Favorisierte Varianten sind vom Tisch

Ratsbegehren soll noch dieses Jahr die Entscheidung bringen

Leere Straßen in Großhartpenning, ein seltenes Bild. Am Wochenende quält sich häufig der Ausflugsverkehr durch den Ort und unter der Woche Pendler aus Bad Tölz sowie der Schwerlastverkehr. F: hw

Leere Straßen in Großhartpenning, ein seltenes Bild. Am Wochenende quält sich häufig der Ausflugsverkehr durch den Ort und unter der Woche Pendler aus Bad Tölz sowie der Schwerlastverkehr. F: hw

Holzkirchen · Die von den Anwohnern favorisierten Variante 3.2, die vor allem die Tölzer Straße und die Durchfahrt sowohl von Großhartpenning als auch Kurzenberg entlasten würde, wird nicht weiterverfolgt.

Dies stellte Andreas Dorsch vom gleichnamigen Ingenieurbüro bei der jüngsten Sondersitzung des Holzkirchner Gemeinderates klar. Zu viele naturschutzrechtliche Bedenken sprächen gegen einen Bau an dieser Stelle, so Dorsch.

Das Areal, das hier betroffen wäre, biete nicht nur Hag- und Heckenlandschaften, sondern beheimate auch zahlreiche Insekten, Vögel, Fledermäuse und Amphibien.

Möglich wäre allerdings der Bau der Variante 4 (zwischen Klein- und Großhartpenning) oder der Bau der Variante 5 (die die B13 mit der B 318 im Süden Holkirchens verbinden würde). Nicht unumstritten war sein Votum bei den Zuhörern der Gemeinderatssitzung, die wegen des zu erwartenden großen Interesses in den Festsaal im Kultur im Oberbräu verlegt worden war.

Befürworter und Gegener der Umfahrung traten zum Meinungsaustausch an. Dritter Bürgermeister Albert Kraml (CSU) bezeichnete das Ergebnis als niederschmetternd. Nach seinen Berechungen handle es sich bei den besonders schützenswerten Bereichen um eine Strecke von lediglich 140 Metern. Dass die Planungen wegen einer so kurzen Strecke nicht weitergeführt werden würden, sei nur schwer vermittelbar. Hubert Müller betonte, dass man nun schon seit 50 Jahren eine Debatte über eine mögliche Umfahrung führe. Überall in der Region seien diese Umfahrungen längst realisiert, nur hier in Holzkirchen gehe das nicht, bedauerte er. Seinen Befürchtungen nach würde am Ende mit anderen Trassenführungen lediglich eine Entlastung von Holzkirchen, nicht aber von Hartpenning erreicht.

Aber es gab auch andere Stimmen. Robert Wiechmann von den Grünen beispielsweise bezeichnete das Ergebnis als erwartbar. Seine Partei habe sich immer gegen eine Südumfahrung ausgesprochen. Er erinnerte daran, dass Naturschutzrecht nicht weniger gelte als andere Rechtsansprüche. Er erklärte: "Wer Südumfahrung sagt, sagt Variante 4 oder 5."

Der Bund Naturschutz brachte seine Hoffnung zum Ausdruck, dass die Planungen zu einer Umgehung gar ganz aus dem Bundesverkehrswegeplan verschwinden, wenn dieser vermutlich 2030 neu geschrieben werde. Der Trend gehe weg vom Auto in Richtung Rad bzw. Öffentlicher Nahverkehr, betonten sie.

Ganz anders sehen das indes die Anwohner der Tölzer Straße, die bereits um 4 Uhr morgens von den ersten durchratternden Lastern geweckt würden. Die Belastung nehme beständig zu, der Verkehr habe wieder die Stärke wie vor "Vor-Corona-Zeiten" angenommen. Von einer angeblichen Verkehrswende sei nichts zu spüren, daher werde es höchste Zeit, die Anwohner vom Lärm zu entlasten.

Der Gemeinderat will nun noch in diesem Jahr ein Ratsbegehren auf den Weg bringen, um die Bürger nach ihrer Meinung zu befragen. Gebaut werde eine Umfahrung nämlich nur dann, so betonte Matthias Kreuz vom Staatlichen Bauamt Rosenheim, wenn die Gemeinde die Umgehung auch wolle. Dies werde man nun im Ratsbegehren abfragen, versprach Bürgermeister Christoph Schmid.

Aber auch bei einem positiven Votum für eine der beiden verbliebenen Varianten werde es noch Jahre dauern, bis die ersten Bagger anrollen, kündigte Kreuz an. Ein ganz normales Planungsverfahren müsse die geplante Straße dann durchlaufen, auch das brauche seine Zeit. Zumal die Erfahrung gezeigt habe, dass mittlerweile alle Pläne, die das Staatliche Bauamt verfolge, von Klagen begleitet würde.

Ob die Umgehung von einer Planänderung des Bundesverkehrswegeplans betroffen sein könnte, wisse er nicht. "Ich sitze im Bauamt, nicht im Bundestag", so Kreuz. Geht es nun nach Bürgermeister Schmid soll noch in diesem Jahr das Ratsbegehren an den Start gehen, damit endlich Bewegung in die Sache kommt. hw

Artikel vom 30.05.2022
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