeder muss alles machen.“ Gemeinsam wollen sie zeigen, dass die evangelische Kirche im Münchner Norden mehr zu bieten hat als das, was eine einzelne Kirchengemeinde leistet. „Die Vereinigung der Gemeinden im Münchner Norden entspricht der allgemeinen Tendenz in der Evangelischen Landeskirche, die Gemeinden neu zu ordnen, um der großen Ruhestandswelle bei Pfarrern zu begegnen“, erklärt Pfarrer Leser- von Kietzell, der als einziger der vier Pfarrer ein volle Stelle innehat. Die Pfarrerinnen Sophie Schuster (Evangeliumskirche) und Dr. Eva Hanke (Bethanien) sowie der Dekan Felix Reuter (Evangeliumskirche) haben jeweils nur halbe Stellen. So sah der Landesstellenplan 2020 bis 2023 bereits eine Kürzung von zehn Prozent vor. Bis 2025 werden weitere Einschnitte folgen. Außerdem ist die Zahl der Gemeindemitglieder – wie überall – rückläufig.

„In der Corona-Zeit sind viele Gottesdienstbesucher weggeblieben“, erklärt Pfarrer Leser-von Kietzell. „Etliche sind auch nach den Lockdown-Massnahmen nicht zurückgekehrt. So hatten wir statt vorher 40 bis 50 dann teilweise nur eine Handvoll Besucher in unseren sonntäglichen Gottesdiensten.“ Dafür gab es mehrere Gottesdienste an einem Sonntag. Durch die eng aufeinanderfolgenden Termine – erst um 9.00 Uhr Gottesdienst in Bethanien, anschließend um 10.00 Uhr der Gottesdienst in Kapernaum, musste der Pfarrer sich beeilen und es blieb keine Zeit für Nachgespräche mit den Besuchern.

Jetzt findet jeden Sonntag nur noch ein Gottesdienst statt – abwechselnd in einer der drei Kirchen, zusätzlich gibt es alle 14 Tage einen Gottesdienst in der Simeonskapelle im Augustinum, die der Evangeliumskirche angegliedert ist. Dafür bleibt mehr Zeit für Gespräche und Begegnungen im Anschluss. Das wird gerne genutzt. „Die Rückmeldungen aus den Gemeinden sind durchweg positiv“, freut sich Leser-von Kietzell. Und die Zahl der Besucher ist ebenfalls angestiegen, auf mindestens 20 pro Gottesdienst.

Dass die Gemeindemitglieder auch mal eine andere als ihre angestammte Kirche aufsuchen müssen, ist kein Problem. Der 60er Bus fährt von der Kapernaumkirche bis vor die Tür der Evangeliumskirche und von der Bethanienkirche geht’s mit der U-Bahn direkt dorthin. Die Pfarrer und Pfarrerinnen sind zuversichtlich, dass die Vereinigung ein Erfolg wird. „Dadurch, dass wir bereits zwei Jahre geübt haben, sind die wichtigsten Streitpunkte schon gelöst“, meint Ulrich Leser-von Kietzell.

Die gemeinsame Zukunft der Gemeinden wird von der jungen Generation bereits praktiziert. In diesem Jahr gab es erstmals eine gemeinsame Konfirmanden-Gruppe.

Artikel vom 27.06.2023
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