Jahrhunderte langer Adelssitz am Ostrand der Marktgemeinde

Die Geschichte von Schloss Zinneberg

Hofkupferstecher Michael Wening (1645 - 1718 ): das „Schloß Zinnenberg“ um 1705. Foto: gemeinfrei

Hofkupferstecher Michael Wening (1645 - 1718 ): das „Schloß Zinnenberg“ um 1705. Foto: gemeinfrei

Glonn · Das Schloss Zinneberg ist am östlichen Rand des Ortes auf der vorspringenden Nase des namensgebenden Zinnebergs hinter dichtem Baumbewuchs heute nur zu erahnen. Seine Geschichte ist möglicherweise bis ins 11. Jahrhundert zurückzuverfolgen, jedoch ist die Quellenlage sehr unsicher.

Erst im Jahr 1332 wird in einer Schenkungsurkunde an das Adelsgeschlecht Preysing der Ortsname „Zinnenberg“ erstmals nachweislich in dieser Schreibweise erwähnt. Im weiteren Verlauf befand sich das Schloss in Besitz von mehreren in Bayern einflussreichen Adelsfamilien.

1350 wurde Otto von Pienzenau durch Heirat Burgherr auf Zinneberg. Wiederum durch Heirat ging Zinneberg im Jahr 1596 in den Besitz der Fugger über und verblieb für die nächsten 230 Jahre auch in deren Händen. 1632, im Dreißigjährigen Krieg wurde Schloss Zinneberg niedergebrannt. Aus dieser Zeit stammt die Legende, dass (heute noch) ein geheimer Gang zwischen Burg und dem Ort besteht, durch den sich einige Bewohner in Sicherheit bringen konnten. Schon 1640 ließ der Fuggergraf Johannes Friedrich das Schloss wieder erbauen. 1825 kaufte die verwitwete bayerische Kurfürstin Maria Leopoldine, in zweiter Ehe verheiratet mit Ludwig Graf v. Arco, das Schloss. Sie ließ es nach ihrem Geschmack umbauen, so wie es heute zum Großteil noch zu sehen ist. Von 1850 bis 1868 kam das Anwesen in den Besitz des Marquis Fabio von Pallavicini, bis dieser es an Friedrich Wilhelm Scanzoni von Lichtenfels verkaufte. 1898 wurde Adolf Freiherr von Büsing-Orville der neue Schlossherr. Er sorgte für weitere Ausbauten, die dem Schloss bis heute seinen feudalen Charakter verleihen. Manche Straßennamen im Ort erinnern an diese Adelsgeschichte („Preysingstraße“, „Pienzenauer Straße“, „Fuggerstraße“, „Arcostraße“, „von-Scanzoni-Straße“, „Büssingstraße“).

Während der Depression gingen die Güter für 735.000 Reichsmark am 14. September 1927 in den Besitz der Schwestern vom Guten Hirten über. Das Schloss dient heute unter deren Trägerschaft als Einrichtung der Jugendhilfe für Mädchen aus schwierigen Verhältnissen und beherbergt zusätzlich einen Kindergarten. Schon zur Zeit des Ersten Weltkrieges fungierte ein Teil des Schlosses als Lazarett mit 60 Betten. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde das Gebäude des Erziehungsheimes als Reserve-Lazarett der Wehrmacht beschlagnahmt. Im Kalten Krieg wurde eine unterirdische Bunkeranlage errichtet, die als stationäres Hilfskrankenhaus (im erweiterten Sofortprogramm) vorgesehen war.

Derzeit ist im Schloss eine Einrichtung für Kinder- und Jugendhilfe mit einem Heim für Mädchen und jungen Frauen, einer Schule zur Erziehungshilfe sowie Ausbildungsmöglichkeiten beheimatet. Ein öffentlicher Kindergarten und Hort der Gemeinde Glonn befindet sich ebenfalls im Gebäude.

Artikel vom 12.02.2022
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