Zwei große Ziele

SpVgg 1906 Haidhausen hofft auf Pokalsieg und Aufstieg

Auf dem Platz an der St.-Martin-Straße spielte Franz Beckenbauer in seiner Jugend – damals noch auf roter Asche. Heute kämpft hier die SpVgg 1906 Haidhausen (schwarz) um den Aufstieg in die Landesliga. F.: bs / Christian Riedel

Auf dem Platz an der St.-Martin-Straße spielte Franz Beckenbauer in seiner Jugend – damals noch auf roter Asche. Heute kämpft hier die SpVgg 1906 Haidhausen (schwarz) um den Aufstieg in die Landesliga. F.: bs / Christian Riedel

Giesing/Haidhausen · Die Profis des TSV 1860 München in einem Pflichtspiel zu Gast beim kleinen Lokalrivalen SpVgg 1906 Haidhausen? Nur noch ein Sieg fehlt der SpVgg, dann wäre dieses ungleiche Duell kommende Saison im Bayerischen Toto-Pokal möglich. Nebenbei läuft es beim Verein von der St.-Martin-Straße auch in der Liga rund.

Nur einen Kilometer vom Grünwalder Stadion entfernt trägt die SpVgg 1906 Haidhausen ihre Heimspiele aus, ungeachtet des Vereinsnamens in Obergiesing. Selten verirren sich mehr als 100 Zuschauer auf den Platz an der St.-Martin-Straße. Dabei sind die Rot-Blauen erfolgreich wie noch nie in ihrer kurzen Geschichte.

Im Mai 2008 entstand die SpVgg, als sich der FC Haidhausen und die Fußballabteilung des SC München von 1906 zusammenschlossen. Bei letzterem Verein begann kein Geringerer als Franz Beckenbauer seine Karriere. Das Haus, in dem Beckenbauer aufgewachsen ist, steht in der Zugspitzstraße, direkt am Sportgelände.
Als "Kaiser Franz" hier im Kindesalter seine ersten fußballerischen Schritte machte, war der heutige Kunstrasenplatz noch mit Asche bedeckt und als "Rote Erde" bekannt.

"Die Jungs haben Spaß"

Ob Beckenbauer, der als Spieler und Trainer Weltmeister wurde, den Werdegang seines Jugendvereins verfolgt, ist nicht bekannt. In den vergangenen Jahren war die SpVgg 1906 Haidhausen eine typische Fahrstuhlmannschaft, die jährlich zwischen Kreisliga und Bezirksliga pendelte. Aktuell jedoch belegt die SpVgg Platz zwei in der Bezirksliga Süd, kann also zumindest auf die Relegation zur Landesliga hoffen – der Tabellenführer SC Oberweikertshofen ist wohl nicht mehr einzuholen. "Die Jungs haben einfach Spaß, Verletzte kommen langsam zurück", sagt der Erste Vorsitzende Giuseppe Scialdone. Die Stimmung sei gerade sehr gut, ergänzt Scialdone, der auch als Sportlicher Leiter fungiert und seit langem mit dem Verein von der St.-Martin-Straße verbunden ist.

Im Kader des langjährigen Spielertrainers Sebastian Bracher, der in der Jugend für die SpVgg Unterhaching aktiv war, findet man einige Routiniers wie Toni Rauch oder Cenk Imsak, die schon Erfahrung in höheren Spielklassen gesammelt haben. Bester Torjäger mit 13 Treffern ist der 26-jährige Angreifer Josef Zander, der vor der Saison vom SV Neuperlach nach Giesing wechselte. Wegen Nachwuchs und seiner bevorstehenden Abschlussprüfung legte Zander zuletzt jedoch eine Pause ein. Doch auch ohne ihn läuft es wie geschmiert: Die Offensive ist mit 66 Toren die beste der Liga, vor kurzem gewann Haidhausen das Münchner Derby beim FC Hertha in Sendling mit 7:2.

Josef Zanders Rückkehr, die für Anfang Mai geplant ist, könnte zum entscheidenden Faktor im Aufstiegsrennen werden. An die Relegation zur Landesliga will Scialdone aber noch keinen Gedanken verschwenden: "Wir denken von Spiel zu Spiel. Wenn es am Schluss für Platz zwei reicht, nehmen wir es dankend an." Die Zulassung für die höhere Spielklasse hat der Verein bereits beantragt. Gelingt tatsächlich der Aufstieg, wäre die SpVgg 1906 voraussichtlich der einzige Münchner Club in der Landesliga – und damit die "Nummer vier der Stadt".

Pokalfinale auf eigener Anlage

Zuvor haben die Giesinger noch einen weiteren Trumpf in der Hand, um aus einer bisher sehr erfreulichen Saison definitiv eine erfolgreiche zu machen: Am Sonntag, 1. Mai, bestreiten sie um 16.30 Uhr auf heimischer Anlage (St.-Martin-Straße 35) das Finale im Münchner Toto-Pokal. Gegner ist der VfB Forstinning aus dem Landkreis Ebersberg, laut Giuseppe Scialdone das "Maß aller Dinge in der Bezirksliga". Tatsächlich führt der Heimatverein von Thomas Hitzlsperger recht souverän die Ost-Staffel an, dürfte also in die Landesliga aufsteigen. Haidhausens Vorstand schiebt Forstinning die Favoritenrolle zu, betont aber auch: "Wir müssen uns nicht verstecken."

Wer den Münchner Kreispokal gewinnt, qualifiziert sich für die 1. Hauptrunde des Bayerischen Toto-Pokals. Dort sind Duelle mit höherklassigen Vereinen bis zur 3. Liga möglich, zum Beispiel Türkgücü München, der SpVgg Unterhaching oder sogar dem TSV 1860. Die SpVgg 1906 Haidhausen schaffte es im Toto-Pokal 2015/16 nach Siegen über den SC Fürstenfeldbruck und den FC Pipinsried bis ins Achtelfinale, wo man den Profis aus Unterhaching mit 0:7 unterlag. Damals kamen rund 850 Zuschauer auf den Platz an der St.-Martin-Straße. Vielleicht werden es ja auch am Maifeiertag mehr als sonst. Verdient hätte es sich die Mannschaft allemal. Benjamin Schuldt

Artikel vom 26.04.2022
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