Trickbetrüger treiben verstärkt ihr Unwesen

München/Landkreise · Vorsicht Betrug!

Der Leiter der PI 23, Erster Hauptkommissar Helmut Biermeier (l.) und Polizeihauptkommissar Dieter Heumann (r.) warnen vor Trickbetrügern die derzeit in München ihr Unwesen treiben. Foto: Heike Woschee

Der Leiter der PI 23, Erster Hauptkommissar Helmut Biermeier (l.) und Polizeihauptkommissar Dieter Heumann (r.) warnen vor Trickbetrügern die derzeit in München ihr Unwesen treiben. Foto: Heike Woschee

München/Landkreise · Die Zahlen sind alarmierend: Kaum ein Tag mehr vergeht, in der nicht in Stadt und Land von weiteren, leider oft auch erfolgreichen Trickbetrügereien die Rede ist. Dabei werden von der Polizei immer nur die Fälle hinzugezählt, die bei ihr auch gemeldet werden.

"Berufs"-Betrüger am Werk
Lügen ist des Betrügers Werkzeug. Nehmen Sie sich Zeit zum Nachdenken.
Die Polizei warnt und rät zu einem Rückruf bei Familie, Hausverwaltung, Behörde oder den Notruf der Polizei.

Die Dunkelziffer liegt auf jeden Fall weit höher, da mittlerweile viele der betroffenen Senioren die betrügerische Absicht hinter den Anrufen entdecken und einfach auflegen.

Derzeit konzentrieren sich die organisierten Verbrecherbanden vor allem auf den Trick, sich als Polizisten auszugeben, um so die Angerufenen um ihr Hab und Gut zu bringen. Erst letzte Woche wurden zwei Rentnerinnen dabei um mehrere zehntausend Euro betrogen.

In Milbertshofen ereignete sich zwischen Mittwoch, 23. Februar, gegen 20 Uhr, bis Donnerstag, 24. Februar, gegen 19 Uhr, folgender Fall, der exemplarisch für das Vorgehen der Täter ist: Eine 67-jährige Münchnerin erhielt im genannten Zeitraum mehrere Anrufe von bislang unbekannten Tätern, die sich als Polizeibeamte ausgaben.
Der Seniorin wurde der bekannte Sachverhalt erzählt, dass ein Zettel mit ihren Daten aufgefunden worden sei und ihre Vermögenswerte deshalb nicht mehr sicher seien. Die 67-Jährige hinterlegte deshalb in Absprache mit den unbekannten Tätern Wertsachen vor ihrer Wohnungstür, wo diese von einer unbekannten männlichen Person abgeholt wurden. Im Nachgang dazu wurde sie weiterhin kontaktiert, um noch mehr Bargeld abzuheben und dieses ebenfalls zu übergeben. Bevor hier eine Übergabe stattfinden konnte, setzte sich die Münchnerin mit dem Polizeinotruf in Verbindung wodurch der Betrug erkannt wurde. Es kam insgesamt zu einem Schaden von mehreren zehntausend Euro.

Fast zeitgleich wurde auch eine 74-Jährige aus Harlaching mit einer ebenfalls konstruierten Story um einen ähnlichen Betrag gebracht. In allen Fällen wurden die betrogenen Personen angerufen.

„Zum Glück erkennen die meisten der Angerufenen die betrügerische Absicht und legen einfach auf“, erklärt Polizeihauptkommissar Dieter Heumann von der PI 23. Um bedauerliche Einzelfälle handelt es sich bei den betrogenen Senioren indes nicht.

Die Callcenter, in denen die betrügerischen Anrufer sitzen, befinden sich größtenteils in der Türkei, die Anrufer sprechen akzentfrei Deutsch und sind mit den deutschen Begebenheiten vertraut. Wie noch in den letzten Jahren häufiger vorgekommen, rufen diese Betrüger kaum noch über die Telefonnummer 110 an, sondern haben entweder die Nummer unterdrückt oder aber täuschen die Nummer einer anderen Behörde vor, informierte der Erste Polizeihauptkommissar Helmut Biermeier von der PI 23 weiter.

„Die echte Polizei würde Sie niemals auffordern, Wertgegenstände vor Ihrem Wohnanwesen oder an anderen Örtlichkeiten abzulegen oder über Fernzugriff auf Ihren Computer zugreifen. Vergewissern Sie sich bitte durch einen Rückruf bei einer Polizeidienststelle, ob es sich tatsächlich um einen Polizeibeamten handeln könnte. Lassen Sie keine unbekannten Personen in Ihre Wohnung, die sich nicht eindeutig legitimieren können“, lautet daher der dringende Apell der Polizeibeamten an die Bevölkerung.

Wer sich durch einen Anruf bei seiner zuständigen Polizeibehörde über die Richtigkeit der Angaben informieren will, sollte darauf achten, den Anruf vorher aufzulegen und dann erst erneut zu wählen.

Gesunde Vorsicht gegenüber Fremden ist geboten

Aber nicht nur als angebliche Polizisten geben sich die Verbrecher aus, sondern auch als Mitarbeiter anderer Behörden. Deshalb gilt auch hier, Vorsicht ist besser als Nachsicht.

„Vergewissern Sie sich über einen unabhängigen Anruf bei dieser Behörde, ob der Anrufer tatsächlich in deren Auftrag bei Ihnen angerufen hat“, rät Dieter Heumann und weiter: „Machen Sie am Telefon niemals Angaben über Ihre finanziellen Verhältnisse und teilen Sie keine Bankverbindungsdaten mit.“ Die Betrüger versuchen ihre Opfer massiv unter Druck zu setzen, am besten, man lasse sich erst gar nicht auf ein solches Gespräch ein, lautet deshalb der Rat der erfahrenen Polizisten.

Oftmals haben die Täter die Telefonnummern ganz einfach aus dem Telefonbuch. Hier suchen die Täter nach Vornamen, die heutzutage etwas aus der Mode geraten sind und sechsstellige Rufnummern, die auf einen langjährigen Telefonanschluss hindeuten. Diese sind für die Verbrecher ein Indiz, dass sie bei einem Anruf auf lebensältere Menschen treffen. Deshalb rät die Polizei dringend, den eigenen Eintrag im Telefonbuch löschen zu lassen, um erst gar nicht als potenzielles Opfer in Erscheinung zu treten.

Nicht ganz so häufig aber dennoch ebenso gebräuchlich bei den Verbrechern sind der Enkel- und Verwandtentrick.

Auch beliebt bei den Betrügern sind die Inaussichtstellung eines hohen Geldgewinns. So geschehen am Donnerstag, 24. Februar, in Schwabing. Hier rief eine unbekannte Frau bei einer 34-jährigen Münchnerin an und täuschte einen Gewinn in Höhe von mehreren zehntausend Euro vor. Um den Gewinn zu erhalten, müsse die 34-Jährige lediglich Internetgutscheine im Wert von einigen hundert Euro erwerben. Eine Kontaktaufnahme zur Übergabe der Gutscheine solle am folgenden Tag erfolgen.
Nachdem die 34-Jährige die Betrugsabsicht erkannte, erstattete sie bei der örtlichen Polizeiinspektion Anzeige. Aufgrund polizeilicher Erfahrungswerte konnte eine persönliche Übergabe ausgeschlossen werden.

Immer wieder melden sich Anzeigenerstatter bei der Polizei und berichten von einem Anruf, bei dem mitgeteilt wurde, man hätte bei einem Gewinnspiel das große Los gezogen. Die Gewinnsumme würde wunschgemäß in bar ausbezahlt werden, dafür seien jedoch vorab eine Sicherheits-/Geldtransportfirma und ein Notar zu bezahlen. Die Bezahlung habe per Guthabenkarte, zum Beispiel von Google Play, zu erfolgen. Die Geschädigten werden gebeten, die Karten bei einem Discounter zu erwerben. Wenn dies erfolgt ist, erhalten die Opfer weitere Anrufe und werden aufgefordert, die Karten frei zu rubbeln und bereits vorab zur Kontrolle die Registrierungscodes weiterzugeben. Diese Codes sind für den Empfänger wie Bargeld, mit denen zum Beispiel im Internet eingekauft werden kann.

Für all‘ die beschriebenen Fälle gilt, sich nicht auf ein Gespräch einzulassen und aufzulegen. Dann sollte man aber unbedingt die nächste Polizeidienststelle anrufen und den Vorfall zur Anzeige bringen. Immer wieder gelingt es der Polizei die Mittelsmänner, die in Deutschland als „Abholer“ und Geldkuriere tätig sind, zu fassen. Umso mehr Vorfälle einem Täter zugeordnet werden können, umso höher ist das Strafmaß, erklärten die Polizeibeamten. hw

Der Leiter der PI 23, Erster Hauptkommissar Helmut Biermeier (l.) und Polizeihauptkommissar Dieter Heumann (r.) warnen vor Trickbetrügern. Kl. Bild: Immer wieder versuchen Betrüger, vor allem Senioren am Telefon zu ködern. F.: Heike Woschee / ar

Artikel vom 05.03.2022
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