Waldvögel häufiger zu Gast in Oberbayerns Gärten

Bayern · Stunde der Wintervögel 2022

Überraschend viele Meldungen sind heuer vom Buntspecht eingegangen. Aus fast jedem 2. Garten Oberbayerns wurde er gemeldet. Foto: Ingo Rittscher / LBV-Archiv

Überraschend viele Meldungen sind heuer vom Buntspecht eingegangen. Aus fast jedem 2. Garten Oberbayerns wurde er gemeldet. Foto: Ingo Rittscher / LBV-Archiv

Bayern · Während des verlängerten Dreikönigswochenendes haben insgesamt knapp 12.500 Vogelfreund*innen in fast 8.900 oberbayerischen Gärten über 261.000 Vögel gezählt und dem LBV gemeldet. Dies ist, nach der Rekordbeteiligung im vergangenen Jahr, die zweitbeste Beteiligung in der 17-jährigen Geschichte der Mitmachaktion. Das große Interesse an der Natur vor der Haustür ist ungebrochen. Im Schnitt wurden dieses Jahr 29 Vögel pro Garten gemeldet. Die Teilnehmer*innen sehen damit rund 10 Vögel weniger als noch vor 10 Jahren in ihren Gärten.

Rund um Haustiere und Wildtiere in München und den Landkreisen:

"Der kontinuierliche Rückgang der Anzahl von Vögeln ist auch durch wissenschaftliche Studien und Monitoring-Programme belegt. Die bürgerwissenschaftlichen Daten unserer Aktion können dies regional und lokal bestätigen und geben uns einige Erklärungsansätze an die Hand", so Dr. Sophia Engel, Ornithologin beim LBV München.

Platz 1 der häufigsten Wintervögel in Oberbayern belegt die Kohlmeise. Sie wurde in 9 von 10 Gärten beobachtet. Neben der Kohlmeise wurde auch ihre kleinere Verwandte, die Blaumeise, im Vergleich zum Vorjahr wieder in ihrer üblichen Anzahl aus den Gärten gemeldet. Der 2021 beobachtete Bestandseinbruch kann verschiedene Ursachen gehabt haben: "Eine bakterielle Infektion im Frühling 2020 führte bei den kleinen Meisenarten in manchen Regionen Deutschlands zu teils starken Bestandsabnahmen. Diese sind aber scheinbar wieder erfolgreich ausgeglichen", so Dr. Sophia Engel. Selbst Tannen- und Sumpfmeisen fanden sich in Oberbayern wieder vermehrt in den Gärten ein.

Bayernweit belegt den Spitzenplatz bei der Stunde der Wintervögel zum vierten Mal in Folge der Haussperling. In Oberbayern befindet sich der "Spatz" jedoch nur auf Platz 2 und in München sogar nur auf Platz 5 der Rangliste, mit durchschnittlich nicht einmal einem Haussperling pro Zählort. Auch dieses Ergebnis spiegelt ein bekanntes Problem wider: "Vor allem in großen Städten sucht der gesellige kleine Vogel oft vergeblich nach geeigneten Brutplätzen, ausreichend Nahrung und Versteckmöglichkeiten wie Büsche oder Hecken", erklärt die LBV-Vertreterin.

Überraschend viele Meldungen sind heuer vom Buntspecht eingegangen. Aus fast jedem zweiten Garten Oberbayerns wurde der schwarz-weiße Waldvogel mit rotem Bürzel gemeldet. Dies kann an dem reichlichen Angebot an Futterhäuschen im Siedlungsraum liegen oder an einem Nahrungsmangel im Wald. "Wenn die Vögel sehr erfolgreich brüten, kann es sein, dass die gewachsene Population im Winter im Wald nicht genug Nahrung findet und deshalb in unsere Gärten ausweicht", meint Dr. Engel. Auch andere typische Waldvogelarten hat es in die Gärten gezogen: Kleiber, Gimpel und Kernbeißer sind im Vergleich zum Vorjahr an deutlich mehr Orten gezählt worden. Der Eichelhäher tauchte gar an jedem 5. Zählort auf. Diese Beobachtungen stimmen mit der neuesten wissenschaftlichen Übersicht der Bestandssituation der Vögel in Deutschland überein, in der sich eine allmähliche Erholung der Vogelbestände im Wald abzeichnet.

Wie sieht also der typische Vogelgarten Oberbayerns im Winter aus? Amsel, Kohl- und Blaumeise trifft man in mehr als 3/4 der Gärten an. In fast der Hälfte aller Gärten fliegen Haus- und Feldsperling, wie auch Rotkehlchen, Buchfink, Elster und heuer auch wieder der Buntspecht an die Futterstellen. Und: Je weiter weg von der Landeshauptstadt gezählt wurde, desto mehr Vögel wurden im Schnitt entdeckt. Selbst für unsere häufigen Siedlungsvögel wird es offenbar in der Stadt zunehmend ungemütlich. Diesen sich verstärkenden Trend beobachten Vogelfreund*innen schon seit vielen Jahren und fordern daher ausreichend große und vielfältige Grünflächen und Gärten. Diese erhöhen nicht nur die Lebensqualität der Anwohner*innen, sondern sind auch Lebensraum für Vögel und eine Vielzahl anderer Tiere und Pflanzen.

Weitere Zählergebnisse können eingesehen werden unter www.stunde-der-wintervoegel.de. Die nächste Vogelzählung findet vom 13. bis 15. Mai 2022 statt. Dann werden bei der Stunde der Gartenvögel die Brutvögel in unseren Gärten und Parks erfasst.

Artikel vom 29.01.2022
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