Totholzbiotop bei Eichenkofen lädt zum Staunen ein

Erding · Das Totholz lebt!

Nach 2007 neu angelegt worden ist das Totholz-Biotop bei Eichenkofen, eine Ökokonto-Fläche der Stadt Erding mit wissenschaftlichem Rang. Foto: kw

Nach 2007 neu angelegt worden ist das Totholz-Biotop bei Eichenkofen, eine Ökokonto-Fläche der Stadt Erding mit wissenschaftlichem Rang. Foto: kw

Erding · „Totholz“ ist eigentlich ein irreführender Begriff. Totholz lebt! Das tut es dermaßen intensiv, dass es nach einer Reihe von Jahren einfach nicht mehr da ist. Das Totholzbiotop bei Eichenkofen ist darum eine Daueraufgabe, und dieser haben sich die Verantwortlichen auch gestellt. Dieser Tage war praktisch zum zweiten Mal nach 2007 eine Einweihungsfeier.

Immerhin: So lange haben die vielen Tiere, die von Totholz leben, also gebraucht. Neu ist, dass eine Informationstafel erstellt worden ist, die eine enge Zusammenarbeit zwischen Bund Naturschutz und der Stadt Erding dokumentiert. Initiiert worden ist das ganze vor Jahren vom Oberdinger Künstler Wolfgang Fritz, der auch jetzt wieder beteiligt ist. Die alten Stämme waren schlicht und ergreifend nicht mehr zu halten. Sie mussten aus Sicherheitsgründen umgelegt werden und bleiben liegen.

Neue mussten aufgestellt werden, und über die können sich jetzt all die Viecher wieder her machen. Es ist also wieder angerichtet für Baumschwammkäfer, Kopfhornschröter, Feuergoldwespe, Baumschwammkäfer und Co. Diese netten Tierchen hat ein ausgewiesener Experte in diesen Lebensräumen gefunden: Wolfgang Willner, Naturfilmer und Kenner von allem, was an Käfern und ähnlichem Getier kreucht und fleucht. Er ist zudem Kreisvorsitzender des Bund Naturschutzes im Nachbarkreis Freising. Der Künstler Wolfgang Fritz, Ideengeber für das Biotop, ist Delegierter der Kreisgruppe Erding bei den höheren Verbandsgliederungen. Das Biotop ist angelegt worden in der Nähe des Sportplatzes beim Erdinger Stadtteil Eichenkofen an einem viel genutzten Spazierweg.

Damit ist auch die Öffentlichkeitswirkung der neu dazugekommenen Informationstafel gegeben, und die ist nun wirklich gut gemacht: „Stehendes Totholz ist seltener und deshalb ökologisch wertvoller als liegendes“, ist da zu lesen. Das ist auch eine klare Ansage an alle, die einen Garten haben. 1000 Käferarten in Deutschland sind auf Totholz angewiesen, dazu 2500 Arten von Pilzen, Algen oder Flechten. Imposante Zahlen also. Wolfgang Fritz und Wolfgang Willner haben auch die Bilder auf dieser Tafel gemacht. Die Zusammenarbeit mit der Stadt Erding ist eine Sache, von der alle was haben: Die Stadt Erding nämlich kann diese Flächen auf das „Ökokonto“ buchen. Nicht nur der Oberbürgermeister selbst, sondern auch die Stadtgärtnerei sind dieser Informationstafel zufolge in diesen Prozess eingebunden. Wie kompliziert das Lebensgefüge im Totholz ist zeigt der Baumschwammkäfer, der als „stark gefährdet“ eingestuft ist. Die Larve lebt eben im Totholz, die Nahrungsquelle aber sind holzzersetzende Pilze. Das, was Wolfgang Willner hier schon 1919 festgestellt hat, erhebt wissenschaftlichen Anspruch.

Die Ausgleichsflächen der Stadt Erding sind damit auch Basis von Forschung für weitere Vorhaben dieser Art. Die Stadtgärtnerei ist bei der Pflege der vergleichsweise kleinen Fläche unverzichtbar, denn allzu häufiges Mähen senkt die Chancen für den Großen Wiesenknopf, die Acker-Witwenblume oder die Moschusmalve, die sich hier zwischen den Stämmen findet.

kw

Artikel vom 24.09.2022
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