Die Polizei rät bei Schockanrufen: Einfach auflegen!

Landkreis Ebersberg · Betrüger in der Leitung

Bei einem anderen Fall hatte ein Ehepaar Bargeld, Gold und Schmuck im Wert von insgesamt 80.000 Euro an Unbekannte übergeben. Das Gold haben die Geschädigten zuvor fotografiert. Foto: Polizeipräsidium Oberbayern Nord

Bei einem anderen Fall hatte ein Ehepaar Bargeld, Gold und Schmuck im Wert von insgesamt 80.000 Euro an Unbekannte übergeben. Das Gold haben die Geschädigten zuvor fotografiert. Foto: Polizeipräsidium Oberbayern Nord

Landkreis Ebersberg · Und schon wieder sind Senioren aus dem Landkreis Ebersberg Opfer von betrügerischen Banden geworden. Getroffen hat es dabei ein Ehepaar aus Grafing, die am 9. März einer Betrügerin Goldmünzen und Bargeld im Wert eines sechsstelligen Eurobetrags übergaben. Vorausgegangen war ein Anruf, in dem sich eine bislang unbekannte männliche Person als Sohn der Eheleute ausgab. Angeblich hätte dieser einen schweren Verkehrsunfall verursacht und müsse nun einen hohen Bargeldbetrag aufbringen, um einer Haftstrafe zu entgehen.

Im Verlauf des Gesprächs, das sich über einen längeren Zeitraum hinzog, telefonierten die Geschädigten auch mit einem angeblichen Polizeibeamten. Im Anschluss kam eine bislang unbekannte Abholerin an die Wohnadresse, übernahm eine Stofftüte mit Goldmünzen und Bargeld und entfernte sich in unbekannte Richtung. Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen übernommen.

Das Ehepaar aus Grafing ist aber beileibe kein Einzelfall. Fast täglich erreichen die Polizei solche und ähnliche Nachrichten aus der Bevölkerung. Kein Wunder, steigen doch die Zahlen der versuchten Trickbetrügereien seit den letzten Jahren kontinuierlich an. Gar nicht eingerechnet sind dabei die Vorfälle, die der Polizei gar nicht gemeldet werden. Denn viele erkennen die Trickbetrüger rechtzeitig und legen einfach auf.

Dass ist auch das Beste, was man tun kann, lautet der Rat des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord. Allerdings sollte man dann die Polizei verständigen und den Vorfall zur Anzeige bringen. Immer wieder gelingt es der Polizei die Mittelsmänner, die in Deutschland als „Abholer“ und Geldkuriere tätig sind, zu fassen. Umso mehr Vorfälle einem Täter zugeordnet werden können, umso höher ist das Strafmaß, so die Polizeibeamten.

Derzeit konzentrieren sich die organisierten Verbrecherbanden vor allem auf den Trick, sich als Polizisten auszugeben, um so die Angerufenen um ihr Hab und Gut zu bringen. In allen Fällen wurden die betrogenen Personen angerufen. Der Anrufer oder die Anruferin gaben sich dabei als Polizisten aus und erzählten verschiedene Geschichten, um an das Geld ihrer Opfer zu gelangen. Ebenfalls werden von den Betrügern sogenannte Schockanrufe durchgeführt. Hierbei wird den Angerufenen vorgespielt, dass einer ihrer Angehörigen einen schweren Unfall verursacht hätte und nur gegen die Zahlung einer hohen Kaution vor dem Gefängnis bewahrt werden könne.

Die von den Tätern angewandte Betrugsmasche hat vor allem lebensältere Menschen als Opfer im Visier. Wer glaubt, das sei ein bedauerlicher Einzelfall, der irrt. Die Callcenter, in denen die betrügerischen Anrufer sitzen, befinden sich größtenteils in der Türkei, die Anrufer sprechen akzentfrei Deutsch und sind mit den deutschen Begebenheiten vertraut. Wie noch in den letzten Jahren häufiger vorgekommen, rufen diese Betrüger kaum noch über die Telefonnummer 110 an, sondern haben entweder die Nummer unterdrückt oder aber täuschen die Nummer einer anderen Behörde vor. „Die echte Polizei würde Sie niemals auffordern, Wertgegenstände vor Ihrem Wohnanwesen oder an anderen Örtlichkeiten abzulegen oder über Fernzugriff auf Ihren Computer zugreifen. Vergewissern Sie sich bitte durch einen Rückruf bei einer Polizeidienststelle oder über die Tel. 110, ob es sich tatsächlich um einen Polizeibeamten handeln könnte. "Lassen Sie keine unbekannten Personen in Ihre Wohnung, die sich nicht eindeutig legitimieren können“, lautet daher der dringende Apell der Polizeibeamten an die Bevölkerung. Wer sich durch einen Anruf bei seiner zuständigen Polizeibehörde über die Richtigkeit der Angaben informieren will, sollte darauf achten, den Anruf vorher aufzulegen und dann erst erneut zu wählen.

Die Betrüger versuchen ihre Opfer massiv unter Druck zu setzen, am besten, man lasse sich erst gar nicht auf ein solches Gespräch ein, lautet deshalb der Rat der erfahrenen Polizisten.

Oftmals haben die Täter die Telefonnummern ganz einfach aus dem Telefonbuch. Hier suchen die Täter nach Vornamen, die heutzutage etwas aus der Mode geraten sind. Diese sind für die Verbrecher ein Indiz, dass sie bei einem Anruf auf lebensältere Menschen treffen. Deshalb rät die Polizei dringend, den eigenen Eintrag im Telefonbuch löschen zu lassen, um erst gar nicht als potenzielles Opfer in Erscheinung zu treten.

Artikel vom 21.03.2023
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