Stiftung »Pfennigparade« für Körperbehinderte feiert 50. Geburtstag

»Schwabinger Karriere«

In seiner Ansprache zum 50. Jubiläum der Pfennigparade begrüßte der Vorstand Gernot Steinmann die 
2. Bürgermeisterin Dr. Gertraud Burkert und Staatsministerin Christa Stewens.	Foto: ds

In seiner Ansprache zum 50. Jubiläum der Pfennigparade begrüßte der Vorstand Gernot Steinmann die 2. Bürgermeisterin Dr. Gertraud Burkert und Staatsministerin Christa Stewens. Foto: ds

Schwabing-West · »Kinderlähmung ist grausam, Schluckimpfung ist süß.« Dieser Slogan ist vielen längst in Fleisch und Blut übergegangen und das mit Impfstoff getränkte Zuckerl, ebenso.

Doch das war nicht immer so. Vor 50 Jahren war die Polio-Schluckimpfung noch wenig, die Krankheit Kinderlähmung dafür umso weiter verbreitet. Auch im Schwabinger Krankenhaus gab es damals viele Kinder mit schweren Lähmungen, die einer ungewissen Zukunft entgegensahen: Würden sie jemals die Klinik verlassen können? Wo sollten sie wohnen? Wer sollte sie pflegen?

Auf diese Fragen eine Antwort zu finden, nahm sich 1952 eine engagierte Gruppe von Eltern und Betreuern behinderter Kinder vor. Aus der Initiative wurde ein Verein und schließlich, dank zahlreicher Spenden aus der Bevölkerung, eine Stiftung. Ihr Name: »Pfennigparade« – nach dem »March of Dimes«, einer US-Sammelaktion für behinderte Menschen.

»Eines unserer ersten Ziele war die flächendeckende Verbreitung der Polio-Schutzimpfung in Bayern«, erzählt Vorstand Gernot Steinmann. »Und das haben wir auch geschafft«, fügt er stolz hinzu. Zugleich habe man aber auch nach Möglichkeiten gesucht, die betroffenen Kinder »am Leben teilhaben zu lassen«. So kam ein von der Stadt München vermitteltes Grundstück an der Barlachstraße wie gerufen. Es wurden Wohnungen für Behinderte gebaut.

Und um den Unterricht vom Krankenbett weg zu verlagern, entstanden schon bald eine Grund- und Haupt-, eine Real- und eine Fachoberschule auf dem gleichen Areal. Heute ist die Pfennigparade eines der größten Rehabilitationszentren Deutschlands. »Vom Kindergarten bis zum Software-Haus ist bei uns alles vorhanden«, berichtet Steinmann. »Wir vereinen rund 2000 Menschen unter unserem Dach, etwa 1200 davon sind behindert.«

Alle zusammen haben in der letzten Woche den 50. Geburtstag der Pfennigparade gefeiert. – Mit einem Festakt, bei dem die Bayerische Sozialministerin Christa Stewens persönlich die Festrede hielt, und mit einem Sommerfest, bei dem die »Pfennigparadler« all die bunten Facetten ihres Zusammenlebens und -arbeitens vorstellten. So präsentierten Schüler z.B. das Musical »Ein Fest für Kinder« und die »hauseigene« Theatergruppe »Perspektive« nahm das »Lightbild« der Stiftung kabarettistisch aufs Korn.

Wenn Steinmann zum Geburtstag der Pfennigparade einen Wunsch frei hätte, dann würde der sich auf die finanziellen Kürzungen im Gesundheitsbereich beziehen, so Steinmann. »Kürzungen sind wohl unumgänglich«, meint er. »Aber bitte nicht nach dem Rasenmäherprinzip, sondern genau differenziert nach den einzelnen Bedürfnissen und Möglichkeiten.« rme

Artikel vom 20.06.2002
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