Bloß weg vom Gas

Alternative Energiequellen sind auf dem Vormarsch

Volle Häuser immer dann, wenn es um alternative Energiequellen geht. Besonders augenfällig war das in Langenpreising, wo Robert Scholz (am Pult) 75 statt der erwarteten maximal 30 Gäste begrüßen konnte. Foto: kw

Volle Häuser immer dann, wenn es um alternative Energiequellen geht. Besonders augenfällig war das in Langenpreising, wo Robert Scholz (am Pult) 75 statt der erwarteten maximal 30 Gäste begrüßen konnte. Foto: kw

Erding/Landkreis · Alternative Energiequellen sind kreisweit auf dem Vormarsch. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und die damit einhergehende Verknappung des Angebots bei Erdgas haben dazu geführt, dass immer mehr Besitzer von Häusern, aber auch Betrieben, ja sogar Schulträgern umdenken.

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Das hat Konsequenzen. Wo immer Informationsveranstaltungen angeboten werden zu diesem Themenbereich rennen die Menschen den Verantwortlichen die Türen ein. Die aktuellen Beispiele sind Langenpreising und Wartenberg, beide im Norden des Landkreises Erding. Hier zeigt sich, dass es eigentlich egal ist, um welchen Sektor der Energieversorgung es geht. Alternativen sind überall gefragt.

Als der Arbeitskreis „Energie“ in Langenpreising unlängst eine Veranstaltung zusammen mit den Solarfreunden in Moosburg organisierte, bei der es um die Möglichkeiten der Stromerzeugung mit Sonnenenergie ging, rechneten die Veranstalter mit maximal 30 Gästen. Tatsächlich aber hatte Bürgermeister Josef Straßer (FWG) vor Veranstaltungsbeginn gut zu tun: Er musste noch Stühle herbeischleppen, damit alle überhaupt einen Sitzplatz bekamen.

Am Ende drängelten sich 75 Gäste in dem dann natürlich zu kleinen Raum. Referent war Robert Scholz, stellvertretender Vorsitzender der Solarfreunde, der in Langenpreising wohnt. Er berät die Gemeinde schon seit geraumer Zeit in diesen Fragen. Bürgermeister Josef Straßer hatte sich zum Ziel gesetzt, ein möglichst kostenloses Informationsangebot für die Bürgerschaft bereitzustellen. Sein Stellvertreter Leo Melerowitz (CSU) hat sich voll hinter diese Politik gestellt.

Der Erfolg war durchschlagend. Die Gemeinde Langenpreising ist hier in einer besonders günstigen Situation: Sie hat ein eigenes Energieversorgungsunternehmen, das in einer solchen Situation natürlich unbezahlbar ist. Der Informationshunger der Bürgerinnen und Bürger war gewaltig. Kaum zwei Wochen später erlebte Bürgermeister Christian Pröbst (CSU) in Wartenberg etwas ganz ähnliches. Auch er „durfte“ erst einmal Stühle schleppen, bevor es losgehen konnte. Er hatte wohl aus den Langenpreisinger Erfahrungen gelernt und war gleich in einen Abschnitt der Strogenhalle mit seiner Informationsveranstaltung über Nahwärme umgezogen.

Vorteil hier: Alle hatten problemlos freie Sicht auf die große Leinwand, wo auch hier die Präsentation zu sehen war. Der Markt Wartenberg arbeitet zusammen mit einem Ingenieurbüro an der Realisierung eines großen Nahwärmekonzepts für den gesamten Westen des Kernortes Wartenberg. Da sind die Langenpreisinger bereits etliche Schritte voraus: Dort gibt es bereits einen Anbieter, der entschlossen ist, immer größere Teile des Gemeindegebietes zu versorgen. Kindergärten und andere öffentliche Einrichtungen gehören bereits zu den Anschlussnehmern.

Der Markt Wartenberg ist hier noch ganz am Anfang. Dafür wird das, was hier geplant wird, um einiges größer. In Langenpreising ist der größte Wärmeerzeuger eine Biogasanlage, in Wartenberg wird die größte Heizleistung von einem Kessel für Hackschnitzel erbracht. Die Biogasanlage steht schon, der Kessel wohl erst ab 2024. Betreiber der Anlage in Langenpreising ist ein Landwirt, eben der mit der Biogasanlage. Der Betreiber für das Nahwärmenetz in Wartenberg muss erst noch gefunden werden.

Als die Gemeinde zusammen mit diesem Landwirt Informationsveranstaltungen zum dortigen Nahwärmenetz anbot erlebten sie das gleiche wie jetzt Bürgermeister Christian Pröbst. Das war umso erstaunlicher, als diese Veranstaltung unter den Bedingungen der Pandemie hat stattfinden müssen.

Alle verfolgen aber ein Ziel: Weg vom Erdgas und anderen fossilen Energieträgern, hin zu erneuerbaren Energien, allen voran die Solarenergie.

Dabei ist das Umdenken im Markt Wartenberg eine ganz besondere Sache: Der Gaskessel in der Schule ist noch nicht einmal zwei Jahre alt, und die Entscheidung für diese Energieform hat seinerzeit energische Debatten im Marktgemeinderat ausgelöst. Alle müssen derzeit Überzeugungsarbeit leisten. Bei der Veranstaltung in Wartenberg wurde deutlich, dass das ganze nur dann wirklich funktionieren kann, wenn auch solche Hauseigentümer mitmachen, deren Heizungsanlage eigentlich noch nicht am Ende der wirtschaftlichen Nutzungszeit angekommen ist. kw

Artikel vom 24.06.2022
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