Erinnerung an Terroranschlag am Flughafen Riem

Riem · Neuer Gedenkort

Zentraler Bestandteil des Gedenkorts zum Terroranschlag von 1970 wird eine über acht Meter hohe Skulptur sein. Diese erinnert an die Uhr des Flughafentowers. Foto: Studio Kwade

Zentraler Bestandteil des Gedenkorts zum Terroranschlag von 1970 wird eine über acht Meter hohe Skulptur sein. Diese erinnert an die Uhr des Flughafentowers. Foto: Studio Kwade

Riem · An den internationalen, tödlichen Terroranschlag vom 10. Februar 1970 am ehemaligen Flughafen München-Riem erinnert künftig ein Gedenkort. Zentraler Bestandteil ist eine über acht Meter hohe Skulptur aus Stahl und Bronze der international renommierten Künstlerin Alicja Kwade. Das Gesamtprojekt wird von der Stadt München in Kooperation mit der Brainlab AG umgesetzt, die auch einen Großteil der Finanzierung übernimmt. An der Firmenzentrale des global tätigen Medizintechnikunternehmens liegt der historische Tatort.

Am 10. Februar 1970 drangen bewaffnete Terroristen über den Transitraum gewaltsam auf das Rollfeld des Flughafens München-Riem ein und attackierten die Abfertigung eines Flugs der israelischen Fluggesellschaft El Al. Die mutmaßlich jordanisch-stämmigen Männer handelten im Auftrag einer palästinensischen Terrororganisation. Sie warfen Sprengkörper auf Fluggäste und Sicherheitskräfte. Der Israeli Arie Katzenstein war mit seinem Vater Heinz in einem Transferbus auf dem Rollfeld, als er, andere Fluggäste schützend, tödlich getroffen wurde. Neun weitere internationale Fluggäste wurden zum Teil schwer verletzt, unter ihnen der Vater des Todesopfers und die deutsch-israelische Schauspielerin Hanna Maron.

„Auf München richtete sich in den 70er Jahren internationale Aufmerksamkeit – auch von terroristischen Kommandos. Sie trafen die angehende Weltstadt mitten ins Herz", erklärt Kulturreferent Anton Biebl: "Wir halten die Erinnerung wach, gedenken der Opfer und setzen uns aktiv mit unserer und in diesem Fall auch der internationalen Geschichte auseinander. Wenn Worte unzureichend sind, eröffnet die Kunst zusätzliche Perspektiven.“

Stählerne Rahmen, bronzene Ziffernblätter

Der Zeitpunkt des Anschlags ist Teil der künstlerischen Gestaltung von Alicja Kwade. Ihre Metallskulptur wird zentraler Bestandteil des Gedenkortes. Drei stählerne Rahmen fassen bronzene Ziffernblätter ein, die an die Uhr des alten Flughafentowers erinnern und ähnlich dimensioniert sind. Sie machen die zeitlichen und internationalen Dimensionen des Ereignisses und seiner Tragweite räumlich spürbar. Das Ensemble wird öffentlich zugänglich sein und die Menschen in einer räumlich-künstlerischen Erfahrung an die historische Auseinandersetzung heranführen. Alicja Kwade zählt zu den international renommiertesten Künstlerinnen der Gegenwart. Sie wird weltweit ausgestellt, hat den Dachgarten des Metropolitan Museums of Modern Art in New York gestaltet, war Teilnehmerin der 57. Venedig Biennale 2017 und ist mit der Arbeit „Bavaria“ Teil des Programms Public Art München.

Arie Katzenstein wird verewigt

Der Name Arie Katzenstein wird im Kunstwerk verewigt. Er lebte mehrere Jahre mit seiner Familie in München, sein Vater stammte aus Deutschland. Im Jahr 2020 suchten seine Kinder den Austausch mit dem Kulturreferat und brachten sich seither ein, gemeinsam eine lebendige Erinnerung an den Anschlag zu gestalten. Sie sind für die Präsentation des Kunstwerks nach München gekommen und tragen zu den Recherchen und zur inhaltlichen Gestaltung bei. „Wir hoffen, dass am alten Flughafen nicht nur die Erinnerung an unseren Vater und die persönliche Tragödie unserer Familie wachgehalten werden. Sondern, dass ein Ort entsteht, an dem sich viele Stadtbewohner und insbesondere junge Menschen gerne aufhalten, um sich zu informieren – und ein Ort der Vermittlung und Kunst", sagen Miki Dror und Ofer Katzenstein: "Unser Vater, der lebenslustig, gesellig und sportbegeistert war, hätte sich darüber gefreut.“

Artikel vom 28.06.2023
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