Christopher Street Day feiert im Zeichen der Solidarität

München · Bunte PolitParade

Die Schwuhplattler dürfen beim CSD in München nicht fehlen, sie zeigen, dass sich Tradition und Vielfalt nicht ausschließen. Foto: Mark Kamin

Die Schwuhplattler dürfen beim CSD in München nicht fehlen, sie zeigen, dass sich Tradition und Vielfalt nicht ausschließen. Foto: Mark Kamin

München · Der Christopher Street Day ist eine feste Institution in München. Er findet in diesem Jahr am Samstag, 16. Juli statt. Heuer steht er unter dem Motto: "Less me, more we".

Damit fordert die Münchner LGBTIQ*-Community mehr Solidarität mit- und untereinander, insbesondere mit der Ukraine und kämpft für einen Aktionsplan zur Gleichstellung queerer Menschen in Bayern.

Ins Leben gerufen wurde der CSD um an die Vorkämpfer zu gedenken, die am 28. Juni 1969 vor der New Yorker Stonewall-Bar erstmals gegen die willkürlichen Polizeirazzien protestierten und damit einen Wandel in der öffentlichen Wahrnehmung in Gang brachten. Es ist aber auch eine Feier der Community dafür, was bislang alles erreicht wurde: So wurde seitdem der Paragraph 175 im Jahr 1969 zunächst entschärft, dann 1994 gänzlich abgeschafft, weiter wurde die Entkriminalisierung von Homosexualität erreicht und ein Antidiskriminierungsgesetz auf den Weg gebracht, die Gleichstellung in der Ehe ist ebenfalls eine Errungenschaft aus diesem Engagement, um nur einige zu nennen.

So legen die Veranstalter des CSD in München auch großen Wert darauf, dass es sich bei dieser Veranstaltung beileibe nicht nur um eine große und bunte Party handelt, auch wenn die Demonstration jede Menge für Schaulustige zu bieten hat. Der Wunsch nach Gemeinschaft und Solidarität sei angesichts der zunehmenden Spaltung in der Gesellschaft, der Gewalt gegen LGBTIQ* und des Kriegs in der Ukraine verständlich, findet Thomas Niederbühl, politischer Sprecher des CSD München und Stadtrat Rosa Liste: "Denn Angriffe gegen die Freiheit, queer zu leben und zu lieben, treffen uns alle als Community."

Man wolle, so Niederbühl, eine Gesellschaft, die Vielfalt wertschätzt und politisch unterstützt. Dazu gehöre, so steht es auch in den politischen Forderungen des Münchner CSD unter anderem, dass das Transsexuellengesetz endlich durch ein Selbstbestimmungsrecht ersetzt werde. Und dass Bayern einen Aktionsplan für mehr Akzeptanz, den Schutz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt bekomme.

"Noch sind längst nicht alle Hürden auf dem Weg hin zu echter Gleichberechtigung für LGBTIQ* aus dem Weg geräumt, auch nicht in Deutschland, in Bayern, in München. Wir haben zwar schon viel erreicht, aber noch immer gibt es Gewalt, Benachteiligung und diskriminierende Gesetze", sagt Münchens Zweite Bürgermeisterin Katrin Habenschaden.

Es geht also darum, Vielfalt wirklich zu leben – was auch für die Community selbst gilt. Zusammenstehen bedeutet für alle, Sichtbarkeit und Privilegien zu teilen. Die Solidarität der Münchner Community gilt in diesem Jahr aber auch den Menschen in Münchens Partnerstadt Kyjiw, insbesondere LGBTIQ*, die in der Ukraine unter Putins Krieg leiden, weil sie ohne Einkommen sind, ausgebombt wurden oder fliehen müssen. Mit ihnen verbindet München seit zehn Jahren eine enge Pride- und Szenepartnerschaft. "Queere Menschen sind eine vulnerable Gruppe, die eines besonderen Schutzes bedürfen", sagt Stephanie Hügler, Mitfrau von Munich Kyiv Queer. Die Organisation sammelt mit dem Bündnis Queere Nothilfe Ukraine, der auch der CSD und seine Trägervereine angehören, Spenden.

Sie unterstützen in der Ukraine bei der Unterbringung in so genannten Sheltern, der Versorgung mit Lebensmitteln und Medikamenten. In München suchen sie Unterkünfte, helfen bei Bürokratie und Integration in den Arbeitsmarkt. Beim CSD läuft die Gruppe mit Gästen von KyivPride, Gay Alliance Ukraine und OdesaPride sowie Geflüchteten aus der Ukraine an der Spitze der PolitParade. Ein Euro vom Eintritt des RathausClubbing geht an die Ukraine-Nothilfe von Munich Kyiv Queer.

PolitParade auf neuer Strecke

Vom Tal haben die Veranstalter*innen den Startpunkt der PolitParade erstmals auf den Mariahilfplatz in der Au verlegt. Der Demonstrationszug war in den vergangenen Jahren immer größer geworden, am neuen Ort ist mehr Platz für die Aufstellung. Außerdem bringt der neue Weg mehr Sichtbarkeit. Die etwa vier Kilometer lange Strecke läuft ab 12 Uhr über Ohlmüllerstraße, Reichenbachbrücke, Fraunhofer-, Klenzestraße, Gärtnerplatz, Reichenbach-, Rumford-, Müllerstraße, Sendlinger-Tor-Platz, Oberanger zum Rindermarkt (Demo-Ende Fußgruppen) und weiter über Rosental und Viktualienmarkt zum Alten Rathaus (Demo-Ende Fahrzeuge).

Straßenfest und RathausClubbing

Im Anschluss beginnt das Straßenfest wie gewohnt mit zwei Bühnen am Marienplatz und in der Kaufingerstraße, Infoständen in der gesamten Innenstadt, der Party Area am Rindermarkt, und einem Bereich für Regenbogenfamilien auf dem Frauenplatz vor dem Dom. Abends lädt der CSD wieder zum RathausClubbing. Der Samstag kann auf YouTube, Facebook und www.csdmuenchen.de im LiveStream verfolgt werden. Am Sonntag präsentieren die Veranstalter*innen auch wieder ein PumpsRace.

Der Münchner CSD ist damit zurück und wird größer denn je.

Artikel vom 14.07.2022
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