Feste richtig feiern

Wie im Seniorenwohnen Kieferngarten Fasching mit Demenz funktioniert

Zur fünften Jahreszeit steht Frohsinn an – auch im Seniorenwohnen Kieferngarten. Dabei müssen Feiern auf die Bedürfnisse der Bewohner abgestimmt sein. Foto: Christiane Igl.

Zur fünften Jahreszeit steht Frohsinn an – auch im Seniorenwohnen Kieferngarten. Dabei müssen Feiern auf die Bedürfnisse der Bewohner abgestimmt sein. Foto: Christiane Igl.

Freimann · Grelle Faschingsmasken, bunte Kostüme und laute Musik können Menschen mit Demenz verwirren. Daher gilt es, vor einer Faschingsfeier einiges zu beachten. Dann haben alle Beteiligten Spaß. Wie das gelingt, zeigt das Seniorenwohnen Kieferngarten.

Zur fünften Jahreszeit steht Frohsinn an – auch im Seniorenwohnen Kieferngarten. Dabei sollten Feiern auf die Bedürfnisse der Bewohner abgestimmt sein. "Weniger ist oft mehr: Kaffee, Krapfen, Karnevalslieder und dezente Dekoration reichen vollkommen aus", meint Einrichtungsleiterin Christiane Igl. Diese Traditionen, die typisch für Fasching sind, werden in die Alltagsstrukturen der Senioren integriert. So findet das Krapfenessen mit zünftiger Unterhaltungsmusik am frühen Nachmittag statt, zur gewöhnlichen Uhrzeit des täglichen Kaffee und Kuchen.

"Denn Strukturen können dementiellen Erkrankten helfen, sich zu orientieren. So wollen wir den gewohnten Tagesrhythmus auch bei Festen garantieren", sagt Igl. Ebenso beim Vorbereiten auf die Feier, etwa das Basteln der bunten Party-Accessoire. Bei der wöchentlichen Kreativstunde können Bewohner bereits Wochen vor dem eigentlichen Fest in ihrer Geschwindigkeit und im gewohnten Rhythmus Partyhüte und Girlanden bemalen.

In Zeiten von Corona ein Highlight

"Dann halten wir nicht nur die Strukturen ein, sondern stiften Vorfreude", erzählt die Einrichtungsleiterin. Denn die internen Feste – und die Vorbereitungen darauf - seien vor allem in Zeiten von Corona ein Highlight, auf das die Senioren fiebern. Das Basteln mache den Bewohnern nicht nur Spaß, sondern fördere zusätzlich die Erinnerung an persönliche Faschingserlebnisse. Wer mit Senioren Feste feiert, sollte generell darauf achten, dass nicht zu viel auf einmal passiert. "Vor allem bei so bunten, lauten Festen wie Fasching." Zu viele Reize können dementiell Erkrankte überfordern. "Damit keine musikalische Dauerberieselung stattfindet, sind die Musikeinlagen feste Programmpunkte", erklärt Igl.

Erschöpfung trete bei Menschen mit Demenz ohnehin meist schnell ein. Bemühen sich Betroffene zusätzlich, den Gesprächen zu folgen, kann die Partylaune nach knapp einer halben Stunde ermüden. "Grundsätzlich ist es daher wichtig, dass sich unsere Bewohner jederzeit zurückziehen können", betont die Einrichtungsleiterin. Benötigen die Senioren eine Auszeit oder wollen die Feier verlassen, bringen die Pflegekräfte sie jederzeit kurz an die frische Luft oder aufs Zimmer.

Um ein frühzeitiges Verlassen der Party aber zu vermeiden, ist es wichtig, dass alle sich zugehörig und emotional eingebunden fühlen. Durch gemeinsames Singen, Klatschen und Schunkeln können alle das bunte Treiben genießen. "Die Wirkung von Spaß und Freude sollte man nicht unterschätzen", hebt Igl hervor. Denn Traditionen wecken verloren zu scheinende Erinnerungen und sie sorgen dafür, dass sich Bewohner wieder wie Kinder fühlen.

Artikel vom 22.02.2022
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