Telefonzelle steht bis September am Tegernseer Platz

Giesing · Zeitkapsel wieder da

Bei der alten gelben Telefonzelle vor der TeLa Post in Giesing handelt es sich um eine Zeitkapsel. Bis 10. September bleibt sie dort stehen. Foto: MEMORO e.V.

Bei der alten gelben Telefonzelle vor der TeLa Post in Giesing handelt es sich um eine Zeitkapsel. Bis 10. September bleibt sie dort stehen. Foto: MEMORO e.V.

Giesing · Seit gut zwei Wochen steht eine alte gelbe Telefonzelle vor der TeLa Post am Tegernseer Platz. Telefonieren ist damit nicht möglich, im Zeitalter der Smartphones ja auch nicht mehr nötig.

Vielmehr handelt es sich hierbei um eine "Zeitkapsel". Bis September können Passanten das Projekt bestaunen, das das städtische Kulturreferat und die Giesinger Bezirksausschüsse 17 und 18 gefördert haben.

Miriam Worek, die Initiatorin der Zeitkapsel, möchte Menschen zusammenbringen. Sie tritt als Vermittlerin und Vernetzerin zwischen den Menschen, die einen Beitrag über ihr Stadtviertel gestalten wollen, auf. Nach dem Motto: Gemeinsam ins Machen kommen. Darüber hinaus begibt sie sich auf die Suche nach Archivmaterial und spannenden Themen für Beiträge, bietet diese Interessierten zur Umsetzung an und begleitet den kreativen Prozess. Die Zeitkapsel ist ein Ort, an dem Interessierte mit persönlichen Geschichten aus Giesing in Berührung kommen können, an dem das Münchner Stadtviertel und sein Wandel über die Zeit verdichtet spürbar werden. Es geht dabei vor allem um Bewohnerinnen und Bewohner, Initiativen und Visionen, digital erzählt.

Im Sommer 2021 stand die Zeitkapsel bereits auf dem Giesinger Grünspitz. Mehr als 140 Beiträge wurden damals in der Telefonzelle gezeigt. Eingereicht und produziert wurden sie von Nachbarn, Aktivisten, Historikern, Künstlern und Zeitzeugen – zum Beispiel von den Bewohnern des Giesinger Wohnheims für Blinde und Sehbehinderte, die in Videoporträts über ihren Alltag und ihre Träume sprachen. Die Gruppe „Tela 2030“ stellte in der Zeitkapsel ihre visionären Ideen für Wohnen, Arbeiten und Freizeit in einem utopischen Giesing vor. Fotoporträts machten darauf aufmerksam, dass es auch viele weibliche 60er-Fans gibt – und die Fotografin Verena Hägler ermöglichte durch das Projekt „Küchen entlang der TeLa“ Einblicke in die Wohn- und Essräume der Giesingerinnen und Giesinger. Seither ist die Zeitkapsel weitentwickelt worden. Nun macht sie bis zum 10. September vor dem Postgebäude an der Tegernseer Landstraße Station, also zentral im Herzen Giesings.

Videos, Podcasts, digitale Kreationen

Die Bühne der Zeitkapsel ist eine umgestaltete gelbe Telefonzelle, wie man sie von früher kennt. Anstatt zu telefonieren, begeben sich die Benutzer über einen Bildschirm auf eine Reise durch Giesings Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Sie sehen und hören Dokumentarfilme, Videos, Podcasts, Fotografien und andere digitale Kreationen, die von den Menschen des Viertels selbst produziert worden sind. Die Beiträge zeigen, wer in Giesing lebte, lebt und leben wird, welche besonderen Orte und Projekte es hier gab, gibt und geben wird. Und wie sich das Viertel und die Stadt verändern kann, wenn sich Menschen verbünden, um ihren Lebensraum gemeinsam zu gestalten.

"Menschen vor Ort ansprechen"

Als Teil dieser Kooperation werden ausgewählte Clips des Projekts "Memoro - Die Bank der Erinnerungen" zum Thema Giesing in der Zeitkapsel präsentiert. Diese Clips verlassen das Internet und berühren die Menschen vor Ort, indem sie ihnen einen Einblick in die reiche Geschichte des Viertels geben. "Wir freuen uns über die Möglichkeit, unsere Clips in der Zeitkapsel zu präsentieren und damit die Menschen vor Ort anzusprechen", erklärt Nikolai Schulz, ein Vertreter des Vereins Memoro, zu der Zusammenarbeit.

Die Zeitkapsel ist tagsüber durchgehend geöffnet, ihr Programm wird ständig erweitert. Bis zum 21. Juni werden zunächst Beiträge gezeigt, die sich mit der Vergangenheit Giesings beschäftigen. Danach folgen Beiträge aus der Gegenwart des Stadtviertels und zum Schluss werden Zukunftsvisionen für Giesing präsentiert. In naher Zukunft soll das Projekt dann auch in andere Münchner Stadtviertel reisen.

Artikel vom 30.05.2023
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