Verunsicherte Löwen brauchen psychologische Hilfe

Weißblaue Drehorgel kommt nicht in Schwung

Vorzeitig verwaist: Gästekurve in Meppen. Foto: M. Forster

Vorzeitig verwaist: Gästekurve in Meppen. Foto: M. Forster

München/Giesing · Die Profis des TSV 1860 München müssen sich für die laufende Saison wohl neue sportliche Ziele setzen. Mit dem erhofften Aufstieg in die Zweite Liga wird es in dieser Spielzeit nichts mehr werden. Dafür bräuchten die Löwen mittlerweile ein Fußballwunder. Nach einer 1:2 (1:1)-Niederlage beim bisherigen Tabellenletzten Sportverein Meppen 1912, der zuvor 17 Mal in Folge ohne Sieg geblieben war, ist der Rückstand auf die direkten Aufstiegsplätze nahezu unerreichbar geworden. Selbst der Aufstiegs-Relegationsplatz liegt für die Giesinger bereits fünf Zähler entfernt.

Im Emsland gelang es den Löwen vor 7.735 Zuschauern erneut nicht, eine Wende im Trend der letzten Monate herbei zu führen. Die Führung der Hausherren durch Marek Janssen (19.Min.) egalisierte Marcel Bär kurz vor dem Halbzeitpfiff (45. Min. +2). Nur 120 Sekunden nach seiner Einwechslung erzielte Meppens Winter-Neuzugang Marcos Alvarez den Siegtreffer (58. Min.). Trotz hektischer Bemühungen verpasste das Team von Interims-Trainer Günther Gorenzel einen Punktgewinn. Raphael Holzhauser und Yannick Deichmann scheiterten am Meppener Aluminium. Enttäuscht vom Auftritt ihrer Mannschaft hängten noch vor Abpfiff rund zwei Drittel der etwa 750 mitgereisten Anhänger aus München demonstrativ ihre Fahnen in der Gästekurve ab und verließen das Stadion.

Der Sport-Geschäftsführer des TSV 1860 sieht die mentale Verfassung seiner Spieler als ursächlich für die »sehr bittere Niederlage« und erklärte: »wenn du die Dinge nicht so umsetzen kannst, wie du sie dir vorgenommen hast, nicht das Erfolgserlebnis hast, dann fehlt dir auch die letzte Überzeugung.« Die legte dafür Meppen an den Tag. Gorenzel erklärte in der Pressekonferenz nach Spielschluss: »Es ist nicht gelungen, die richtige Balance zwischen Risiko hinten raus und klarem Spiel zu finden. Uns fehlt dafür momentan das Selbstverständnis.«

In Münchner Medien wurde ob der Niederlage über das berufliche Aus von Gorenzel an der Grünwalder Straße 114 spekuliert und mit dem früheren Profispieler Benjamin Lauth bereits ein möglicher Nachfolger ins Spiel gebracht. Allerdings verfügt der Ex-Löwe über keinerlei Berufserfahrung auf der Position eines Sportdirektors. Den wabernden Gerüchten widersprach Präsident Robert Reisinger gegenüber Merkur/tz: »Der Verein wird nicht in hektischen Aktionismus verfallen und überstürzt das Management tauschen.« Man wolle als Gesellschaftervertreter die Spielzeit »in der gebotenen Sachlichkeit« bewerten und für die Zukunft Schlüsse daraus ziehen.

Derweil scheint Anthony Power, Geschäftsführer der TSV 1860 Merchandising GmbH und Vertreter von Gesellschafter Hasan Ismaik in München, sein persönliches Urteil gefällt zu haben. Mit kryptischen Botschaften auf Instagram attackiert er Gorenzel im Stil eines verwirrten Teenagers. Vor dem anstehenden Heimspiel des TSV 1860 München gegen den Sportclub Verl von 1924 am kommenden Sonntag, soll während der Woche ein neuer Trainer für die Löwen ins Amt kommen. Wer auch immer die Aufgabe in Giesing übernimmt, wird viel psychologisches Gespür mitbringen müssen.

(as)

Artikel vom 13.02.2023
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...