Die Weihnachtsbotschaft von Pfarrer Willi Huber

Oberföhring · Licht im Dunkeln

Pfarrer Willi Huber, Leiter des Pfarrverbands St. Thomas und St. Lorenz, hat die Weihnachtsbotschaft verfasst. Foto: privat

Pfarrer Willi Huber, Leiter des Pfarrverbands St. Thomas und St. Lorenz, hat die Weihnachtsbotschaft verfasst. Foto: privat

Oberföhring · Liebe Leserinnen und Leser, es sind die dunkelsten Tage bei uns in Europa, wenn wir Weihnachten feiern. Über 16 Stunden dauert derzeit die Nacht. Da ist es gut zu wissen, dass es so nicht bleiben wird. Dass die Tage wieder länger werden, dass bald schon die ersten Schneeglöckchen aus der Erde hervorsprießen und dass bald auch das Frühjahr kommt.

Dunkel ist es in diesen Tagen auch für viele Menschen. Unwillkürlich denke ich an die Menschen in der Ukraine, die buchstäblich im Dunkeln sitzen und sich mit batteriebetriebenen Lichterketten wenigstens ein bisschen Helligkeit in die Wohnung bringen. Viel wärmer wird es dadurch leider nicht für sie. Und dann denke ich an viele andere Menschen, auch hier bei uns. Ich sehe die Frau vor mir, die nicht mehr lange zu leben hat. Den Mann, der schwer unter seiner Krankheit leidet. Die Familie, in der es wieder und wieder zu Streit kommt. Wird es für Sie alle auch Frühling, vielleicht sogar Sommer werden?

Mich beeindruckt es immer wieder, wenn ich lese, wie die Menschen hier in Deutschland trotz Inflation Rekordsummen für die Menschen in der Ukraine spenden. Mich beeindruckt es, mitzuerleben, wie Menschen – Verwandte, Nachbarn, Freunde – sich ganz uneigennützig um Menschen kümmern, die Hilfe brauchen, oder wie Lehrerinnen und Lehrer und auch Klassenkameraden für Kinder und Jugendliche, denen es schlecht geht, da sind, sie trösten und aufbauen. Mitten im Dunkel gibt es unglaublich viel Licht und Solidarität.

Ein solches Licht – heller als alle anderen – feiern wir Christen an Weihnachten. Gott selbst kommt in unser Dunkel. Vor 2000 Jahren ist er gekommen im Stall von Bethlehem. Und auch heute ist er da. Neulich habe ich eine Frau gefragt: „Was bedeutet es für Sie, dass Jesus an Weihnachten in die Welt gekommen ist?“ Ihre Antwort: „Weihnachten zeigt mir: Gott liebt mich und ich bin ihm so wertvoll, dass er als Mensch in die Welt kommt. Nun weiß ich: Ich bin nicht allein. Nie. Jesus ist bei mir. Immer und überall kann ich mit ihm sprechen. Immer wieder spüre ich seine Gegenwart und seinen Trost. Sein Kreuz zeigt mir, dass er sogar das Leiden mit mir teilt. Und zugleich gibt er mir Hoffnung. Der Tod hat nicht das letzte Wort. An Ostern, wenn die Natur wieder erwacht und in den Gärten die ersten Blumen zu finden sind, werden wir feiern, dass er auferstanden ist. Das Leben geht weiter.“ Wie schön ist es, wenn ich immer wieder miterleben darf, wie Menschen Trost aus dieser Botschaft schöpfen. Wie sie nach einem Gebet spüren: Jesus ist wirklich da. Wie sie nach dem Tod eines lieben Menschen die Gewissheit in sich tragen: Ja es gibt ein Wiedersehen. Wie sie der festen Überzeugung sind: Dieses Gebet hat Gott erhört.

Kleine Zeichen der Gegenwart Gottes

In vielen Wohnungen leuchtet in diesen dunklen Tagen ein Christbaum voller kleiner Lichter. Sie erinnern mich an die Lichter der Solidarität, die von so vielen Menschen gelebt werden. Sie erinnern mich an die vielen kleinen Zeichen der Gegenwart Gottes in meinem Leben und im Leben von Menschen, die mir begegnen. Sie erinnern mich daran, dass Jesus an Weihnachten in die Welt gekommen ist, um allen Licht zu bringen, die sich seiner Liebe öffnen. Und sie erinnern mich daran, dass die Tage wieder länger werden, dass Frühling und Sommer kommen. Und dass Gott einmal alles Leid und sogar den Tod überwinden wird. Dann, so verspricht es die Bibel, wird es keine Nacht mehr geben und sie brauchen weder das Licht einer Lampe noch das Licht der Sonne. Denn der Herr, ihr Gott, wird über ihnen leuchten.

Liebe Leserinnen und Leser, ich wünschen Ihnen allen, dass sie in diesen Weihnachtstagen etwas von diesem Licht spüren dürfen, das jetzt schon in unser Dunkel gekommen ist.
Ihr Pfr. Willi Huber

Artikel vom 24.12.2022
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