Gedanken zum Weihnachtsfest von Heike Woschée

Bayern · Pflicht zur Freude

Weihnachten ist die Zeit der Vergebung und des Neuanfangs, die Zeit für ein Miteinander in Familie und in der Welt. Darüber sollten wir uns freuen und daraus Kraft schöpfen. Foto: hw

Weihnachten ist die Zeit der Vergebung und des Neuanfangs, die Zeit für ein Miteinander in Familie und in der Welt. Darüber sollten wir uns freuen und daraus Kraft schöpfen. Foto: hw

Bayern · Das dritte Jahr in Folge wird die Welt von einem kollektiven Schrecken beherrscht, erst die Pandemie, die uns ihren Willen aufgezwungen hat, jetzt der Krieg in der Ukraine, der unser Leben in vielerlei Hinsicht durcheinander wirbelt. In Deutschland, genauer gesagt in Oberbayern, leben wir nicht nur im Vergleich zur Ost-Ukraine wie im Paradies, dennoch hinterlassen drei Jahre Krise Spuren an den Menschen. Der Ton ist rauer geworden, die Zündschnur kürzer - die Phase in der man wahlweise zu schimpfen, zu fluchen oder zu hupen beginnt setzt schneller ein. Auch die Gewaltbereitschaft auf der Straße, selbst im vielgepriesenen sicheren München und in den angrenzenden Landkreisen, hat zugenommen, davon zeugen die Polizeiberichte leider täglich. Da kommt das Weihnachtsfest gerade recht. Egal welcher Religion man angehört oder ob man sich jeglicher Spiritualität entziehen möchte, dem Weihnachtsfest wohnt ein Zauber inne. Nicht umsonst gibt es zahlreiche Santa Claus-Filme, die sich großer internationaler Beliebtheit erfreuen und quasi einen Stellvertreter für das Christuskind ins Rennen schicken, der dafür sorgen soll, dass wenigstens für ein paar Tage im Jahr Friede und sei es nur in der Familie, einkehren soll.

Lässt man den ursprünglichen Werbeträger für Coca-Cola mal außen vor und wendet sich dem Geschehen in der Krippe zu, dann muss man bei genauerer Betrachtung feststellen, dass die Umstände, unter den Jesus geboren wurden, alles andere als malerisch waren. Ein zugiger Stall - in dunkler Nacht war auch damals sicher nicht der Ort, den man sich als erstes vorgestellt hat, wenn man an paradiesische Zustände gedacht hat (außerdem hatte die Herberger gerade mal einen Stern - :-) ). Dennoch, so besagt es die Bibel, war sofort klar, dass hier etwas Besonderes geschehen ist: Jemand ist in die Welt gekommen, der uns Frieden (inneren und äußeren Frieden) bringen will. Ein echter Hoffnungsschimmer ist in das Leben der Menschen getreten. Eine Hoffnung, dass nicht alles vergebens ist, dass man am Ende nicht alleine ist mit seinen Sorgen, dass es jemanden gibt, dem man etwas bedeutet, dass die eigene Existenz etwas bedeutet. Dass ist ein Grund zu Freude und eine Kraftquelle, die bis heute Strahlkraft hat. Ja, ich möchte fast sagen, es besteht die Pflicht, diese wunderbare Botschaft in unser Leben zu integrieren, denn wir brauchen derzeit alle etwas, auf das wir unsere Hoffnungen stützen können - das uns Halt gibt in der Krise und Kraft weiter zu machen oder einen Neuanfang zu wagen. Das Weihnachtsfest ist die Aufforderung Frieden zu schließen mit sich selbst und der Welt. Dabei beinhaltet diese Aufforderung nicht "Ich zuerst", sondern "Ich und die anderen". Dass das bis heute Bedeutung hat, sieht man auch an der erhöhten Spendenbereitschaft der Menschen, die etwas bereitwilliger Herz und Geldbeutel für Mensch und Tier in Not öffnen. Freude schenken ist nachweislich gut fürs eigene Wohlbefinden und muss, im Gegensatz zu vielerlei Pharmazeutika, nicht wohldosiert und vor allem sparsam verabreicht werden. Wer Weihnachtsfreude erleben will, sollte Frieden schließen mit dem Leben (oder wenigstens Waffenstillstand) und darf seinen Sinn ruhig im Miteinander suchen. Ein wenig freundlicher zu sein zur Welt (auch zu denen, die es nicht verdient haben), ein wenig großzügiger zu sein zu sich und den anderen machen uns reicher und entspannter. Nachdem wir die Krisen, die von außen kommen, nicht steuern können, müssen wir unseren Umgang mit ihnen schulen. Gelassenheit wo es möglich ist, Großzügigkeit gegenüber denen, denen es schlechter geht und jede Gelegenheit nützen, um glücklich zu sein, sollten unser Mantra, ja zur Pflichtaufgabe werden, und das nicht nur zur Weihnachtszeit. In diesem Sinne wünschen Ihnen die Münchner Wochenanzeiger ein frohes und entspanntes Fest und einen zuversichtlichen Start ins neue Jahr.

Artikel vom 20.12.2022
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...