Meister aus Moosach

Moosach · PSV München ist in der Spitze und Breite erfolgreich

Von Moosach nach Tokio: Die 800-Meter-Läuferinnen Christina Hering (links) und Katharina Trost, beide Mitglied im PSV München, starteten 2021 bei Olympia. Foto: Theo Kiefner

Von Moosach nach Tokio: Die 800-Meter-Läuferinnen Christina Hering (links) und Katharina Trost, beide Mitglied im PSV München, starteten 2021 bei Olympia. Foto: Theo Kiefner

Moosach · Den angrenzenden Olympiapark mal ausgenommen, ist Moosach nicht unbedingt als Hochburg des Sports bekannt – zu Unrecht: Mit dem Post-Sportverein München sitzt ganz im Süden des Stadtbezirks einer von Münchens größten Sportvereinen, der auf mehrere deutsche Meisterschaften und Olympia-Teilnahmen seiner Aktiven verweisen kann. Aktuell hat der PSV wie alle Breitensportvereine mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie zu kämpfen.

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85.000 Quadratmeter Sportfläche, 24 Sportarten im Programm, rund 3400 Mitglieder – der PSV München wartet mit beeindruckenden Zahlen auf. Allerdings: Vor Corona waren es über 4000 Mitglieder. "Wir haben eine ganze Masse verloren, vor allem bei den Erwachsenen", erklärt Geschäftsführerin Angelika Wanger.

Während der Lockdowns musste der Verein monatelang sein Angebot einstellen. Viele Mitglieder wollten keinen Beitrag mehr zahlen und kündigten. Auch aktuell dürften die 2Gplus-Regel für Sport im Innenbereich und schlicht die Ansteckungsgefahr einige Freizeitsportler abschrecken. So herrsche zum Beispiel im Fitnessstudio, wo sonst im Januar und Februar Hochbetrieb ist, gähnende Leere, berichtet Wanger. In einigen Gymnastikgruppen, die früher 25 Teilnehmer hatten, sind es jetzt noch zehn. Der PSV will dennoch sein Angebot in der Breite aufrecht erhalten – man hofft auf besseres Wetter und wieder sinkende Infektionszahlen.

Platzmangel herrscht, anders als bei zahlreichen Münchner Sportvereinen, nicht. Immer wieder seien Gäste überrascht, wie groß das Vereinsgelände in der Franz-Mader-Straße ist, meint Wanger. Der Postsportpark mit Stadion, mehreren Hallen, Rasenplätzen, Tennisplätzen und einer Anlage für Speerwerfer und Bogenschützen liegt etwas versteckt, dort, wo Moosach an Nymphenburg grenzt. Kleingärten und Grünflächen schirmen das Gelände von den stark befahrenen Verkehrswegen wie Allacher Straße und Wintrichring ab. Ringsherum verläuft ein Joggingpfad.

Von Quidditch bis Floorball

Bei den Kindern gebe es trotz Pandemie einen guten Zulauf, sagt Angelika Wanger. Das gilt traditionell für die Fußballabteilung, sowie für Tennis, wo ein gewisser Boom erkennbar ist. Auch im Karate gibt es relativ viele Neuanmeldungen, ebenso in Abteilungen wie Quidditch und Floorball, die nur wenige Sportvereine anbieten.

"Zuletzt gab es auch in der Leichtathletik einen enormen Zulauf", betont Wanger. Das sei dadurch bedingt, dass der PSV München mit Christina Hering und Katharina Trost im Vorjahr zwei Olympia-Teilnehmerinnen stellte. Beide Athletinnen starteten in Tokio beim 800-Meter-Lauf, Trost kam bis ins Halbfinale. Die 27-jährige Christina Hering ist ein echtes Eigengewächs: Als Kind spielte sie Handball beim PSV, später wechselte sie zur Leichtathletik.

"Solche Aushängeschilder sind wichtig", meint Wanger, gerade als Vorbild für den Nachwuchs. Da sich der PSV als Breitensportverein versteht, steht die Förderung besonders talentierter Sportlerinnen und Sportler aber nicht im Vordergrund. Wer in der Leichtathletik-Abteilung positiv auffällt, bekommt die Möglichkeit, bei der Leichtathletikgemeinschaft (LG) Stadtwerke zu trainieren, der zehn Sportvereine aus München und Gröbenzell angehören. Christina Hering und Katharina Trost haben es vom PSV über die LG zu mehreren Goldmedaillen bei Deutschen Meisterschaften und zu Olympia geschafft. Auch im Parasport hat der PSV eine Vorzeigeathletin in seinen Reihen: Die blinde Bialethin und Skilangläuferin Verena Bentele holte von 1995 bis 2011 vier Weltmeistertitel und zwölf Goldmedaillen bei den Paralympics.

Deutscher Meister im Feldhandball

Zuvor hatte sich der 1926 von Mitarbeitern der Post gegründete Verein durch seine Handballerinnen einen Namen gemacht: Die Damen des PSV gewannen in den 1950er Jahren vier deutsche Meisterschaften auf dem Großfeld, also unter freiem Himmel – damals war Feldhandball nach Fußball die zweitbeliebste Sportart in der Bundesrepublik und zog zehntausende Zuschauer in die Stadien. Heute spielen die Handballdamen in der Halle, und das, als eines der stärksten Teams aus München, in der fünftklassigen Landesliga. Auch die Tischtennis-Herren des PSV waren in den 1950er Jahren mit dem deutschen Nationalspieler Matthäus Thurmaier in der höchsten Spielklasse vertreten. Heute kämpft die Abteilung mit sinkenden Mitgliederzahlen.

Bleibt der Fußball, der sich nicht nur beim Post-Sportverein ungebrochener Beliebtheit erfreut. "Alle Jungs wollen Fußball spielen", betont Angelika Wanger. Da überrascht es, dass der PSV nur eine einzige Herrenmannschaft stellt - und diese am Tabellenende der C-Klasse, also der untersten Liga, festhängt. "Wir können keine finanziellen Anreize bieten", erklärt Wanger. Ambitionierte Fußballer bleiben daher meist nicht lange am Postsportpark. Bei den Frauen stellt der PSV hingegen zwei Mannschaften sowie Mädchenteams von der E- bis zur B-Jugend. Vor 20 Jahren waren die Postler einer der Vorreiter des Frauenfußballs im Münchner Westen, inzwischen haben andere Vereine nachgezogen.

Benjamin Schuldt

Artikel vom 25.01.2022
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