Chorvereinigung Haar feiert 75-jähriges Bestehen

Haar · Bach zum Jubiläum

Haar · Die Chorvereinigung Haar feiert ihr 75-jähriges Bestehen mit einem Monumentalwerk: der Matthäuspassion von Johann Sebastian Bach. Zu hören ist das Ganze am Palmsonntag, 2. April, um 17 Uhr, im Bürgersaal Haar (Kirchenplatz 1). Zwischen der Aufführung des Mendelssohn-Oratoriums "Elias" zum 70-jährigen Jubiläum 2018 und heute liegen nur fünf Jahre – doch diese Zeit hatte es in sich. Die zahlreichen negativen Auswirkungen durch Corona dürften jedem noch in lebhafter Erinnerung sein.

Während viele Chöre die Pandemie nicht überstanden, konnten die Haarer Chormitglieder mit Hilfe kreativer Lösungen ihres Chorleiters Michael Clemens Frey – zum Beispiel Proben per Zoom oder im Freien – weiterarbeiten und die schwierige Phase überbrücken. Tatsächlich gelang es der Chorvereinigung Haar, in der Corona-Zeit sogar neue Mitglieder dazu zu gewinnen. Zudem wurde die schon für 2020 einstudierte Matthäuspassion im Repertoire wachgehalten. Am Palmsonntag soll das eindrucksvolle Werk nach vielen intensiven Proben endlich vor großem Publikum aufgeführt werden.

Die Matthäuspassion von Johann Sebastian Bach erzählt die Leidens- und Sterbensgeschichte Christi empathisch und mitfühlend. Bach brachte in die Passion, deren Uraufführung 1727 stattfand, außergewöhnlich viel Herzblut ein. Das Werk hieß in der Familie des Komponisten nur „die große Passion“ – und das zu Recht: Zwei vierstimmige Chöre, zwei Orchester, vier Solisten und eine Länge von gut zweieinhalb Stunden machten damals wie heute Eindruck. Die Ostergeschichte wird durch den Evangelisten Matthäus und die Arien erzählt und durch die Chöre – häufig im Zwiegespräch – reflektiert. Somit entsteht eine lebendige Handlung, in die sich auch das Publikum eingebunden fühlen kann.

Gesang und Klang, von leise bis laut

"Immer noch gilt die Matthäuspassion als „das Werk“ Johann Sebastian Bachs für Klassische Chöre sowie für das musikalisch und kulturell interessierte Publikum", teilt die Chorvereinigung Haar mit. "Darum freuen wir uns sehr, diese Passion im Jubiläumsjahr präsentieren zu dürfen, getreu unserem Motto: Gesang und Klang von leise bis laut." Die Zuhörer im Bürgersaal dürfen dabei den Solisten Maria Czeiler (Sopran), Melanie Arnhold (Alt), Christoph Birgmeier (Tenor) und Daniel Weiler (Bass) sowie dem Orchester der Chorvereinigung lauschen. Die Gesamtleitung obliegt Michael Clemens Frey.

Ursprünglich zwei Chöre

"Chorvereinigung" nennen sich die Singenden und Musizierenden übrigens, weil es ursprünglich zwei Chöre in Haar gab: den Männerchor der Pfleger aus der Haarer Anstalt (Gründung 1921) und die Sängerrunde Haar (Gründung 1926). Als der Zweite Weltkrieg vorbei war und man auch in Haar wieder etwas für die Seele tun wollte, schlossen sich die beiden Chöre zusammen – es war "eine buntgemischte Truppe aus ehemaligen Soldaten, Kriegsgefangenen, Vertriebenen, Sudetendeutschen und Schlesiern", heißt es in der Chronik. Die Musik verband sie alle, ungeachtet der Herkunft. Schließlich wurde 1948 die Chorvereinigung Haar unter dem Vorsitz von Ludwig Moser und dem Chorleiter Karl Hackl gegründet.

Beim ersten öffentlichen Auftritt am Kirchweihsonntag 1948 war die Kleidung noch knapp, so wurden die alten Arbeitsdienströcke teilweise dunkelblau gefärbt. Die Hosen waren Arbeitshosen mit Aufsatztaschen aus den USA, auf den Hemden standen zum Teil die Buchstaben „PW“ (für "prisoner of war", also Kriegsgefangener). Wer keine schicken Halbschuhe hatte, der schnitt von seinen Soldatenstiefeln einfach die Schäfte ab – und fertig war das Bühnenoutfit. Geradezu revolutionär und nicht von jedem gern gesehen war es in jener Zeit, auch Frauen in den Chor mit aufzunehmen. Dies war dem engagierten Dirigenten Karl Hackl zu verdanken, nach dem heute in Haar sogar eine Straße benannt ist.

Hier gibt es Karten
Karten für die Aufführung der Matthäuspassion am Sonntag, 2. April, um 17 Uhr, im Bürgersaal Haar, sind bei Schreibwaren Willerer (Leibstraße 24) oder an der Abendkasse erhältlich. Der Eintritt kostet 25 Euro, für Schüler 10 Euro.

Artikel vom 21.03.2023
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